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Claude Freymann / Wassermanns Paradies – Buch-Review

Claude Freymann- "Wassermanns Paradies" - Buch-Review

Also, um es gleich mal vorab fest zu halten: "Wassermann’s Paradies" ist kein Buch über The Doors. Oder besser gesagt, ist es kein herkömmliches Buch über die Mannen um Jim Morrison. Die Band aus dem sonnigen Kalifornien, ihr Frontmann und dessen Texte kommen mit fortschreitender Seitenzahl zwar immer gewichtiger ins Spiel, aber die Hauptfigur in diesem Roman ist eindeutig der Erzähler, ein sich ewig auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und am Rande des Wahnsinns befindender Mensch, dessen Gedankenspiele manchmal interessant sind, den Leser an anderen Stellen allerdings auch nur noch stöhnend die Augen rollen lassen. Zumindest erging es dem Rezensenten so und deshalb sei auch gleich an dieser Stelle schon einmal festgehalten, dass dieses Buch voraussichtlich polarisieren, wahrscheinlich seine Freunde, aber sicher auch seine Kritiker finden wird.

Um mal chronologisch vorzugehen, lernt eine noch jüngere Frau auf dem Rückflug eines Business-Trips von Los Angeles nach Frankfurt mit ihrem Sitznachbarn eine Zufallsbekanntschaft kennen. Die beiden kommen ins Gespräch und der Mann erzählt ihr seine Lebensgeschichte, beginnend bei seinen ganz jungen Jahren über die Reise in den Wahnsinn und wieder zurück. Wirklich zurück? Dieser Eindruck wird zwar vermittelt, darf jedoch zumindest bezweifelt werden. Beim Verfasser dieser Zeilen bilden sich vor dem geistigen Auge jedenfalls große Fragezeichen, wo er überhaupt anfangen und wo er schließlich enden soll. Der Erzähler ist von Kind auf ein sehr sensibler Junge, der noch offene Augen und Ohren für spirituelle Dinge hat, die den meisten Menschen mit fortschreitendem Alter verloren gehen. Als er älter wird, führt ihn seine Suche nach entweder Gott und/oder dem Paradies in immer verschlungenere Gedankengänge, während ihm immer wieder scheinbar zufällige Begebenheiten und Zahlenspiele die Vorlagen auf seinem Ritt in eine ausgewachsene Psychose geben.

Die Höhepunkte dieser werden erreicht, als er beispielsweise in seinem authistischen Sohn die Reinkarnation von Jim Morrison und seiner noch jüngeren Tochter die Reinkarnation von Lale Anderson ("Lili Marleen") zu erkennen glaubt. Dies führt im Verlauf des Buches weiter zu Gedankengängen und der Überzeugung, dass Jim Morrison die Reinkarnation von Gottes Sohn war. Außerdem spielen die beiden Zahlen 13 und 27 ein ganz große Rolle bei dem Erzähler, der irgendwie aus allen Daten und weiteren Erlebnissen seiner Vita durch Bildung von Quersummen, Dividierungen und weiteren Zahlenspielen auf Erkenntnisse zu kommen scheint, die den Rezensenten irgendwann nur noch schulterzuckend zurück ließen. Und dann die Anagramme! Man sollte nicht glauben, was man aus den Buchstaben des Namens James Douglas Morrison noch so alles zaubern kann …

Wie bereits erwähnt schleichen sich die Doors zwar langsam, im letzten Drittel des Romans aber immer stärker ins Spiel. Oder genauer gesagt, vor allem deren Songtexte und die Interpretationen des Erzählers. Von daher sollte also jeder der glaubt, es mit einem Rock-Roman zu tun zu haben, an dieser Stelle gewarnt sein, dass dem eben nicht so ist. Erwähnt hatte ich bereits, dass dieses Buch polarisieren wird. Wer Spaß an Zahlenspielen und Anagrammen hat, darüber hinaus glaubt, dass eben doch nicht alles im Leben Zufall, sondern von langer Hand und einer höheren Kraft geplant ist, der wird "Wassermanns Paradies" von Claude Freymann sehr wahrscheinlich lieben. Realos bzw. Menschen, die ihr Leben bzw. den Lebenssinn auf Fakten und wissenschaftlich festgehaltenen Erkenntnissen definiert haben, sollten die Finger lieber weg lassen. Oder es doch mal versuchen, um die andere Seite des Wahnsinns kennen zu lernen.


Herausgeber: BoD – Books on Demand; 4. Edition
Sprache: Deutsch
Taschenbuch: 364 Seiten
ISBN-10: 3756209105
ISBN-13: 978-3756209101
Abmessungen: 14.81 x 1.91 x 21.01 cm

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

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