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Curse Of Lono / As I Fell – CD-Review

Curse Of Lono - "As I Fell" - CD-Review

Wow, das ging aber flott! Gerade mal 14 Monate nach ihrem Debüt-Album Severed hat die Band Curse Of Lono um den Band-Leader Felix Bechtolsheimer mit "As I Fell" bereits den Nachfolger am Start. "Severed" hatte Eindruck hinterlassen. Einen etwas morbiden zwar (und auch schlich sich der Gedanke ein, dass die Scheibe mit jeder Menge unterschwelliger Gefühle eingespielt sowie transportiert wurde), aber dennoch eindringlichen und bleibenden Eindruck. Musikalisch pflegt das Quintett einen Stil, der sich irgendwo in der Mitte des Schnittfeldes aus Alternative Country, Americana und Roots-Musik aufhält und außerdem schaffte es Curse Of Lono auf ihrem Erstling mit fast jedem Track, einen regelrechten kleinen Film im Kopfkino des Hörers in Gang zu setzen. Was alleine für sich schon mal eine Errungenschaft darstellt.

Stilistisch ist sich die Band also auch auf ihrem Zweitwerk treu geblieben. Die Stimmungen und Atmosphären in den Songs sind durchgehend eher ausladend und bedrückt, um nicht zu sagen manchmal sogar etwas hoffnungslos. Diesbezüglich sind sie zwar nicht die Ersten, aber der Fünfer versteht etwas von dem, was er da so treibt. "Kathleen" (nicht der Townes Van Zandt-Song) verfügt beispielsweise über eine geradezu dunkle Schönheit, die sich trotz der etwas düsteren Aura vor allem von den sehr coolen Gesangs-Melodien und dem zunächst nur unbewusst wahrgenommenen Groove nährt. Überhaupt sind der Bass von Charice Anderson sowie die Drums von Neil Findlay das eigentliche Trumpf-As auf dieser Platte. Stampfende Groover wie etwa "Valentine" oder auch "Blackout Fever" profitieren dazu neben den coolen Vocals von den eher spärlich, dafür aber sehr effektiv eingesetzten Gitarren.

Ein großes Plus dieser Scheibe ist es, dass die Musiker bzw. die Band das exakt richtige Feeling für die Umsetzung der insgesamt elf Nummern hat. So etwas sollte zwar eigentlich eine Grundvoraussetzung für jede Gruppe sowie jedes aufgenommene Album sein, aber leider lernen eingefleischte Musik-Fans über die Jahre zwangsläufig auch immer mal die andere Seite der Medaille kennen. Sämtliche Stücke sind sehr stimmig miteinander verwoben. Der Keyboarder Dani Ruiz Hernandez zaubert wunderschöne wie manchmal tragisch-anmutende Klangteppiche auf die Bretter und oft dann, wenn man es am wenigsten erwartet, bricht die Lead-Gitarre von Joe Hazell durch und lässt damit plötzlich die komplette Atmosphäre eines Titels kippen. Sehr gelungen!

Eine kleine Anekdote am Rande: Wir wissen ja nicht, wer genau die Worte auf dem Promo-Zettel verfasst hat, aber ein Fußball-Fan kann es nicht gewesen sein. Dort wird nämlich das Endspiel der Weltmeisterschaft 1954 kurzerhand ins Londoner Wembley Stadion verfrachtet… aber Schwamm drüber, denn letzten Endes kommt es auf die Musik von Curse Of Lono und speziell die auf "As I Fell" an. Und die ist wieder einmal beeindruckend gut sowie tiefgehend. Vielleicht nicht mehr ganz so düster wie auf dem Debüt, aber nach wie vor beeindruckend und bereits nach wenigen Durchläufen süchtig machend. Alle, bei denen es nicht immer um schnelle Autos, Sex & Drugs & Rock’n’Roll sowie die weiteren Party Rock-Klischees gehen muss, sollten "As I Fell" bzw. am besten direkt beide Alben von Curse Of Lono unbedingt mal anchecken.


Line-up Curse Of Lono:

Felix Bechtolsheimer (guitars, lead vocals)
Joe Hazell (lead guitars, background vocals)
Dani Ruiz Hernandez (keyboards, background vocals)
Charis Anderson (bass, background vocals)
Neil Findlay (drums)

Tracklist "As I Fell":

  1. Valentine
  2. Way To Mars
  3. And It Shows
  4. I’d Start A War For You
  5. Kathleen
  6. Blackout Fever
  7. Tell Me About Your Love
  8. As I Fell
  9. The Affair
  10. No Trouble
  11. Leuven

Gesamtspielzeit: 50:12, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. Biggy Bräckle

    Hallo Markus,
    bezüglich des erwähnten Fußballspiels in Deiner Review: Es ist hier mitnichten die Rede vom WM-Endspiel 1954 ( das fand bekanntlich in der Schweiz statt und ist als "Wunder von Bern" in die Geschichte eingegangen. Das WM-Endspiel war am 4.Juli 1954 und Deutschland gewann die WM 3:2 gegen Ungarn).
    Das Spiel, auf das sich der Song "Leuven" bezieht – bzw. auf das Zugunglück in Belgien auf der Rückreise vom Spiel, bei dem Sänger Felix' Großvater unter den Passagieren war – war das erste Länderspiel DEUTSCHLAND gegen ENGLAND nach dem Krieg und das war am 1.Dezember 1954, und zwar in der Tat in der Londoner Wembley Arena (die damals noch "Empire Wembley Stadium" hieß). – Soweit die Fakten, die auch so im Promo-Text stehen. 🙂
    Nichts für Ungut und liebe klugscheisserische Grüße von der Verfasserin des von Dir erwähnten Promo-Zettels

    1. Markus Kerren

      Hi Biggy,

      vielen Dank für die Aufklärung. Dann hab ich das mindestens falsch gelesen, mit Sicherheit aber einfach falsch verstanden. Von daher natürlich auch von meiner Seite ein sympathisches 'Nix für Ungut', war ja auch nicht böse gemeint 🙂

      Liebe Grüße,
      Markus

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