Das Chronatic Quartet veröffentlichte 2020 das Album "Patchworks". Zwei Jahre vorher hatte RockTimes bereits die Gelegenheit, am 25. Oktober 2018 bei einem Konzert des Quartetts anwesend zu sein. Classic Meets Pop ist das Motto der Combo.
Aus dem damaligen Bericht: »[…] Für aufgeschlossene Musik-Fans gilt, was die Band selbst in ihrer Biografie über ein Konzert schreibt: […]«
»[…] Ein Abend mit dem Chronatic Quartet ist ein vertonter Dialog der Generationen, eine Reise durch die vierte Dimension; also setzen Sie sich hin und schnallen Sie sich an, wenn es heißt: Classic Rocks Pop! […]«
Wer kennt "Karneval der Tiere", genauso wie "Die Moldau" von Bedřich Smetana aus dem Schulunterricht?
"Karneval der Tiere" ist ein bedeutendes Werk von Camille Saint-Saëns.
Das Chronatic Quartet hat sich der Suite angenommen und »[…] seinen Karneval der Tiere für Violine, Klavier, Schlagzeug und Bass umgestaltet. Dabei handelt es sich nicht um eine notengetreue Übertragung des 'animalischen Defilees', sondern um eine eigene kompositorische Interpretation. […]«
Mit Chronatic Quartets "Karneval der Tiere" lernen wir nun eine äußerst zeitgemäße Version von Camille Saint-Saëns' Komposition kennen.
Feinfühlig und mit viel Fingerspitzengefühl hat die Band eine "Karneval der Tiere"-Ausgabe auf den Markt gebracht, die die Leute vor den Lautsprechern erfreut und gleichzeitig fesselt. Die Songs sind ein Fest der Klänge.
Das Booklet ist ein Augenschmaus über insgesamt neunzehn Seiten. Hier schon ein Lob an alle Leute, die für Fotos/Layout (Rebecca ter Braak) sowie Artwork (Andrea Huyoff) zuständig waren.
Die unterschiedlichen Tiere und unsere Vorstellung über die – wenn man so will – verschiedenen Charakterzüge sind in bemerkenswerter Art und Weise sozusagen in Sounds transformierte Hörerlebnisse.
Die Umsetzung durch den Violinisten Tobias Paulus sowie Pianist Benedikt ter Braak sind beeindruckend. Ihre Saiten- sowie Tastenarrangements sind einerseits durchaus zupackend und andererseits von einer verblüffenden Anmut.
Bassist Marco T. Alleata und Schlagzeuger Jan Friedrich gehen sehr einfühlsam mit ihren Beiträgen um. Sie geben den Liedern eine nicht von der Hand zu weisende Färbung.
Das "Aquarium" ist geradezu dramatisch. In der "Voliere" herrscht betriebsame Eile. Die Violine lässt verschiedene Vögel vor dem geistigen Auge flattern und natürlich ist "Pianisten", einer »[…] Komposition für 8 Hände an einem Klavier […]« die Spielwiese von Benedikt ter Braak.
Gemächlich, so als könnte sie nichts aus der Ruhe bringen, schreiten die "Schildkröten" dahin. Diese balladeske Nummer pendelt zwischen luftig und bodenständig. Highlight!
Die in Stein überlieferten archaischen Tiere werden in ihrer Starre geradezu quirlig zum Leben erweckt. "Fossilien" glänzt auch durch eine sich an dramatischer Atmosphäre angelehnten Stimmung.
Das Lied "Hausesel" wird verfeinert durch Dudelsack-Klänge von Lisa Marie Friedrich sowie Steffen Lütkes Maultrommel-Sounds.
Erhaben bewegt sich "Der Schwan" an uns vorbei und durch Tobias Paulus' Violine schwingt viel Sehnsucht, Herzschmerz oder Sentimentalität mit. Highlight!
In virtuoser Manier geleitet uns das "Finale" zum Abschluss einer kompositorisch-famosen Chronatic Quartet-Interpretation von "Karneval der Tiere".
Chronatic Quartets "Karneval der Tiere" rechtfertigt in allen Belangen, sich dieses geschichtsträchtigen Werks von Camille Saint-Saëns angenommen zu haben.
Respekt! Die »[…] eigene kompositorische Interpretation […]« spannt einen weiten Bogen um das klassische Werk.
Beide Daumen hoch für das Chronatic Quartet.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Chronatic Quartet:
Tobias Paulus (violin)
Benedikt ter Braak (piano)
Marco T. Alleata (bass)
Jan Friedrich (drums)
With:
Lisa Marie Friedrich (bagpipes – #8)
Steffen Lütke (mouth harp # 8)
Tracklist "Karneval der Tiere":
- Der Löwe (2:31)
- Hühner (2:07)
- Wilde Pferde (2:04)
- Schildkröten (2:31)
- Elefant (2:44)
- Kängurus (2:41)
- Aquarium (4:21)
- Hausesel (5:19)
- Der Kuckuck (5:08)
- Voliere (2:26)
- Pianisten (3:11)
- Fossilien (2:47)
- Der Schwan (3:10)
- Finale (2:15)
Gesamtspielzeit: 43:15, Erscheinungsjahr: 2023
2 Kommentare
Manni
20. März 2023 um 19:33 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hi Joachim,
schön, dass du mal ins andere „Genre“ rüberblickst. Ich denke, dass man von Bedřich Smetana nicht nur die zweite (Moldau), sondern alle sechs zusammenhängenden symphonischen Dichtungen kennen sollte. Das Ganze hat der Komponist als "Ma Vlast" (Mein Vaterland) betitelt. Komplett je nach "Geschwindigkeit" des Dirigenten ca. 75 (spannende) Minuten.
Joachim 'Joe' Brookes
21. März 2023 um 10:00 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Manni,
ja, tatsächlich, ich bin auch in anderen Genres unterwegs. Mich interessiert zum Beispiel auch der Modern Jazz.
Danke für deinen Hinweis auf weitere Bedřich Smetana-Veröffentlichungen. Während des Scheibens der Besprechung kam mir halt einfach der Musikunterricht zu meiner Schulzeit in den Sinn.
Schöne Grüße
Joe