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Clyde McPhatter / Rocks – CD-Review

"Rocks" komplettiert die bereits »[…] überfällige zweiteilige Dokumentation auf Bear Family, die einem der großartigsten Gospel-, Rhythm & Blues-, Soul- und Rock & Roll-Sänger gewidmet ist: Clyde McPhatter (1932 – 1972). […]«
RockTimes rezensierte bereits The Ballads Of Clyde McPhatter.

Aus den Informationen des Plattenlabels:
»[…] "Rocks" fasst seine besten schnellen Aufnahmen aus seiner Zeit bei Billy Ward & The Dominoes, den Drifters und seiner Solokarriere zusammen. Detailreiche Linernotes von Musikhistoriker Bill Dahl im ausführlichen Begleitheft und – wie immer bei Bear Family – sorgfältig restaurierte Aufnahmen in bestmöglicher Qualität. […]«
»[…] Die Behauptung, Soul Music habe in jenem Moment begonnen, als Clyde McPhatter seinen Mund öffnete und loslegte, ist nicht übertrieben. Die neuartige Mischung aus Rhythm and Blues und Gospel des melismatischen Leadsängers (Tenor) von Billy Ward’s Dominoes entstand sogar noch vor der von Ray Charles kreierten Melange und öffnete die Tür zu einem ganz neuen Musikgenre. Und wie Clyde rocken konnte! […]«

Die CD umfasst vierunddreißig Songs, befindet sich in einem sechsseitigen Digipak und das Booklet umfasst zweiunddreißig Seiten.
Mit fast achtzig Minuten kann sich die Gesamtspielzeit echt sehen lassen. Mehr geht nicht.
Daumen hoch für Bill Dahl (Liner Notes), Nico Feuerbach (Re-issue Producer), Peer Meyer (Mastering) und Sven T. Uhrmann (Artwork).

Los geht es mit "Can It Be Wrong".
Die Antwort auf den Songtitel lautet nein, denn der Album-Starter groovt, die E-Gitarre fetzt, die Harp heult und dann ist da noch ein ausgesprochen quirliges Saxofon-Solo.
Ja, mit seinem Gesang überzeugt Clyde McPhatter auch im rockenden Modus.

Die ältesten Nummern auf "Rocks" datieren aus dem Jahr 1953.
"Money Honey" gibt es auf der vorliegenden Platte quasi in zwei Ausgaben.
Dazu schreibt Bill Dahl: »[…] Two of Clyde’s early triumphs with The Drifters, Money Honey and Such A Night, received a welcome dusting off the ubiquitous Merry Melody Singers supplying the harmonies and Boots down in the valley with the steady ride on Money Honey. […]«

Die erste Ausgabe (Track 3) verfügt über einen schönen Groove und Sam Taylor rockt auf seinem Holzblasinstrument. Herausragend ist natürlich der The Drifters-Gesang.
Die zweite Version (Track 29) stellt den Groove mehr in den Vordergrund und die Horns kommen in einer Art Big Band-Sound rüber. Man mag die letztgenannte Variante als etwas glatter, klarer im Klang bezeichnen.
Für "Bip Bam" war man Mitte November 1953 im Studio. Der Blues streift den Boogie Woogie und dieses Lied firmiert unter Clyde McPhatter & The Drifters. Klasse Song!
Einen Track mit Clyde McPhatter & The Drifters gibt es noch. "What’cha Gonna Do" gehört wohl zu den flottesten Nummern der Platte. Die Band gibt Gas und kann auch hier überzeugen. Mit dem Saxofonisten Sam Taylor, bei dem unter anderem Namen Louis Jordan,Big Joe Turner, Cab Calloway oder Ray Charles auf der Visitenkarte stehen, beeindruckt.
Im Zusammenhang mit The Drifters dürfte vielleicht auch Rock von Interesse sein.

Selbst zeitlich relativ kurze Stücke haben ihren Charme und bleiben beim Hörer hängen.
So ist zum Beispiel "Lover Please", einem Hit für den Protagonisten, eine klasse Stimmungskanone mit infizierenden Handclaps. Hier begeistert das feine Saxofon von King Curtis.
"I Do Believe" liegt einem in den Ohren, weil diese Nummer zu den sehr bekannten Clyde McPhatter-Stücken zählt. In diesem Zusammenhang müssen die hervorragenden The Merry Melody Singers in Person von Margie Singleton, Mildred Kirkham, Neal Matthews Jr., Hugh Gordon Stoker sowie Raymond C. Walker genannt werden. Einfach toll, diese Gesangs-Gemeinschaft.

Auch "What’d I Say" ist so bekannt. Zu der Ray Charles-Kompostion schreibt Bill Dahl:
»[…] The sex-soaked call-and-response classic What’d I Say had been a massive 1959 smash for Clyde’s former Atlantic labelmate Ray Charles that strechted over both sides of a 45. McPhatter’s rendition wasn’t as lengthy but hit most oft he essential spots, his gospel-educated pipes roaming high and free over the crackling combo. […]«
Wenn beim Hörer "What’d I Say" auf fruchtbaren Boden fällt, dann schließt sich "Rockin' Robin" gleich an.

Es ist angebracht, aus dem Text des tollen "I Can’t Stand Up Alone" zu zitieren:
»[…] One of these day I will take a vacation by a quiet and peaceful shore cool my feet in that crystal water and I won’t have to work anymore […]«.
Diese Zeilen sind eine gute Überleitung zu Clyde McPhatters Leben, zitiert aus dem Bear Family Records-Pressetext:
»[…] Clyde McPhatter wurde 1932 geboren. Vom Leben enttäuscht, mittellos, alkoholanhängig und depressiv starb er mit nur 39 Jahren. Schon zu Lebzeiten eine Legende, blieb ihm der große kommerzielle Erfolg zu verwehrt. Er hinterließ ein gewaltiges musikalisches Vermächtnis mit Aufnahmen aus einem Zeitraum von 22 Jahren! Clyde McPhatter wurde als erster Musiker überhaupt zwei Mal in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen, zunächst als Solokünstler, später auch als Sänger der Drifters. […]«

Der "The Ballads Of Clyde McPhatter"/"Rocks"-Doppelpack lohnt sich in allen Belangen.
Hochklassige Musikgeschichte in Wort, Bild und Ton.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Clyde McPhatter:

Clyde McPhatter (lead tenor vocals – #9,12,18,24,29, vocal – #1,2,4-7,10,11,13-17,20-23,25-34)
Gerhart Trasher (tenor vocal – #9,12,18,24,29)
Andrew Thrasher (baritone vocal – #9,12,18,24,29)
Willy Ferbee (bass vocal – #24,29)
Bill Pinkney (bass vocal – #9,12,18)
Walter Adams (guitar – #24,29)
Mickey Baker (guitar – #18,24,28,29)
Jimmy Oliver (guitar – #9,12,18)
Everett Barksdale (guitar – #28)
Harold Ray Bradley (guitar – #10,17,25,26,29,31,34)
Ray Edenton (guitar – #10,17,25,26,29,31,34)
Jerry Kennedy (poss. guitar – #1,8,11,14,16,19,22,32, guitar – #5,10,17,25,26,29,31,34)
Kelso Herston (poss. guitar – #8,19,22)
Sam Taylor (tenor saxophone – #18,24,29)
Homer L. 'Boots' Randolph (saxophone – #8,10,17,19,22,25,26,29,31,34)
King Curtis (saxophone – #4)
Bill Justis (trumpet – #10,17,25,26,29,31,34)
Charles R. 'Charlie' McCoy (harmonica – #8,10,17,19,22,25,26,29,31,34)
Jesse Stone (piano – #24,29)
Harry Van Walls (piano – #18)
Hargus 'Pig' Robinson (piano – #8,10,17,19,22,25,26,29,31,34)
Howie Biggs Allstars (#7,15)
Bob Moore (bass – #8,19,22)
Bob L. Moore (bass – 10,17,25,26,29,31,34)
Murray M. 'Buddy' Harman Jr. (drums – #8,10,1719,22,25,26,29,31,34)
Panama Francis (drums – #28)
William Paul Ackerman (drums – #10,17,25,26,29,31,34)
Unknown (bass – #18,24,29)
Unknown (drums – #18,24,29)

The Merry Melody Singers (vocals – #1,5,8,10,11,14,16,17,19,22,25,26,29,31,32,34)

Tracklist "Rocks":

  1. Can It Be Wrong (2:25)
  2. Thirty Days (2:09)
  3. Money Money [Clyde McPhatter & The Drifters] (2:57)
  4. Lover Please (1:56)
  5. I Do Believe (1:55)
  6. Take A Step (2:13)
  7. Deep Sea Ball (2:20)
  8. What’d I Say (2:12)
  9. What’cha Gonna Do [Clyde McPhatter & The Drifters] (2:45)
  10. Rockin' Robin (2:43)
  11. Hey Love (1:54)
  12. Three Thirty Three (2:38)
  13. A Lover’s Question (2:34)
  14. Up To My Ears In Tears (2:04)
  15. Come What May (1:42)
  16. (You’ve Got Everything) From A To Z (1:48)
  17. Such A Night (2:34)
  18. Bip Bam [The Drifters feat. Clyde McPhatter] (2:44)
  19. Same Time, Same Place (2:23)
  20. Twice As Nice (2:31)
  21. Lovey Dovey (2:32)
  22. I’m Gonna Be A Wheel Someday (2:27)
  23. I Can’t Stand Up Alone (2:13)
  24. Let The Boogie Woogie Roll (2:49)
  25. Don’t Let Go (2:31)
  26. Little Bitty Pretty One (2:16)
  27. You’re For Me (2:17)
  28. Ta Ta (2:14)
  29. Money Honey [Mercury] (2:50)
  30. Since You’ve Been Gone (2:26)
  31. Climb That Mountain Of Love (1:59)
  32. Stop (2:03)
  33. This Is Not Goodbye (2:22)
  34. I’m Movin' On (1:59)

Gesamtspielzeit: 79:43, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

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