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Cliffie Stone / Barracuda – CD-Review

Cliffie Stone / Barracuda

Ach, die Fundgube relativ unbekannter Musiker ist doch recht groß angelegt. Denn der von 1917 bis 1998 unter uns weilende kalifornische Country-Musiker, Produzent und Moderator Cliffie Stone soll zwar als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Country-Musik gelten und großen Anteil an der Entwicklung des Country an der Westküste der USA gehabt haben, doch ich denke, so geläufig wie viele andere, wenn man an Country denkt, wird sein Name nicht sein.

Gut, dass es auch bei dieser Produktion von Bear Family Records solch umfangreichen und informativen Ausführungen im sechsunddreißig Seiten starken Booklet gibt, mit vielen Fotos und einer sorgfältig recherchierten Biografie von Roland Heinrich.
So erfahren wir unter anderem, dass Cliffies Karriere in der Band von Stuart Hamblen als Bassist startete, und somit bei einem seinerzeit in den zwanziger und dreissiger Jahren einflussreichen Musiker. Doch als Moderator diverser Radiosendungen wurde Cliffie Stone dann noch bekannter, das war etwa 1943-1947. Für einige Shows war er ebenfalls aktiv, unter anderem mit einer eigenen, dem Dinner Bell Round-Up, später Hometown Jamboree, wo er zahlreiche namhafte Country-Stars begrüßte.
Ferner war der Protagonist Manager in der Country-Abteilung von Capitol Records und war verantwortlich für die Entdeckung später bekannter Country-Musiker, allen voran Tennessee Ernie Ford und Hank Thompson. Als Musiker selbst spielte er in jener Zeit auch Schallplatten ein, der erfolgreichste davon war 1955 der "Popcorn Song". Klar, auch der ist auf dieser Kompilation vertreten – der Track neunundzwanzig.

Diese CD, "Barracuda", liefert die beste Auswahl seiner Aufnahmen aus den Jahren 1947 bis 1955, mit Western Swing, Hillbilly Boogie und Rock ’n' Roll. Darüber hinaus begleitete er mit seinen Bands bzw. Orchestern eine Vielzahl von Kollegen wie Tennessee Ernie Ford oder Bob Roubian – ebenfalls eine Entdeckung von Cliffie Stone.

Begleitet wurde der Sänger und Bassist von zahlreichen, mehr oder weniger nicht so bekannten Musikern, wie zum Beispiel Edward M. 'Eddie' Kirk (guitar), Margie DeVere (fiddle), Milton Curtis 'Muddy' Berry (drums), Pete Martinez (steel guitar). Lediglich Merle Travis oder Tennessee Ernie Ford zählen zu den bekannten Künstlern.

Nun, das sollte kein Vorurteil der Musik gegenüber auslösen, denn offensichtlich handelt es sich um erfahrere Studiomusiker, die hier meistens bei den Aufnahmen in den Capitol Recording Studios in Hollywood und bei Radio Recorders, auch in Hollywood, tätig sind. Jedenfalls zeigen alle Beteiligten vom ersten Song an, wie gut das abgeht! "Barracuda" – das ist kein Country, das ist lupenreiner Rhythm & Blues mit dem kraftvollen Saxofon von Ted Romersa. Dazu ein kurzes cooles Gitarrensolo von Billy Strange, und die Rhythm Section swingt großartig. Das ist ein vorwärtstreibender Sound erster Klasse, aufgenommen am 6.August 1954.

Doch "Roly Poly" aus 1947 trägt uns dann, genauso energisch swingend, in die Welt des Western Swing à la Bob Wills. Und das ist eigentlich auch ein wesentliches Merkmal dieser Musik – sie swingt! Ein Umstand, den ich in der heutigen Musikszene immer weniger wahrnehme, außer im Jazz. Aber hier treibt das jeden Song unerbittlich nach vorn, berührt die Seele und verführt zu Bewegungen der äußeren Extremitäten. Mit "Blue Moon Of Kentucky" von Bill Monroe tritt der erste bekanntere Song auf den Plan, auch er ist voll im R&B-Modus.

Noch jazziger wird es mit dem siebten Song, Bob Roubian With Cliffie Stone’s Orchestra und ihr "Gonna Marry That Gal". Roubian singt den Song, Stone spielt den treibenden Bass und eine Bläserabteilung untermalt den Sound. Neben Roubian gibt es noch Songs mit weiteren Frontleuten, wie Tennessee Ernie Ford, der erstmals mit "Country Junction" auftritt, wiederum feinster Western Swing, und Jeanne Gayle.

Und in diesem abwechslungsreichen Umfeld geht es weiter, Vorläufer des Rock’n’Roll sind solche Songs wie "Please, Please" oder "Here Comes The Train". Aber auch ein Song dieses Genres werden geboten mit der individuellen Version von "Blue Suede Shoes".

Ja, das ist ein weiteres wertvolles Album der erfolgreichen CD-Serie 'Gonna Shake This Shack', mit einer überfälligen Würdigung der Verdienste einer der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte der Country Music und einem Pionier des Rockabilly. Im Übrigen wurde Cliffie Stone neun Jahre vor seinem Tod in die Country Music Hall Of Fame aufgenommen.


Line-up Cliffie Stone:

Clifford G. 'Cliffie Stone' Snyder (vocals, bass)
plus numerous musicians

Tracklist "Barracuda":

  1. Barracuda
  2. Roly Poly
  3. Domino
  4. Blue Moon of Kentucky
  5. He’s a Real Gone Oakie
  6. Cream of Kentucky
  7. Bob Roubian With Cliffie Stone’s Orchestra – Gonna Marry That Gal
  8. Sugar Hill
  9. Tennessee Central (Number 9)
  10. Tennessee Ernie Ford – Country Junction
  11. Les Gotcher With Cliffie Stone’s Square Dance Band – Square Dance Boogie
  12. The Board of Education
  13. Everyone’s Sweetheart and Nobody’s Gal
  14. B-one Baby
  15. Tennessee Ernie With Cliffie Stone’s Orchestra – I Don’t Know
  16. Tater Pie
  17. Please, Please
  18. Dirty Dishes
  19. Peepin' Through the Keyhole
  20. Jump Rope Boogie
  21. Philosophy
  22. Tennessee Ernie – The Shot Gun Boogie
  23. T-n-teasin' Me
  24. Bob Roubian With Cliffie Stone And His Orchestra – Blue Suede Shoes
  25. Here Comes the Train
  26. Sugar Pie
  27. Tennessee Ernie With Cliffie Stone’s Band – Catfish Boogie
  28. Watch It, Neighbour
  29. The Popcorn Song
  30. Jeanne Gayle With Cliffie Stone’s Music – Bim Bam Baby
  31. The Grunt Song

Gesamtspielzeit: 75:21, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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