Colin wer? Colin Hicks, das ist der Bruder von Thomas Hicks. Und wer ist das nun wieder? Ach, den kennt man sicher, denn er firmierte unter dem Namen Tommy Steele, und der ist der ältere Bruder von Colin. Doch während man sich unter Tommy Steele, mit seinen Hits in den Fünfzigern und Sechzigern, durchaus etwas vorstellen kann, blieb Colin eigentlich eher unbekannt.
Dieser hatte eher mäßigen Erfolg in den Fünfzigern mit der Band Colin Hicks & The Cabin Boys. Diese britische Band tourte ein wenig, erschien einige Male im Fernsehen und veröffentlichte in den Fünfzigern auch zwei Singles auf Pye Records. 1959 gelang ihnen ein relativ nationaler Erfolg in Italien, sie erschienen in einem Film und veröffentlichten dort auch einige Singles.
Auf dieser CD von Bear Family mit einem sechsunddreißig Seiten starken Booklet finden wir siebenundzwanzig Songs von Colin Hicks, "Sexy Rock" wird geboten, viele Raritäten beinhaltend. Die Titel stammen aus den Jahren 1957-1961, sowohl in England als auch in der Wahlheimat des Protagonisten aufgenommen. Unter den Raritäten finden sich extrem seltene, wie etwa das italienisch gesungene "Impazzivo Per Te", mit dem Tony De Vita Orchester, das 1960 als Beilage einer Zeitschrift nur auf sogenannter Flexi-Disc erschien. Ebenfalls dabei sind beide Seiten seiner erste Single aus 1957 für das britische Pye Nixa Label.
Nicht chronologisch geordnet, startet die Kompilation mit dem Jahr 1959,"Giddy Up A Ding Dong" wurde bereits in Italien eingespielt und dieser Song ist ein Einstieg nach Maß. Dieser treibende und wüste Rhythmus ist ein echter Kracher, der Drummer scheint außer Rand und Band und ein kurzes prägnantes Gitarrensolo weiß zu begeistern. Hier rockt der Rock’n’Roll bereits verdammt heftig.
Doch dabei bleibt es nicht, mit Pop geht es weiter, Rockabilly wird vorgestellt, anteilig schleicht sich auch immer wieder Rhythm & Blues ein, wenn die Arrangements mit Bläsern ausgeschmückt werden, hier : "Sexy Rock". Und wenn dann der "Mean Woman Blues" auftaucht, lebt der Rock’n’Roll wieder prächtig. Diesen Song kennt man auch von Jerry Lee Lewis, und man bemerkt rasch, dass sich Hicks an einigen Größen der damaligen Zeit orientierte. So finden wir zahlreiche Klassiker der Rock’n’Roll-Geschichte, wie "Whole Lotta Shakin' Goin' On", "Johnny B. Goode" oder "Tutti Frutti". Aber auch an Klassiker der Country-Musik traut sich der Mann, man höre "Blue Moon Of Kentucky", oder auch eine Version des Titels von Ray Charles, "Hallelujah, I Love You So", gibt es zu hören.
Allen Kompositionen ist gemein, dass sie mit einem ganz eigenen Ausdruck präsentiert werden. Hicks spielt sie nicht einfach nach, sondern haucht ihnen seine Seele ein. Beispielhaft seien hier solche Songs wie "Jambalaya (On The Bayou)" oder der "Twenty Flight Rock" genannt. Ja, dieser Sound geht echt unter die Haut, kann bei Bedarf auch vom Hocker holen. Und wer noch fit genug ist, das Tanzbein zu schwingen, kommt voll auf seine Kosten. Mithin kann ich feststellen, dass Colin Hicks absolut nicht im Schatten des berühmteren Bruders stehen muss.
Line-up Colin Hicks:
Anthony 'Colin' Hicks (vocals, guitar)
plus numerous musicians
Tracklist "Sexy Rock":
- Giddy Up A Ding Dong (2:05)
- Empty Arms Blues (1:52)
- Wild Eyes And Tender Lips (1:52)
- Sexy Rock (2:43)
- Mean Woman Blues (2:18)
- Oh Boy! (1:57)
- Love’s Made A Fool Of You (2:09)
- Whole Lotta Shakin' Goin' On (2:14)
- Hanging Around (2:44)
- Tallahassee Lassie (2:14)
- Jambalaya (On The Bayou) (1:40)
- Blue Moon Of Kentucky (2:34)
- That Little Girl Of Mine (1:56)
- Iea Iea (1:44)
- Robot Man (2:08)
- Put Me Down (2:16)
- Lovin' Up A Storm (2:06)
- A Teenager In Love (2:21)
- Book Of Love (2:15)
- Hallelujah, I Love Her So (2:26)
- Brand New Cadillac (2:20)
- All Because Of You (3:16)
- Impazzivo Per Te (1:49)
- Johnny B. Goode (2:05)
- Tutti Frutti (2:20)
- Twenty Flight Rock (3:03)
- Hang Up My Rock And Roll Shoes (2:33)
Gesamtspielzeit: 61:12, Erscheinungsjahr: 2020
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