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Christof Graf / Zen & Poesie – Das Leonard Cohen-Lexikon, Band 1 – Buch-Review

Christof Graf - "Zen & Poesie - Das Leonard Cohen-Lexikon, Band 1) - Buch-Review

Heiliger Leonard! Oder soll ich lieber schreiben Heiliger Christof? Der anerkannte Cohen-Experte und -Biograf Christof Graf (der unter anderem bereits das Buch Leonard Cohen – Titan der Worte verfasst hat) hat sich noch einmal auf Spurensuche begeben und dazu alles zusammen getragen, was er selbst über den im November 2016 verstorbenen kanadischen Singer/Songwriter finden konnte. Und das ist nicht gerade wenig, wenn man sich die mehr als 500 Seiten so anschaut. Dabei haben wir es hier gerade einmal mit Band 1 zu tun. Wieviele da wohl noch kommen werden? Zweifelsfrei hat Cohen in seinem Leben viel erlebt, durchwanderte unglaubliche Höhen sowie scheinbar niemals enden wollende Tiefen, er war ein Poet, ein Lady’s Man, aber auch ein von schweren Depressionen geplagter Mann mit einem starken Hang zum Alkohol. Dabei war es wohl immer wieder die Religion, die ihn aus seinen tiefsten Sümpfen wieder heraus zu ziehen schien.

Und genau damit, sprich, knapp sechzig Seiten lang befasst sich der erste Teil dieses Lexikons. Cohen zog sich immer wieder mal in ein buddhistisches Kloster zurück, um für einige Zeit dem Wahnsinn dieser Welt zu entfliehen und seine innere Ruhe wieder herzustellen. Es gibt ein Vorwort von seinem Sohn Adam Cohen und ca. ab Seite 60 beginnt dann das eigentliche Lexikon. Und hier findet der interessierte Leser – alphabetisch von A bis Z geordnet – tatsächlich alles, was es zu Leonard Cohen zu wissen gibt bzw. mit dem Amerikaner in Verbindung steht. Wirklich alles? Wohl kaum, denn sonst würde es ja (in Zukunft) keinen zweiten Band geben. Immer wieder mal werden Songtexte gänzlich abgebildet und im besten Fall gibt es dazu sogar noch Abwandlungen/Variationen dieser (auf Live-Alben) sowie eine deutsche Übersetzung. Aber das ist noch nicht alles, denn obendrauf geht der Autor auch noch auf den Text, dessen Ursprung und Bedeutung ein. Dies öffnet dem Leser dann doch schon mal die Augen und er sieht die Lyrics plötzlich von einer komplett anderen Warte. Bei der Vielzahl der von Cohen veröffentlichten Songs ist die gerade beschriebene Behandlung natürlich nicht bei jedem Track möglich.

Manchmal gibt es etwas seltsame Einträge, wie beispielsweise auf Seite 336: »Redmond, Jack –> Trombone, Musiker auf "Death Of A Ladies Man", 1977«. Okay, dass es eine Cohen-Platte mit diesem Titel aus dieser Zeit gibt, war mir wie bestimmt auch vielen anderen Fans und Interessierten bekannt. Aber wie viel Prozent der Leser dürften wissen, dass es sich bei dem Instrument 'Trombone' um eine Posaune handelt? Oder noch ein Beispiel gefällig? Ein Eintrag auf Seite 368: »Stille Nacht –> Silent Nights –> Weihnachtslied(er)« Aaah ja, alles klar… gut zu wissen. Aber Dinge wie diese sind nur minimale Irritationen, die das Gesamtbild keinesfalls zerstören. Die Pluspunkte überwiegen die Minuspunkte mit drastischem Abstand und es ist einfach nur Wahnsinn, wenn man die Arbeit bedenkt, die hier reingesteckt werden musste. Und die Geschichten zu manchen Texten bzw. der Grund, warum diese entstanden sind oder über wen sie eigentlich gehen, ist durchgängig hochinteressant zu lesen. Cohen kannte sehr viele seiner Kolleg/inn/en so persönlich, dass einige damaligen Nummern über eben diese handelten, selbstverständlich ohne dass sie beim Namen genannt wurden.

Langer Rede, kurzer Sinn: Mit "Zen und Poesie" bekommt man genau das, was auf dem Umschlag bereits drauf steht, nämlich keine Biografie, sondern ein Lexikon. Und darin kann an selbstverständlich auch stöbern, lesen, durch die Seiten zappen und springen, wie man will. Gut und aufwendig zusammengestellt von dem Saarländer Christof Graf. Da kann man sich eigentlich schon auf Band 2 freuen.


Paperback, 508 Seiten

ISBN: 978-3-89841-846-1

Preis: € 34,90

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

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