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Cosmic Fall / In Search Of Outer Space – CD-Review

Cosmic Fall / In Search Of Outer Space – CD-Review

"In Search Of Outer Space" ist das dritte Album der Berliner Rocker, die im Orbit schwerer Psychedelic-, Space- und Stonerplaneten schippern. Die Besatzung präsentiert sich gegenüber dem 2016er First Fall leicht verändert. Anstelle des Gitarristen und Sängers Mathias Thien wird der Sechssaiter nun von Marcin Morawski geführt. Die Gesangspassagen hat Basser Klaus Friedrich übernommen, der ansonsten zusammen mit Batteriechef Daniel Sax für das dichtgewebte Soundgeflecht sorgt.

Es ist in diesen Tagen schön zu sehen, dass zumindest musikalisch Gutes aus der Hauptstadt kommt. Die drei Musiker von Cosmic Fall haben mich bereits auf "First Fall" vollkommen überzeugt, weil erstens ihr Musikmenü fantastisch zusammengestellt wurde und alle Ingredienzen nicht aus dem Discounterladen kommen. Zum Zweiten, weil die drei tatsächlich eine Einheit darstellen. Selbstverständlich hat jedes Instrument seinen Platz und seine Bestimmung und wird beim Hören auch so wahrgenommen. Es ist aber ein organisches Musizieren, denn wenn man sich dem Klangkosmos entspannt und genießerisch hingibt, ist das alles ein großer Jam, in dem die Gitarre z. B. noch so toll solieren könnte, ein kurzer Aussetzer von Bass oder Schlagzeug würde sofort das Gesamtbild stören.

Kurz gesagt, die drei sind quasi eins und das jeweilige Spiel passt wie der Arsch auf den Eimer. Bereits der Opener "Jabberwocky" zeigt wohin die Reise geht und dokumentiert die musikalische Zusammenarbeit. Schwere, tiefe, leicht verzerrte Saiten braten eine dicke Soße, die wie Lava aus den Lautsprechern walzt. "Jabberwocky" ist neben "Icarus" die einzige Nummer, in der durch Klaus Lyrics beigesteuert werden. Leichtes Echo lässt das jeweils letzte Wort der Zeilen wiederholen. Auch sonst wird gerne mit Nachhall gearbeitet. So kommt es mir jedenfalls bei vielen Gitarrenparts vor.

Diese sind übrigens ganz toll und bedienen je nach Kontext des Stückes verschiedene Stimmungen. Ja, fast scheint es, als sei die Choreografie um die Gitarre gebaut. Den doomigen und stonerhaften Breitbandwalzen stehen ganz feine und sparsam eingesetzte Licks gegenüber. Stellen, an denen Marcin anscheinend auch nur mit der linken Hand – so er denn Rechtshänder ist – die Saiten betupft. Dabei pumpt der Bass repetitive Tiefgrummler und die Drumsticks zeichnen scharfe und präzise Konturen.

Einzeln auf die Tracks einzugehen macht wenig Sinn, denn der Kontext von "In Search Of Outer Space" steckt in Details, die sich überall finden. Da soliert schon auch mal der Bass, der Sechssaiter spielt mit Effekten, mit forschen und dann wieder zurückgenommen, sphärischen und auch verspielten Soli, es entstehen Jams, die minutenlang so ziemlich jede Synapse des Hörerhirnes bedienen. Wah Wah-Parts mäandern durch surreale Landschaften, effektverändertes Saitenspiel führt hin zu solierendem Schlagzeug und abgrundtiefem Bassgewitter.

Dann – man wartet zwar förmlich darauf, wie die spacige und psychedelische Fahrt beendet wird – walzt wie aus dem Nichts die breitwandige Stonerwalze in die Szenerie. Neben der Spannung für den Hörer, hat diese Art der Komposition auch den Vorteil, live so ein Stück ohne dass Langeweile aufkommen könnte, locker an die zwanzig Minutenmarke auszudehnen.

Cosmic Fall haben erneut ein äußerst spannendes und begeisterndes Album vorgelegt und ich wünsche mir, dass sie in diesem Orbit noch lange verweilen, um den Outer Space zu suchen.


Line-up Cosmic Fall:

Daniel Sax (drums)
Marcin Morawski (guitar)
Klaus Friedrich (bass, vocals)

Tracklist "In Search Of Outer Space":

  1. Jabberwocky (11:36)
  2. Narcotic Vortex (8:00)
  3. Purification (4:12)
  4. Lumberjam (6:56)
  5. Spacejam (7:44)
  6. Icarus (4:50)

Gesamtspielzeit: 43:27, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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