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Chrome / Scaropy – CD-Review

Chrome / "Scaropy" - CD-Review

Bereits Mitte der siebziger Jahre wurde von dem Musiker Damon Edge in San Francisco die Band Chrome gegründet. Nach dem ersten Album ("The Visitation", 1976) stieß der Musiker Helios Creed dazu und es kam zu mehreren Album-Veröffentlichungen, die im Post Punk und frühem Industrial angesiedelt waren. In ihrer Heimat bekam die Band damit zwar keinen Fuß auf den Boden, baute sich mit den Scheiben "Alien Soundtracks" (1977) sowie "Half Machine Lip Moves" (1979) jedoch eine kleine, dafür aber umso fanatischere Fan-Gemeinde in Großbritannien und auch Deutschland auf. Im Jahr 1983 zog Damon Edge nach Paris und gründete dort mit komplett neuen Musikern eine neue Version von Chrome. Es erschienen weitere Band-, aber auch Soloalben. Als man Damon Edge im August 1995 in seinem Apartment in Kalifornien fand, war er bereits etwa einen Monat tot. Nur Wochen vorher hatte er noch mit Helios Creed über eine Reunion gesprochen. Ein weiteres trauriges Schicksal aus der Welt des Rock’n’Roll.

Jedenfalls nahm Helios Creed dann die Zügel in die Hand und führt Chrome seit 1997 weiter. Um genauer zu sein, ist im Sommer dieses Jahres die 13. Platte mit dem Titel "Scaropy" erschienen. Darauf zu finden sind insgesamt zwölf Post Punk-Stücke, die sich – wie meistens für den Autor hinsichtlich dieser Stilrichtung – ziemlich apokalyptisch anhören. Durchaus auch mal cleanere Sounds werden immer wieder von Noise-Attacken zum Verstummen gebracht bzw. schlichtweg überpowert. Überhaupt wird hier – wie bei dem von der Band gezockten Genre nicht unüblich – so ziemlich alles (bis hin zum Gesang) durch Soundeffekte entfremdet. Das kommt auf einzelnen Tracks (wie beispielsweise "Hello Sunshine" oder "They’re Coming To Get You") richtig gut, kann auf die Dauer aber auch, ist man nicht gerade ein eingefleischter Fan, auch ein bisschen an den Nerven kratzen und/oder ermüdend wirken.

Die Nummer "H Of Spades" ist nach Band-Angaben von Motörhead inspiriert und mit ein bisschen gutem Willen kann man hier bezüglich der Gitarre, den Drums und dem Rhythmus auch das Stück "Ace Of Spades" heraushören. Was die Amerikaner jedoch nicht davon abgehalten hat, die Noise-Attacken sowie den extrem verzerrten Gesang beizubehalten. "Night Nurse" klingt wie der Soundtrack zu einem Horror-Streifen, ist aber auch einer der Titel, der alleine durch seine extrem dichte Atmosphäre punkten kann. Sowohl "An Open Letter" als auch "Push" bewegen sich wieder auf einem sehr schmalen Grat zwischen Normalität und Wahnsinn, während hier (wie bereits bei dem ein oder anderen Song zuvor) andere Stimmen zu hören sind. Unter dem Noise-Teppich ist dann auch mal ein Gitarrensolo auszumachen, das den Track ein gutes Stück nach vorne bringt. Nach einigen Durchläufen drängt sich der Eindruck auf, dass hier teilweise mit einem Drum Computer gearbeitet wurde – was entweder stimmt oder bescheinigt, dass die Band so gut bei der Verfälschung ihrer Sounds ist, dass sie selbst damit in die Irre führt.

Auf "Scaropy", dem 13. Studioalbum der amerikanischen Post Punk- und Industrial-Band Chrome ist wenig bis gar kein Sonnenschein zu finden. Hier geht es durchweg düster und alptraumhaft zur Sache, womit sicher nicht jeder Musik-Fan glücklich werden wird. Fans der angesprochenen Stilrichtung(en) sollten unbedingt ein Ohr riskieren, wer bisher noch nichts mit dieser Sparte zu tun hatte, dem würde ich die Titel "New Happy Future", "Hello Sunshine", "Scaropy" sowie "They’re Coming To Get You" zum Anchecken empfehlen.


Line-up Chrome:

Helios Creed
Hilray 'Stench' Hanes
Tommy L. Cyborg
Aleph Omega
Lou Mintati XIII

With:
Dorothy Vader
Mattomatic

Tracklist "Scaropy":

  1. Scaropy
  2. H Of Spades
  3. Terminate
  4. New Happy Future
  5. Hello Sunshine
  6. Night Nurse
  7. Tataria
  8. An Open Letter
  9. Push
  10. They’re Coming To Get You
  11. Kilauea
  12. The Opposition

Gesamtspielzeit: 37:16, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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