Flüsterndes Moll in finsteren Zeiten
Wer die Anti-Partyplatte des Jahres sucht, sollte hier fündig werden. Partys passen sowieso nicht in die Gegenwart, in der es nüchtern betrachtet nichts zu feiern gibt. Okay, das Weihnachtsfest steht vor der Tür … ist aber bereits in präpandemischer Zeit längst zu einer marktwirtschaftlichen Konsumexzesshülle verkommen.
Auch bei Felix Bechtolsheimer, dem Kopf von Curse Of Lono, gibt es wahrlich nichts zu feiern, verlor er doch binnen eines Jahres seinen Vater, seinen Onkel, seine Ex-Lebenspartnerin und schließlich auch seine gesamte Band, die sich Pandemie-bedingt andere Jobs suchen musste.
So finden sich auf dem neuesten Album "People In Cars" dann auch konsequenterweise tief melancholische Klänge bei ausgesprochen persönlichen Texten. Eine Trauerverabeitung mit Songgebilden in Moll, welche das Werk in eine düstere Atmosphäre hüllen, geradezu schmerzhaft intensiv und doch zieht alleine schon der beängstigend hypnotisch flüsternde Sprechbariton des Protagonisten in den Bann.
Von der für die Band typischen ursprünglichen Kreuzung Americana mit Indie-Rock ist nicht viel übriggeblieben … rocken tut hier mal gleich gar nichts. Das wäre in Anbetracht der Tragödien und der Heroinsuchtvergangenheit Bechtolsheimers auch unangebracht. Stattdessen blitzen Leonard Cohen, Lou Reed, Nick Cave oder Tom Waits in ihren dunkelsten Momenten auf.
Trotz einer eher spartanischen Instrumentierung, bei der ihm alte Freunde aus der Prä-Curse Of Lono-Ära unter die Arme griffen, lässt auch dieses Album genau das zu, was für die Band eine Art Trademark geworden war … ein geradezu plastisches Kopfkino. Allerdings bleiben die Bilder der cinematischen Klanglandschaften überwiegend in dunkles Licht getaucht.
Fazit:
Der Verlust seiner Bandmitglieder und der Umstand, dass Bechtolsheimer sehr eindringlich sein Innerstes nach außen kehrt, lässt "People In Cars" eher zu einem Soloalbum werden, welches perfekt in die dunkle Jahreszeit passt … nördlich des Polarkreises!
Line-up Curse Of Lono:
Felix Bechtolsheimer (vocals, guitars)
Joe Harvey-Whyte (steel pedal guitar)
Oliver Bayston (keyboards)
Liam Hutton (drums)
Guest:
Tess Parks (vocals – #6)
Tracklist "People in Cars":
- Let Your Love Rain Down On Me (4:26)
- Think I’M Alright Now (4:29)
- Ursula Andress (3:47)
- Man Down (4:44)
- Steppin' Out (4:05)
- So Damned Beautiful (Feat. Tess Parks) (5:31)
- In Your Arms (3:25 )
- Alabaster Charlie (4:18)
- Buy the Ticket, Take the Ride (4:15)
- Don’t Take Your Love Away (3:46)
- Timeslipping (9:24)
Gesamtspielzeit: 41:58, Erscheinungsjahr: 2021
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