Die Grundidee zu der Band bzw. dem Projekt Crying Vessel stammt von Slade Templeton, der kurz danach auch den Drummer Basil Oberli dafür gewinnen konnte. Seither hat sich das Duo mit mehreren Alben und EPs vor allem unter den Post Punk-Fans einen hervorragenden Namen gemacht. Mit "Before Life Was Death" liegt mir nun die neueste Scheibe der beiden Musiker vor, die hier elf Tracks auf über vierzig Minuten Spielzeit verteilt haben. Stilistisch sind diese immer noch tief im Post Punk, aber auch Wave verankert und auch auf dem aktuellen Werk machen sie erst gar keine Anstalten, daran irgendetwas zu ändern. Und warum sollten sie auch, wenn sowohl sie als auch ihre Fans diese Musik nach wie vor lieben?
Nach wilden, rauen sowie abgedrehten Tönen der beiden ersten Stücke bringt das wavige und vom Sound erfreulich klare "It’s So Strange" eine gesalzene Brise Wave ins Spiel. Und obwohl das Stück ein starker Hauch aus den achtziger Jahren umhüllt, klingt es dennoch aktuell, kommt melodisch richtig gut und geht ins Ohr. Mit "Blossom" werden die Zügel dagegen gleich wieder straffer gezogen, wenn die Nummer auch nicht so ’stachelig' wie der Beginn der Scheibe rüberkommt. Melancholischer wird es bei "Those Burning Words", während Templeton von seiner erfrierenden Seele singt, die sich aber noch lange nicht geschlagen geben will. "It’s Starting To Kill" geht in etwa in dieselbe Richtung. Crying Vessel verstehen es sehr gut, mit ihren Songs Atmosphären zu erzeugen, die das Interesse des Hörers wecken, was alleine schon mal eine Qualität für sich ist.
Um noch mal zum Anfang zurück zu kommen, werden die ersten Worte zu der Weltuntergangs-Stimmung von "Left For Dead" von einer namentlich nicht weiter erwähnten Dame geflüstert, bevor die Band das Ruder komplett übernimmt und diesen gespenstischen Track in immer beängstigernde Sound-Landschaften treibt. Fast ohne Pause schließt sich "The Fourth Entity" nicht nur chronologisch, sondern auch vom Sound und der Atmosphäre, an. Danach geht es, wie bereits oben beschrieben, etwas 'luftiger' und melodischer zur Sache, was auch für den fast kompletten Rest der Platte so beibehalten wird. Etwa für "Roadblocks", das nur von spärlichen Keyboard-Sounds, den Drums und den Gesangslinien Slade Templetons über die Ziellinie gefahren wird. Sehr unheilschwanger und düster wird es auch beim abschließenden "For A Second Of Love", allerdings nicht krachend post-punkig, sondern vielmehr melancholisch-wavig. Guter Abschluss.
Post Punk-Fans, aber eigentlich vielmehr bzw. größtenteils New Wave-Fans der achtziger Jahre dürfte "Before Life Was Death" von Crying Vessel jede Menge Spaß machen. Das Duo arbeitet auf seinem neuen Album sowohl mit Untergangs-Stimmungen und Hoffnungslosigkeit, als auch mit viel Melodie hinsichtlich Sehnsucht und Hoffnung. Daher können die elf Tracks durchaus als gelungen bezeichnet werden. Wer erstmal reinhören möchte, dem würde ich dafür "Left For Dead" (im Verbund mit "The Fourth Entity"), "It’s So Strange", "Those Burning Words" und auch "For A Second Of Love" empfehlen.
Line-up Crying Vessel:
Slade Templeton (instruments, vocals)
Basil Oberli (drums, other instruments, vocals)
Tracklist "Before Life Was Death":
- Left For Dead
- The Fourth Entity
- It’s So Strange
- Blossom
- Nevermind
- It’s Starting To Kill
- Those Burning Words
- A Helping Hand
- Roadblocks
- The Raven’s Call
- For A Second Of Love
Gesamtspielzeit: 41:31, Erscheinungsjahr: 2022
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