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Charlie Watts Quintet / A Tribute To Charlie Parker With Strings – CD-Review

Von Charlie für Charlie. Der Rolling Stones-Schlagzeuger Charlie Watts hatte immer schon einen Faible für den Jazz und die vorliegende Platte ist dem Ausnahme-Saxofonisten Charlie Parker gewidmet.
Drummer Charlie entwarf bereits 1961 unter dem Titel "Ode To A High Flying Bird" ein Kinderbuch, das 1965 offiziell erschien. Musikalisch war seinerzeit wohl Alexis Korners Blues Incorporated die Keimzelle der Rolling Stones, denn nicht nur Charlie Watts war dort Mitglied, sondern auch Mick Jagger sowie Brian Jones. Die Zusammenarbeit war von sehr kurzer Dauer, denn Mitte 1962 erweckte man The Rolling Stones zum Leben.

Charlie Watts' heimliche (oder erste) Liebe für den Jazz trug seit dem Ende der Achtzigerjahre Früchte. In unterschiedlichen Formationen, bis hin zur Big Band, brachte Charlie Watts Alben auf den Markt.
Dazu gehört der Live-Mitschnitt zweier Konzerte, die am 31. Oktober beziehungsweise 01. November 1991 im Ronnie Scotts, Birmingham, aufgezeichnet wurden. Es wurden zwei Sets in unterschiedlicher Besetzung gespielt. Vom "Intro", dem ersten Track auf "A Tribute To Charlie Parker With Strings", abgesehen, wurden die folgenden acht Stücke im Quintett gespielt. Dabei waren auf der Bühne Saxofonist Peter King, Trompeter Gerard Presencer, Brian Lemon am Piano, David Green (Kontrabass) und Schlagzeuger Charlie Watts. Bei der Wertschätzung für einen Saxofonisten durfte ein solcher hier natürlich nicht fehlen. Peter King war der Holzbläser der Gruppe und bei einer solchen Hommage spielt er selbstredend die zentrale Rolle in der Band.
Eine sechste Person gibt es dennoch, denn aus dem weiter oben erwähnten Buch zitierend ist Bernard Fowler, der Erzähler zwischen den Liedern. In "Loverman" übernimmt er die Vocals.

Neben dem Saxofonisten Peter King haben auch Pianist Brian Lemon zum Beispiel bei "Bad Seeds – Rye Drinks" beziehungsweise Trompeter Gerard Presencer ein musikalisches Solo-Wörtchen mitzureden. Der Blechbläser sorgt über die gesamte Distanz für kecke Trompeten-Intermezzi. Die Hauptperson ist allerding Peter King, der gleichzeitig auch in die Rolle des »Musical Director« schlüpfte. Charlie Watts gibt der Gruppe seinen Namen, ist hier aber nur der Rhythmiker und zeigt, dass der nicht nur die Blues- oder Rock-Taktung beherrscht.

Bei den fünfzehn Tracks handelt es sich nicht ausschließlich um Charlie Parker-Eigenkompositionen. Einige Songs wurden von Peter King geschrieben, andere bringt man in Zusammenhang mit dem einflussreichen Saxofonisten, dessen Spitzname kurz 'Bird' ist. Die ersten, in der Fünfer-Formation gespielten Nummern erweisen sich als eine mehr als würdige Verneigung vor dem Künstler, der über den Bebop richtungsweisende Arbeiten für Modern Jazz schuf.

Ab "Just Friends" gesellt sich dann eine siebenköpfige Streichergruppe dazu. Robert Johnson ist für die Harp-Beiträge zuständig. Auch hier steht Saxofonist Peter King im Spotlight. Ob im Big Band-Sound oder mit einzelnen Bläser-Klängen ist aus meiner Sicht auch die Streicher-Abteilung der Scheibe klasse. Die wesentlichen Formen des stellenweise auch virtuosen Spiels von Charlie Parker werden treffsicher herausgestellt.
Die Scheibe verfügt über viele Höhenpunkte, die nicht nur aus den von Charlie Parker geschriebenen Songs bestehen und im zweiten Teil haben auch Streichinstrumente ihre Freiräume.

"A Tribute To Charlie Parker With Strings" ist nur eine von Charlie Watts-Veröffentlichungen, die sich rund um den Jazz ranken. Die vorliegende Platte gehört auch nach fünfundzwanzig Jahren definitiv zu den bemerkenswerten Alben des Rolling Stones-Schlagzeugers.


Line-up Charlie Watts Quintet:

Peter King (alto saxophone)
Gerard Presencer (trumpet)
Brian Lemon (piano)
David Green (acoustic bass)
Charlie Watts (drums)
Bernard Fowler (narration, vocals – #16)
Jim Davis (violin)
Arnold Goodger (violin)
Andrew Hughes (violin)
Adrian Staines (violin)
Nicola Akeroyd (viola)
Sylvia Knussen (cello)
Robert Johnson (harp)
Julie Robinson (oboe)

Tracklist "A Tribute To Charlie Parker With Strings":

  1. Intro (0:25)
  2. Practicing, Practicing, Just Great (6:06)
  3. Black Bird, White Chicks (5:10)
  4. Bluebird (4:28)
  5. Bound For New York (5:46)
  6. Terra De Pajaro (3:51)
  7. Bad Seeds – Rye Drinks (4:57)
  8. Relaxing At Camarillo (3:54)
  9. Going, Going, Going, Gone (7:08)
  10. Just Friends (3:18)
  11. Cool Blues (3:17)
  12. Dancing In The Dark (3:22)
  13. Dewey’s Square (5:37)
  14. Rocker (4:05)
  15. Lover Man (6:31)
  16. Perdido (7:19)

Gesamtspielzeit: 75:20, Erscheinungsjahr: 1992

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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