«

»

Colosseum / Time On Our Side – CD-Review

Colosseum - "Time On Our Side" - CD-Review

Um die Gesamtheit der von Repertoire Records – neben dem brandneuen und sehr guten Studioalbum RestorationColosseum-Neuauflagen abzuschließen, wurde neben den Wiederveröffentlichungen von Bread & Circusses (1997) sowie Tomorrow’s Blues (2003) natürlich auch "Time On Our Side" aus dem Jahr 2014 wieder neu aufgelegt. Seit der vorangegangenen Scheibe hatte die Band 2004 den Tod des langjährigen und sowohl in Szene-, als auch Fan-Kreisen legendären Saxofonisten Dick Heckstall-Smith zu verkraften, der immerhin 'familienintern' von Jon Hisemans Ehefrau Barbara Thompson ersetzt wurde. Nach den letzten beiden Scheiben war natürlich bereits im Vorfeld klar, dass Colosseum nie wieder wie in der ersten Karriere-Phase (1968-1971) spielen bzw. klingen würden, aber nach dem von Presse und Fans eher verhalten aufgenommenen "Bread & Circusses" hatte das zweifellos bessere "Tomorrow’s Blues" doch wieder für bessere Laune gesorgt.

"Time On Our Side" brachte also nicht nur eine neue Mitmusikerin, sondern auch weitere Entlastung für Chris Farlowe. Bestätigte Informationen waren zwar nicht zu finden, aber für "New Day" dürfte Mark Clarke die Lead Vocals übernommen haben und für "Nowhere To Be Found" hat entweder Farlowe seine Stimme um etwa eine Oktave erhöht oder möglicherweise steht hier doch (der Komponist des Stückes) Clem Clempson vor dem Mikro? Einen speziellen Auftritt hat auch Ana Gracey Hiseman, die gemeinsame Tochter von Hiseman und Barbara Thompson, die "Blues In Music" nicht nur komponiert und getextet hat, sondern dafür auch noch ein Duett mit Farlowe auf die Bretter legt. Sehr gelungen. Bezüglich dem Songwriting brachten sich außer Chris Farlowe und Mark Clarke alle Musiker mit ein, wobei der Löwenanteil wieder an Dave Greenslade sowie Clem Clempson ging. Die Tracks an sich sind alle sehr harmonisch und mit sehr angenehm ins Ohr gehenden Melodien versehen, während auch der Jazz Rock wieder eine etwas größere Rolle einnimmt. Wobei dazu gesagt werden muss, dass es sich bei Stücken wie "Dick’s Licks" oder (angedeutet) "City Of Love" eher um 'locker-leichten' Jazz handelt, der für jedermann sehr gut goutierbar sein sollte.

"Dick’s Licks" ist ganz offensichtlich eine emotionale Hommage an den verstorbenen Kollegen Heckstall-Smith, "City Of Love" erinnert neben seinem Jazz-Einfluss an die Psychedelic-Rocker der amerikanischen Westküste zu Ende der sechziger Jahre und bei dem bereits erwähnten "New Day" muss man – wie bereits mein ehemaliger Kollege Steve in seinem Review erwähnt hatte – unweigerlich auch mal an die seligen Procol Harum denken. Als Bonus Track schließt eine Live-Aufnahme des Jack Bruce-Songs "Morning Story" die Platte. Davor und dazwischen findet sich mit "Safe As Houses", "The Way You Waved Goodbye", "You Just Don’t Get It" sowie "Anno Domini" ebenfalls hohe Qualität aus dem Hause Colosseum im Jahr 2014. Speziell auf der letztgenannten Nummer hat Barbara Thompson nochmal einen ganz feinen Auftritt mit ihrem Holzblasinstrument und es gibt auch noch einen Unterschied zu den letzten beiden Werken zu vermelden: Auf "Time On Our Side" ist kein Instrumental enthalten.

War die Zeit, wie im Albumtitel suggeriert, wirklich auf der Seite der Band? Im Nachhinein nicht wirklich, da die Gesundheit der bereits vor diesen Aufnahmen an Parkinson erkrankten Barbara Thompson sich zunehmend verschlechterte und Jon Hiseman im Jahr 2018 sogar ganz von uns gegangen ist. Das Fazit zu "Time On Our Side" gleicht letzten Endes dem der beiden Vorgänger-Scheiben. Die musikalische Qualität der Beteiligten ist nicht zu überhören, die einzelnen Tracks sind gegenüber den prägenden frühen und abenteuerlustigen Alben jedoch etwas 'einfacher' und allgemein 'zugänglicher' geworden. Von daher immer noch ein sehr gutes Album, bei dem man als Blues- (Rock-) Liebhaber nichts falsch machen kann. Man sollte halt nur keine neue Valentyne Suite erwarten …


Line-up Colosseum:

Jon Hiseman (drums)
Dave Greenslade (Hammond organ, keybards)
Clem Clempson (guitars, keyboards, background vocals)
Mark Clarke (bass, background vocals)
Chris Farlowe (lead vocals)
Barbara Thompson (saxophones)

With:
Ana Gracey Hiseman (co-lead vocals – #2)

Tracklist "Time Is On Our Side":

  1. Safe As Houses
  2. Blues To Music
  3. The Way You Waved Goodbye
  4. Dick’s Licks
  5. City Of Love
  6. Nowhere To Be Found
  7. You Just Don’t Get It
  8. New Day
  9. Anno Domini
  10. Morning Story (bonus track)

Gesamtspielzeit: 53:07, Erscheinungsjahr: 2022 (2014)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>