Selbst wenn der Name Crystal Breed noch nicht zu den ganz großen in Deutschland gehört, dürfte der ein oder andere Musiker dieser Band bereits so manchem Musik-Fan über den Weg gelaufen sein. So sind der Gitarrist und Sänger Niklas Turmann sowie der Tastenmann und Sänger Corvin Bahn unter anderem auch für Uli Jon Roth oder Peter Panka’s Jane tätig. Andere Referenzen kann die Hannoveraner Band mit Gamma Ray, Kamelot sowie Saxon aufweisen. Das Debütalbum The Place Unknown erschien bereits 2012, wobei eine vierjährige 'Pause' bei dem prallgefüllten Terminkalender dieser Jungs gar nicht mal ungewöhnlich ist. Einen Wechsel hat es seit damals gegeben, denn Nico Deppisch hat als Bassist seinen Vorgänger Michael Schugardt abgelöst. Wie beim Erstling ist es wieder eine knappe Stunde Spielzeit geworden, die sich diesmal allerdings auf lediglich acht (auf der erste Platte waren es neun) Tracks verteilen.
Das abgefahrene "The Brain Train" eröffnet die Scheibe mit einer coolen Mischung aus Seventies Rock, durchaus heavy gespielten Parts und eingeflochtenen Passagen mit Sprechgesang, die – verbunden mit durchgeknallten jazzigen Teilen – unmittelbar an die Musik eines Frank Zappa denken lassen. Ungeheuer filigran gehen die Musiker – allen voran Niklas Turmann an der Gitarre – hier vor, aber auch was das restliche Trio spielerisch abliefert, ist allererste Sahne und zeugt von hoher Professionalität. "Barrier Of Ignorance" wird von einem wunderschönen Piano-Intro eingeleitet, bis die Gitarre eine sehr starke Melodie hinzaubert und die Band dann wieder in einen irrsinnig guten Mix aus Jazz, Rock und Metal verfällt. Den Gesang haben sich Turmann und Bahn wie beim Erstwerk auch hier geteilt, was noch ein Stückchen mehr Abwechslung in diese Geschichte bringt. Diese zweite Nummer entwickelt sich zu einem epischen Glanzstück, das durch ungeheure Variabilität und Ideenreichtum glänzt.
Ohne die beiden anderen Musiker der so wichtigen Rhythmus-Gruppe (neben dem bereits erwähnten Deppisch am Bass ist Thorsten Harnitz am Schlagzeug vertreten) hinten anstellen zu wollen, so sind es doch fast durchgehend Corvin Bahn und Niklas Turmann, die das Rampenlicht für sich beanspruchen und das Zepter fest in der Hand haben. Inklusive des Songwritings wohlgemerkt, wobei die Lyrics von Turmann alleine stammen. Crystal Breed progrocken sich kreuz und quer durch die Siebziger, lassen dabei sehr oft sowohl Heavy- als auch Jazz-Einflüssen freien Lauf und klingen dabei immer zeitgemäß. Das ist bärenstark und auf diesem Qualitäts-Level habe ich das auch noch von keiner anderen jüngeren Band aus Deutschland gehört. Der einzige Abstrich, der gemacht werden muss, der einzige Punkt, der mit der gebotenen Musik nicht immer voll auf der Höhe ist, ist der Gesang. Der ist zwar beileibe nicht schlecht, wäre aber wahrscheinlich noch stärker, wenn er (etwa bei "The Brain Train" oder "The Castle") von einer markanteren Stimme gebracht werden würde.
Davon abgesehen gibt es allerdings nur Positives von "Barriers" zu berichten. Sowohl das Songwriting, die Arrangements, die musikalische Leistung der Musiker (sowie zumeist die der beiden Sänger) und auch die Produktion befinden sich auf allerhöchstem Niveau. Crystal Breed brauchen sich mit dieser Scheibe europaweit… ach was, sogar weltweit, nicht zu verstecken. Von dieser Band wird auch in den kommenden Jahren noch viel Großartiges zu hören sein und darauf würde ich sogar eine Wette abschließen.
Line-up Crystal Breed:
Niklas Turmann (guitars, lead & background vocals)
Corvin Bahn (keyboards, lead & background vocals)
Nico Deppisch (bass)
Thorsten Harnitz (drums)
With:
Nikola Huppertz (violin)
Chris Harms (cello)
Jamie Little (narrator – #1)
Tracklist "Barriers":
- The Brain Train
- Barrier Of Ignorance
- Liar To Yourself
- Dying Stars
- No Escape
- Memories Of…
- The Castle
- A Prisoner Of The Present
Gesamtspielzeit: 58:38, Erscheinungsjahr: 2016
Neueste Kommentare