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Cosmic Fall / First Fall – CD-Review

Cosmic Fall / First Fall

Die drei Berliner Jungs sind neu. Ganz neu, denn die Bandgründung war erst im Juni dieses Jahres. Aber sie klingen so, als würden sie seit Geburt nichts anderes machen als Rockmusik spielen. Ach was … spielen. Hier wird zelebriert. Und das vom Allerfeinsten.

"Sun Of A Gun" startet mit einer Gitarrensequenz in deren Spur Drums und Bass alsbald gekonnt und traumwandlerisch sicher mitlaufen. Leichtes Echo hebt die Gitarre in andere Sphären und wabernde Nebel scheinen sich im Hörraum aus allen Ritzen breit zu machen. Wie alte Hasen setzen sie einen Break und beginnen zum Lavalampenmuster an der Wand  einen psychedelischen Jam. Mehr als fünfzehn Minuten wird dieser Trip anhalten und ich freue mich darauf.

» … aus einem sehr klassischen Wüstensound besteht, der originell in den psychedelischen Stoner mit eingebunden ist« heißt es im Begleitschreiben. Ja, aber da ist weit mehr. Zum Beispiel die Herangehensweise des Trios, das übrigens niemals klassisch in der berühmten Dreierbesetzung wirkt, wenn man diese Dreierbesetzung ansonsten gerne Bands à la Cream anhaftet. Wenn, dann höchstens derart, dass Schlagwerk und Tieftöner durchaus auch Kopf, Intention und Charakter haben. Allerdings ist Mathias derjenige, der die Nase ein kleines Stück weit höher trägt. Ob er nun aus dem gemäßigten Psycho-Jam forcierte Ritte startet, oder aber sein Instrument per Effekt stellenweise bis auf Null runtergebremst wird.

Dabei ist der Sound wunderbar warm und analog. Apropos analog: Vorliegende Digitalversion wurde von Cosmic Fall selbst finanziert und bereits zwei Monate nach der Bandtaufe veröffentlicht. Anfang 2017 wird das Werk – dieser Terminus ist durchaus angebracht – dann auch als Vinylversion erhältlich sein. Das ist eine sehr gute Nachricht, denn "First Fall" ist unbedingt Rillenmusik.

"Road To Ufa" fokussiert mehr auf härteren Stoner Rock, bietet volle Riffs, dediziertes Schlagwerk sowie leckeren Wah Wah-Einsatz und steht damit im krassen Gegensatz zum ´folgenden Zehnminüter "I Must Obey", das veträumt psychedelisch mit Gitarrensprengseln und beruhigten Bassstreichlern beginnt – bis der Mann an den Fellen den Startschuss gibt. Und nun kann der Gitarrist zeigen, dass er neben dem Beherrschen seines Instruments auch das richtige Feeling hat, seine Stimme einzusetzen. Ein Lehrstück in Sachen bluesigem Psychedelic-Jam. Selbst die irren Saitensoli sowie die Schlagzeugausbrüche schaffen es nicht, die Nummer aus der Spur zu bringen. Zumindest nicht bis zur 8½ Minutenmarke. Ab dann wird von allen das Tempo forciert und man wird zum Mattenschütteln eingeladen.

Die Gitarre verfremdenden Effekte in "Jam I" lassen erahnen, dass in den folgenden fast 1000 Sekunden der Psychedelic voll gehuldigt wird. Wie eine Walze rollt dieses Stonermonster unaufhaltsam aus den Lautsprechern. Vier- und Sechssaiter flirren sich an, mischen ihre Frequenzen während die Felle und Becken sehr gekonnt eine bodenständige Trägerfrequenz als Richtschnur auslegen. Und auch das Schlagzeug ist das Medium, welches im Jamgetümmel plötzlich den Tempowechsel einleitet und auf seinem Rhythmus nun die Saiten oszillieren lässt.

Das Zusammenspiel der drei Musiker ist hervorragend und live muss da die Bude rauchen. Hut ab vor diesem Debüt – aber mit "First Fall" liegt die Latte in einer Höhe, deren dünne Luft ein Nachfolgealbum erst mal erreichen muss. Ich bin gespannt darauf.


Line-up Cosmic Fall:

Daniel Sax (drums)
Mathias Thien (guitar, vocals)
Klaus Friedrich (bass)

Tracklist "First Fall":

  1. Sun Of A Gun (15:21)
  2. Road To Ufa (04:28)
  3. I Must Obey (09:59)
  4. Jam I (16:30)

Gesamtspielzeit: 46:22, Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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