«

»

Creed / Human Clay – 2CD-Review

Creed / Human Clay

Wenn man so wie ich in den 80ern/90ern einen Teenager im Hause hatte, kam man, da wird mir so mancher vermutlich beipflichten, kaum an MTV und VIVA vorbei. So war ich ständig darüber informiert, was musikalisch bei den Teens gerade im Trend war. Und ich gebe zu, auch mir gefiel die eine oder andere, damals gerade angesagte Band wie zum Beispiel Placebo, Silverchair oder The 69 Eyes.

Noch mehr aber begeisterten mich die aus Florida stammenden Creed, gegründet 1995 von Scott Stapp (Vocals), Mark Tremonti (Guitar), Brian Marshall (Bass) und Scott Phillips (Drums), als die erste Single-Auskopplung aus ihrem 1997 erschienenen Debüt "My Own Prison" samt Video-Clip bei MTViva rauf und runter lief.

Diese stilistische Mischung aus Härte und Melodik, gewürzt mit einer guten Portion Düsternis hatte mich sofort gefesselt, dazu Stapps' prägnanter, schwermütiger Gesang, der das Salz in der Suppe ist. Er sorgt damit für einen ordentlichen Schuss Melancholie. Woran natürlich, das darf man dabei auch nicht außer Acht lassen, die meist sehr düsteren aber interessanten Lyrics ebenfalls einen sehr großen Anteil haben.
Mit diesem Album erreichte die Band einen nicht unerheblichen Achtungserfolg und ich machte mich damals auf zu einem Konzert in München.

Zwei Jahre später – Creed hatten mit "My Own Prison" die Messlatte doch schon recht hoch gelegt – erschien "Human Clay", ein echtes Glanzstück an Harmonie und Ausgeglichenheit, immer pendelnd zwischen kraftvoller und brachialer Wucht auf der einen sowie Fragilität und Melancholie auf der anderen Seite. Scott Stapp, der nicht ganz zu Unrecht als der neue Eddie Vedder gehandelt wird, macht seinem Ruf als introvertierte Frontröhre alle Ehre.
Das Album ist gespickt mit solch wunderbaren Stadion-Hymnen wie "Are You Ready?", "What If", "Higher" oder auch "Never Die", die der härteren Fraktion zuzuordnen sind. Da strecken sich die Fäuste ganz automatisch in die Luft!
Höhepunkt darauf sind jedoch die mich emotional packenden Balladen "Beautiful", "Wash Away Those Years", die mit einem Grammy sowie dreifach Platin ausgezeichnete Single "With Arms Wide Open" sowie "Inside Us All" – eine ihrer schönsten Balladen mit einer fast maidenmäßig klingendem Gitarren-Attacke.

Kein Wunder, dass diese Scheibe Creed zu Superstars machte, reiht sich doch eine Songperle an die andere. In den Billboard 200 Charts landete die Platte auf Platz 1 und hielt sich dort sage und schreibe 104 Wochen.
In den USA verkaufte sich "Human Clay" über 12 Millionen mal und erhielt damit vom RIAA den sehr seltenen 12-fachen Platinstatus.
Creed feiern in diesem Jahr nun das 25-jährige Jubiläum dieses meisterhaften Albums, indem dieses Werk, remastert und erweitert als 2CD-, 2LP- sowie digitale Deluxe-Edition, neu aufgelegt wurde.

Mir liegt die Doppel-CD vor. Neben den elf Original-Tracks wurde die Platte um vier Songs erweitert, darunter um die Strings-Version von "With Arms Wide Open". Wow! Was für eine geniale Interpretation dieses Stücks! Die Streicher klingen eher nach einem himmlischen André Rieu statt einem höllischen Dave Arbus. Und Stapp singt mit sich sellbst im Duett. Hier werden die Lauscher klanglich balsamiert

Die folgenden Nummern, "Young Grow Old", "To Whom It May Concern" und "Is This The End?", sind wieder in bester Creed-Manier umgesetzt worden, was im Grunde nichts anderes heißt als ein hörbares Klanggewitter aus tiefergelegten, tonnenschweren Gitarren-Riffs, einer kontinuierlich pumpenden, grummelnden Rhythmus-Fraktion sowie einem bestens aufgelegten Sänger.

Auf der zweiten CD finden wir einen kompletten, unveröffentlichten Konzertmitschnitt aus dem Jahr 1999 in San Antonio (Texas). Von den darauf enthaltenen 13 Titeln stammen sechs aus dem Debüt, "My Own Prison". Wer diese Scheibe der Band also noch nicht im Regal stehen hat, bekommt immerhin sechs von zehn Tracks mit diesem Doppel-Album und mit dessen Gesamtspielzeit von 151:53 Minuten viel Musik auf die Ohren!

Neben dem von mir vorgestellten Doppel-Album haben Creed-Fans außerdem noch die Möglichkeit, das originale 12-Track-Album als limitierte 2-LP-Pressung oder die digitale Deluxe-Edition mit sechs Bonustracks, darunter eine Coverversion des Doors-Klassikers "Roadhouse Blues", zu erwerben.


Line-up Creed:

Scott Stapp (vocals)
Brian Marshall (bass)
Scott Phillips (drums)
Mark Tremonti (guitar, vocals)

Tracklist "Human Clay":

CD 1:

  1. Are You Ready?
  2. What If
  3. Beautiful
  4. Say I
  5. Wrong Way
  6. Faceless Man
  7. Never Die
  8. With Arms Wide Open
  9. Higher
  10. Wash Away Those Years
  11. Inside Us All
  12. With Arms Wide Open (strings version) [Bonus]
  13. Young Grow Old [Bonus]
  14. To Whom It May Concern [Bonus]
  15. Is This The End? [Bonus]

CD 2:

  1. Are You Ready? (Live)
  2. Ode (Live)
  3. Torn (Live)
  4. Beautiful (Live)
  5. Illusion (Live)
  6. Say I (Live)
  7. My Own Prison (Live)
  8. What If (Live)
  9. With Arms Wide Open (Live)
  10. Faceless Man (Live)
  11. What’s This Life For (Live)
  12. One (Live)
  13. Higher (Live)

Gesamtspielzeit: 76:53 (CD 1), 75:00 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Ilka Heiser

Hauptgenres: Classic Rock, Blues Rock, Heavy Rock
Über mich
Meine Seite im Archiv
News
Mail: ilka(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>