![Copper Smoke - "It's About Time" - CD-Review](https://www.rocktimes.info/wp-content/uploads/2019/10/copper-smoke-its-about-time-review-300x273.jpg)
Aus dem schönen Frankenland stammt die Band Copper Smoke, deren Hauptaugenmerk auf eigenen Kompositionen liegt und die sich dem Sound der südlichen USA verschrieben hat. Der Begriff Southern Rock wäre hier zwar ein bisschen weit her genommen, aber die United States spielen im Klangbild des Quintetts doch eine große Rolle. Im Jahr 2018 gewann der Fünfer den Deutschen Rock- und Pop-Preis, auf der Bühne standen sie bereits gemeinsam mit amerikanischen Szene-Bands wie Micky And The Motorcars oder auch The Captain Legendary Band. Mit "It’s About Time" liegt mir nun das brandneue, noch in diesem November erscheinende Album der Franken mit insgesamt acht Tracks vor, das unbedingt als sehr positive Überraschung bewertet werden darf. Warum Überraschung? Eigentlich nur aus dem Grund, dass mir noch nicht wirklich allzu viele deutsche Bands untergekommen sind, die diesen Stil auch überzeugend auf ein Album gebracht haben.
Bei "It’s About Time" ist das allerdings anders. Ganz anders. Denn gleich der Opener "Long Way Home" und die eröffnende Slide-Gitarre lassen bereits beim ersten Durchlauf aufhorchen. Wow, die Nummer geht mit Ihrem coolen Groove, der im Hintergrund wabernden Orgel, immer wieder fein gesetzten Gitarren-Soli sowie dem so erdigen wie eingängigen Gesang gleich richtig gut ab. Aber nicht nur das, denn genau so geht es auch weiter. Dabei besticht nicht nur das Songwriting, die sehr abwechslungsreichen Arrangements und die richtig starke, kristallklare Produktion, nein, auch der Bauch des Hörers ist hier umgehend mit am Start. Dabei gelingt sogar das Kunststück, trotz eines transparenten Sounds immer noch jede Menge Ecken und Kanten in die jeweiligen Songs mit einzubringen. Sprich, das Feeling ist nach wie vor vorhanden, wurde nicht weg- oder totproduziert und spricht ziemlich laut zum geneigten Hörer.
Als Hauptsongwriter entpuppt sich der Frontmann Frank Halbig, während der zweite Gitarrist Dieter Engelhardt immerhin die Musik zu "Long Way Home" beigesteuert hat. In den Songs klingt immer wieder mal der Spirit von Tom Petty und (nicht ganz so offensichtlich) auch Steve Earle durch. Ebenfalls ein großes Kompliment verdient haben die Background Vocals aller Bandmitglieder, die einfach nur wunderbar klingen und funktionieren. Diesbezüglich kommt sogar auch ein Stückchen Westcoast und The Eagles ins Spiel, selbst wenn die Stücke von Copper Smoke musikalisch mit der vorgenannten Band nicht wirklich vergleichbar sind, da sie einfach viel rockiger rüberkommen.
Ach ja, und zu guter Letzt hat die Band sogar noch eine Nummer für den Verfasser dieser Zeilen geschrieben. Aber Spaß beiseite, denn mit dem Text von "Little More Tired (Little Less Wild)" – der Titel sagt im Prinzip schon alles – kann sich wahrscheinlich ein ganz großer Teil der nicht mehr ganz so taufrischen Menschheit identifizieren. Clever gemacht. Und gut. Und dazu in einen richtig starken Song verpackt, der sich umgehend in die Gehörgänge einnistet und auch nur schwierig wieder herauszubekommen ist. Das hat sowohl Klasse, als auch Langzeit-Wirkung. Textlich geht es sehr oft um die zwischenmenschlichen Beziehungen zu aktuellen oder ehemaligen Lebenspartnerinnen, aber auch um Selbstreflektion wie in "Little More Tired…", den inneren Frieden sich endlich wieder dort zu befinden, wo man sich zuhause fühlt ("Bright Lights") oder wie in "Bullets, Tanks And Guns" den glücklicherweise immer noch lebenden Protest sowie die Ohnmacht des kleinen Mannes gegen die einst bereits von Bob Dylan (textlich) an die Wand genagelten "Masters Of War".
Was die etwas magere Spielzeit von knapp 35 Minuten betrifft, scheinen es Copper Smoke ganz offensichtlich damit zu halten, die Qualität vor die Quantität zu positionieren. Hier ist jeder Song ein Treffer. Klasse Album!
Line-up Copper Smoke:
Christof Amann (drums, background vocals)
Jobst T. Braun (organ, piano, background vocals)
Dieter Engelhardt (guitars, background vocals)
Frank Halbig (guitars, lead vocals)
Horst Metz (bass, background vocals)
Tracklist "It’s About Time":
- Long Way Home
- What If
- Adeline
- Broken Dishes
- The Devil Makes Me Think Of You
- Bright Lights
- Little More Tired (Little Less Wild)
- Bullets, Tanks And Guns
Gesamtspielzeit: 34:22, Erscheinungsjahr: 2019
Neueste Kommentare