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Coconut Kings / Coconut Kings – CD-Review

Beginnen wir gleich mit der Werbepause zu den Coconut Kings. »[…] The only thing that really matters is the fuckin' Rock’n’Roll. […] Something you can’t understand with the head but with your guts. That’s what Coconut Kings are all about. […]«
Als Heimatstadt gibt das Quartett »Suisse« an. Die Coconut Kings sind retro, auch im Sound des vorliegenden Albums, das den Namen der Combo trägt.
Die Formation möchte es wohl (fast) allen Blues-affinen Fans zeigen. Puristen des Genres bekommen dabei leider keinen Eintritt. Geladen werden Leute, die Gefallen an R&B sowie Rock’n’Roll haben. Diese Basis-Zutaten mischen die Coconut Kings mit Calypso, Latin oder Tex Mex.
Mit Blick auf die harten Fakten der Scheibe fällt auf, dass für die insgesamt fünfzehn Songs kein Zeitraum, sondern zwei Orte angegeben werden. Brezoi befindet sich in Rumänien und bei St-Narcisse-de-Rimouski findet man im Internet einen Hinweis auf eine Stadt in Kanada.

Bei den fünfzehn Liedern gibt es insgesamt drei Verweise auf Texte, die nicht von den Coconut Kings stammen. Klar, dass es sich die Band nicht nehmen lässt, die Songs von Billy Boy Arnold, Eddie 'The Chief' Clearwater und einem Blues-Helden mit musikalischen Kleidern aus dem eigenen Schrank anzuziehen.
So geht "I Wish I Would" mit hochoktanigem Rock’n’Roll an den Start. Eine fetzige Nummer mit einem entsprechenden E-Gitarrensolo von Roman Bader. Micael Da Costas Stimme verfügt über eine ähnliche Anziehungskraft wie der Sechssaiter und mit einigen Backing Vocals reicht der Track am Schluss an die Grenzausläufer der Partystimmung.
"I Can’t Be Satisfied" kommt im Vergleich zum Original mit einem raueren Ambiente rüber. Die Slide-Action ist ungeschliffen und der Frontmann singt mit Reibeisen auf den Stimmbändern und fast schon heiserer Stimme. Guillaume Buro gefällt mit seinen Piano-Passagen und die Hintermannschaft serviert einen staubtrockenen Rhythmus dazu. In dieser Ausführung gefällt das Lied.
Die – nach dem Opener – zweite Cover-Buchstütze ist der Rausschmeißer "Hillbilly Blues", in dem man den Rock’n’Roll abermals aufleben lässt. Dabei hält man sich eher an eine üblich-bekannte Auslegung des Genres, so in der Nähe von Chuck Berry. Nach zwei Minuten ist die Predigt gelesen und für den Rest der Spielzeit kommt es nach einer kleinen Pause zu einer nicht weltbewegenden Art Sound-Collage mit französischem Text.

So viel Glück kann man doch gar nicht haben. "Five Times Lucky At The Russian Roulette" lebt von der Dramatik, die sich aus einer gewissen relaxt-balladesken Atmosphäre hin zur schweißtreibenden Dynamik entwickelt. Hier ist es Harper Sylvain Warpelin, der uns geschickt inszeniert durch den Song führt. Sobald Fahrt aufgenommen wird, setzen sich die dicken und dünneren Saiten von Bass und Gitarre durch. Die Studio-Stimmung wird sozusagen gratis mitgeliefert. Micael Da Costa wandelt sich vom Prediger zum Shouter.
Tex Mex-Ambiente mit individuell gewählten Gewürzen erfahren wir in "The Sad Fate Of Mr. Yourself". Der Gitarrist mag es häufig rockig und zuweilen hat der Micael Da Costa-Gesang etwas von einem Voodoo-Zauberer aus dem Urwald. Das "Midnight Stomp"-Instrumental ist eine Live-Aufnahme von akzeptabler Qualität. Es ist schon erstaunlich, dass einem die Lieder irgendwie länger vorkommen, als so um die drei Minuten.

"Menina (When You Walk With The Wolves)" beinhaltet einen relativ leichten Gypsy-Touch, "No Calypso Song" setzt auf die Stärke akustischer Instrumente und die "Grab The Money And Run!"-Taktik-Empfehlung an Diebe hat vom Sound her schon so eine Art Rohfassungs-Charakter.
Alles in allem sind die Coconut Kings (noch) keine Könige, gehören allerdings zur weitläufigen Verwandtschaft einer royalen Rock’n’Roll-Familie.


Line-up Coconut Kings:

Micael Da Costa (melodica, nose flute, guitar, vocals)
Roman Bader (lead guitar, banjo, drums – #2,3,5,6,8,10-14)
Loris Ruchet (double bass)
Sylvain Warpelin (harmonica)

With Some Friends:
Guillaume Buro (piano – #4,7,10,15)
Johan Glardon (drums – #1,4,7,9,15)
Yannick Darbellay (kazoo trumpet – #12)

Tracklist "Coconut Kings":

  1. I Wish You Would
  2. Five Times Lucky At The Russian Roulette
  3. All Saints Cursed
  4. Middle Class Burnout
  5. The Sade Fate Of Mr. Yourself
  6. Midnight Stomp
  7. I Can’t Be Satisfied
  8. Catwalk
  9. The Gundog
  10. Neon Light City Blues
  11. Menina (When You Walk With The Wolves)
  12. No Calypso Song
  13. Corazón Error #404
  14. Grab The Money And Run!
  15. Hillbilly Blues

Gesamtspielzeit: 45:29, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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