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Colosseum / Restoration – CD-Review

Colosseum - "Restoration" - CD-Review

Als sich die prägende Jazz Rock-Band Colosseum 1994 nach 23 Jahren reformierte, war der Freuden-Aufschrei unter den Fans groß. Die erste Tour nach all dieser Zeit fand riesigen Zuspruch und auch die Qualität der Shows (unter anderem nachzuhören auf The Reunion Concerts 1994) überzeugte vollends. Die drei bis zur erneuten Auflösung (2015) eingespielten Studioalben "Bread & Circusses" (1997), "Tomorrow’s Blues" (2003) sowie Time On Our Side (2014) fanden ebenfalls Zuspruch von sowohl der Presse, als auch den Fans, landen im Vergleich mit den Alben der ersten Schaffensphase von 1968 bis 1971 (schaut man sich Bewertungen und Rankings im Internet an) jedoch meist auf den hinteren Plätzen. Dazu aber mehr in bald in diesem Magazin erscheinenden Reviews, die diese Platten noch einmal genau unter die Lupe nehmen werden.

Mit dem Schlagzeuger Jon Hiseman war die treibende treibende Kraft im Jahr 2018 verstorben, was die beiden Musiker Clem Clempson und Mark Clarke aber noch enger zusammenbrachte. Es dauerte nicht lange, bis auch der Sänger Chris Farlowe wieder im Boot und außerdem klar war, dass Colosseum am Leben erhalten werden sollte. Nachdem Dave Greenslade aus gesundheitlichen Gründen passen musste, kam für ihn Nick Steed (u. a. Ex-Van Morrison) als Keyboarder in die Band, für die ebenfalls gesundheitlich verhinderte Saxofonistin Barbara Thompson wurde Kim Nishikawara engagiert und schließlich komplettierte der Schlagzeuger Malcolm Mortimore (u. a. Ex-Gentle Giant) das neue Line-up. Die Aufnahmen zum gerade erschienenen neuen Album "Restoration" begannen bereits Anfang 2020, wurden dann aber erstmal von Covid extrem ausgebremst.

Was also hat Colosseum im Jahr 2022 zu bieten? Definitv immer noch ein ganz hohes Maß an Qualität, was die musikalischen Fähigkeiten betrifft. Dazu einen wunderschön warmen, erdigen Sound, der die Platte alleine schon zu einem Genuss macht. Aber "Restoration" ist in erster Linie auch ein Blues Rock-Album geworden, bei dem die Jazz Rock- sowie Progressive-Stilmittel immer wieder mal angedeutet werden, aber doch deutlich auf dem Backburner laufen. Chris Farlowe hatte in einem Interview im Jahr 2017 bereits einmal gesagt »Wir hätten die letzten drei Scheiben auch ganz anders, also so wie ganz zu Anfang der Band-Geschichte, machen können, aber das wäre nicht ehrlich gewesen.« Wie dem auch sei, dass die Band sich hier fast gänzlich dem Blues Rock hingibt, nimmt dem Album kein Stückchen von seiner Qualität. Die Musiker agieren formidabel und vor allem Clem Clempson fällt immer wieder mit wunderschönen Melodien und ganz tollem Sound auf, genial beispielsweise bei "If Only Dreams Were Like This" oder "Tonight", das den verstorbenen Colosseum-Mitgliedern Jon Hiseman und Dick Heckstall-Smith gewidmet ist.

Bezüglich des Songwritings treten vor allem Clem Clemson, Mark Clarke sowie Nick Steed mit jeweils drei (teilweise Co-) Credits hervor und der neue Saxofonist Kim Nishikawara kann sich ebenfalls immer wieder richtig klasse in Szene setzen. Clempson hat auch mal (bei "Hesitiation" oder auch "A Cowboy’s Song") einen fetzigen Rock-Sound drauf, während sich auch diese Stücke nicht wirklich weit vom Blues Rock entfernen. Einzelne Songs aufzugreifen, würden den anderen nicht gerecht werden, da diese zehn Nummern eine Einheit bilden und auch als solche angehört werden sollen.

Wenn man nicht in die instinktive Falle tappt, ein Musikerleben (von 1968 bis 1971) mit einem ganz anderen (die Gegenwart) zu vergleichen, dann kann "Restoration" nur mit fliegenden Fahnen als Gewinner durchs Ziel gehen. Alterserscheinungen sind lediglich bei Chris Farlowe auszumachen, wobei Sänger diesbezüglich ja sowieso immer die ersten 'Opfer' sind. Außerdem ist der Mann bereits über achtzig Jahre alt. Aber man muss dem Frontmann dennoch – oder gerade wegen seines hohen Alters – ein Kompliment machen, da er seinen Job trotz kleiner Abzüge immer noch sehr gut meistert.

Fazit: Freunde des Genres Blues Rock können bedenkenlos zugreifen und werden nicht enttäuscht werden, wer Colosseum ohne Jazz Rock oder progressive Schübe (wie etwa bei "Those Who Are About To Die Salute You" oder Valentyne Suite) nicht akzeptieren will, sollte zumindest mal reinhören. Meinerseits gehen beide Daumen nach oben und ich komme auch gar nicht daran vorbei, hier einen dicken Tipp zu verteilen!


Line-up Colosseum:

Chris Farlowe (lead vocals)
Clem Clempson (guitars, keyboards, vocals)
Mark Clarke (bass, vocals)
Nick Steed (organ, piano, synthesizers)
Kim Nishikawara (saxophones)
Malcolm Mortimore (drums & percussion)

With:
Ralph Salmins (drums – #3,5,8)
Ronnie Leahy (additional keyboards – #4)
Ray DeTone (percussion – #5, additional guitar – #8)
Ana Gracey Hiseman (vocals – #1,6)
Paige Clarke (vocals – #2,3)

Tracklist "Restoration":

  1. First In Line
  2. Hesitation
  3. Need Somebody
  4. Tonight
  5. A Cowboy’s Song
  6. Innocence
  7. If Only Dreams Were Like This
  8. I’ll Show You Mine
  9. Home By Dawn
  10. Story Of The Blues

Gesamtspielzeit: 52:39, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. fraske@t-online.de

    l leider sind die der schlecht die Musiker sind alle gut aber okay hallo mit seinem Alter kann nicht mehr sehen aber es fehlt fehlt an dem Drive der früher war deshalb war ich ein bisschen enttäuscht und habe mir natürlich den Eintritt von fast 50 € heute Abend gespart

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