Anstatt sich von den mittlerweile zweijährigen, sowohl für Musiker als auch deren ernährende Bühnenapplause lähmenden Auslagen jenes viralen Horrorladens aus dem 'Reich der Mitte' ins kreative Wachkoma versetzen zu lassen, verlustierte sich Marek Arnold, Zampano aller sächsischen Artrock-Musen nebst Gefolgschaft an den heimischen Tonstudio-Reglern.
Mit einem reichlichen Pfund findiger Pharaonen-Mär und Morgenland-umnebelter Gedankenblitze des Bassisten Denis Strassburg, welche 2016 ihren Anfang nahm, dazu Britprog-Altmeister Guy Mannings weihrauchbestäubte Worte im Köcher riefen diese nun Prog-Herbergsvater Arnolds zweitwichigstes (von Vielen) Bandprojekt Cyril auf den Plan.
Von Anbeginn an bewarben die Sachsen ihr musikalisches Qualitätssiegel für das redlich überlebenstarke Genre jenes melodiösen Prog Rocks, der schon in der Vergangenheit mit seiner instrumentalen Diversität, ungemeinen Songdienlichkeit und den eigenhäutigen Zugeständnissen an Klangexkursionen vertrauter Lehrmeister, beim geneigten Konsumenten die Nackenhaare aufzustellen vermochte.
Mit ebenjener kollektiven Ader für ungemein dicht ausgetüftelte Mini-Epen als auch geradlinige Wohlfühl-Rock-Attitüden, welche darüber hinaus mit einer prächtigen, bei u.a. Stern-Meissen geschulten Sangeskonstellation zweier mitteldeutscher Unikate wie Larry Brödel, das einer rasanteren Kuschelrock-Variation entsprungene Rauhkelchen plus unseren thüringischen Ostrock- und Holger Biege-Kurator Manuel Schmid definitiv einige Trümpfe im Ärmel haben.
Den Pfad, der im zweiten Studioakt "Paralyzed" seinen Ursprung sucht folgend, um sich mittlerweile genreetablierten Gepflogenheiten mit einem Konzept in die weit zurückreichende Liga erwachsener Progalben einzureihen, spannen Marek Arnolds Produktive die abstruse, jedem halbstark-naiven Groschenheft zur Ehre gereichte Sahara-Soap zwischen Pharaonengräbern und Unterwelten.
Nichtdestotrotz fiel es den Protagonisten nicht überzogen schwer, Kaufmann Omars Liebes-Trieben folgende Odyssee mit einem obligaten Blub Rahm vom überlaufenden Kessel ihrer Kreativität samt dem musischen Rüstzeug, dramaturgisch hörbar in Szene zu setzen.
Fürwahr offenbaren uns die Herren vom Auftakt an jene musikalischen Tugenden, sei es die durchschlagend magischen Fixpunkte zweier charismatischer Stimmfarben, nehme man Larrys von Altar-Chorälen schwarzer Kirchen so Melodie-Rock-betupftes, andernfalls Manuels mitunter über blumige Wiesen streifendes Organ, gekrönt durch Mareks holzgeblasene Zierden, die sie von starken Genrekonkurrenten hierzulande abheben.
Wie schon erwartet, bilden Prog-Konservatismen bewahrende Charakteristiken so fiebrig gleitende Keyboards, Gitarrist Ralf Dietschs Hard Rock-stimulierte, hemmungslosen Frickelonanien wiederstehende Solo-Einschübe plus die harmonisch eingefriedeten Gesangslinien allesamt das ausgewogene Resultat einer nicht nur routiniert abgeleisteten Arbeit.
Bei Wüstenhauch umwehten Taktgebern wie "Desert Crossing" oder "Amenti’s Coin" nun ergo beileibe Fingerzeige zu den Originalen manch präpotenter Prog-Fossilien aufzudrücken halte ich für fruchtlos, zaubern indes temporäre Schlüsselreize infolge perlender Nylonsaiten der Akustischen samt behaglicher Keyboard- noch dazu Orgelsounds, sogar Larry B's Besitz ergreifender Alter Ego Phil Collins in "A New Shangri-la", ein verklärtes Grinsen auf den Hörer-Gesichtern in ihren ausgegerbten Lehnstühlen.
Tatsächlich verteidigen die hochwertigen Kompositionen mitsamt dem Schulterschluss zwischen Neoprog, Jazz und breibeinigen Melodic Rock im Honigtopf, darüber hinaus mit einer Hochglanzproduktion sowie tadellosen Endmischung aus Martin Schnellas Harzer Tonschmiede, die Sympathien ihrer Fankurve.
Wenn sich letzten Endes unser "Tausend und Eine Nacht"-Held vor Andrea Strassburgs anreizenden Verlockungen zur Lagerfeuer-Klampfe widerständig zeigt und die überschwängliche Schlusskür des brillanten Kollektivs unter Guy Mannings dumpfen Grummeln zugleich zur Pflicht gerät, ist Omars, als auch des Konsumentens Erfüllung ganz nahe.
Einem wohlfeilen Mantra gleichend muss man den mitteldeutschen Melodic-Proggern immer noch kein Ablaufdatum, im Gegenteil, ein ideenhaltiges, unter Berücksichtigung aller Genre-Traditionen, beglückendes Konzeptalbum bescheinigen.
Nachtragend sei von mir (wenn auch auf hohem Niveau) als haptischer Tonträger-Konsument die fehlenden Lyrics und Booklet-Bildchen zu bemängeln. QR-Codes und Downloads machen angesichts von Druckertinte, Papier ferner CO2-Emissionen bis dato keinen 'grünen' Sommer.
Line-Up Cyril:
Larry B. (vocals)
Manuel Schmid (vocals)
Marek Arnold (keyboards, saxophones, recorders)
Ralf Dietsch (guitars)
Manuel Humpf (drums, percussion)
Denis Strassburg (bass, programming)
Guests:
Guy Manning (spoken words)
Andrea Strassburg (vocals)
Tracklist "Amenti’s Coin Secret Place Pt. II":
- On Sacred Ground
- A Letter Home
- Dessert Crossing
- Caravan
- Amenti’s Coin
- A New Shangri-la
- The Temptress
- Arrival
Gesamtspielzeit: 50:19, Erscheinungsjahr: 2022
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