Nun, erst einmal musste ich staunen, als ich das Plattenlabel erblickte: Fat Possum Records! Das bringe ich doch in Verbindung mit diesem rauen und erdigen Blues, wie er von Junior Kimbrough oder R. L. Burnside gespielt wurde. Offensichtlich hat man die musikalische Bandbreite erweitert, so auch hin zur Countrymusik. Denn die 1941 geborene Countrysängerin Connie Smith zählt zu den wohl wichtigsten Interpretinnen des Nashville Sounds. Sie mag nicht den Bekanntheitsgrad einer Loretta Lynn oder Dolly Parton haben, doch immerhin erreichte sie 1964 nach einem Vertrag mit RCA Records einen Sprung an die Spitze der Country-Charts mit ihrer ersten Single "Once A Day".
Und nun erschien das vierundfünfzigste(!) Studio-Album der Sängerin, produziert von einer anderen Größe der Countrymusik, von Marty Stuart, Ehemann der Protagonistin. Neben drei Songs, die die Beiden gemeinsam schrieben, finden wir diverse Fremdkompositionen von Stars wie Melba Montgomery/Carl Jackson ("I’m Not over You"), Carl Jackson ("Two Pieces") und Merle Haggard ("Jesus, Take A Hold").
Gleich von Beginn an wird klargestellt, das ist klassischer Country-Sound, wie man ihn bereits aus den Sechzigern oder Siebzigern kennt. Etwas modernisiert, ein wenig Honky Tonk und auch Einflüsse von Popmusik vervollständigen dieses typische Bild des Nashville Sounds, der mittlerweile in dieser Form rar geworden ist. Die erst jüngst achtzig Jahre alt gewordene Sängerin verkörpert es perfekt, stimmlich natürlich zwischenzeitlich ein wenig gereift, aber noch voller Strahlkraft.
Gerade Country-Musik hat sich zwischenzeitlich sehr verändert und zunehmend am Massengeschmack orientiert, ist also auch Bestandteil von modischen Strömungen geworden. Mitten in diesem großen Meer stehen sie dann wie Felsen in der Brandung, die großartigen Stars vergangener Tage und erhalten ihren Stil am Leben, ein Stil, der auf diese Art und Weise nie ausstirbt. Und so wird die Fahne der Tradition in hervorragender musikalischer Qualität hoch gehalten, auch Dank der erstklassigen Musiker.
"Jesus, Take A Hold", von Merle Haggard, unterstreicht einerseits die wohl religiöse Neigung der Protagonistin und ist noch genau so aktuell, wie es 1970 war, als Haggard es verfasste. Damals hatte er damit darauf verwiesen, wie unheilvoll es auf der Welt aussähe und man alsbald etwas ändern müsse. Ja, diese Dringlichkeit ist möglicherweise noch aktueller als seinerzeit, bildet somit einen guten Abschluss dieser Platte und stellt einen weiteren dringlichen Aufruf an die Verantwortlichen dieser Welt dar.
Somit können sich alle Country-Freunde auf elf Songs freuen, die sich querbeet durch Geschichten von Herzschmerz und die Alltäglichkeiten des Lebens ziehen, wunderbar traditionell gehalten.
Line-up Connie Smith:
Connie Smith (lead vocals)
David Angell (violin)
Sam Bacco (timpani)
Gary Carter (steel guitar)
Chad Cromwell (drums)
David Davidson (violin)
Christian Davis (background vocals)
Sonya Isaacs (background vocals)
Paul Martin (background vocals, guitar, upright bass)
James Mitchell (guitar)
Sari Reist (cello)
Hargus "Pig" Robbins (piano)
Chris Scruggs (electric bass, guitar, upright bass)
Harry Stinson (background vocals)
Marty Stuart (acoustic guitar, background vocals, electric guitar, Hi-string guitar, Nylon-string guitar, sitar)
Kenny Vaughan (electric guitar)
Justin Weaver (rhythm guitar)
Kritsin Wilkinson (viola)
Terry Wilson (background vocals)
Tracklist "The Cry Of The Heart":
- A Million And One
- Look Out Heart (Watch)
- Spare Me No Truth
- To Pieces
- All The Time
- I Just Don’t Believe Me Anymore
- Three Sides
- I’m Not Over You
- Here Comes My Baby Back Again
- Heart, We Did All That We Could
- Jesus, Take A Hold
Gesamtspielzeit: 31:07, Erscheinungsjahr: 2021
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