Nach dem gleichnamigen Debüt ist "Mit voia Wucht" das zweite Album der aus Landshut und Umgebung stammenden Rock-Band Da Oide Schlog. Auf die Ohren gibt es darauf heftigen Rock (ohne Hard Rock oder Heavy Metal zu sein) und Texte im Landshuter Dialekt, was man meistens versteht, manchmal aber doch mal nachlesen muss. Die Debüt-Platte ist vor ein paar Jahren wohl sehr gut angekommen und da im Anschluss die Konzerte ebenfalls weiterhin großartig liefen, war das zweite Werk dann eine logische Entscheidung. Zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug werden niemanden wirklich überraschen, aber das Quartett hat mit Saxofon, Trompete, Säge (!) sowie die Tuba (letztgenanntes Instrument wird von dem Gast Bernhard Meier geblasen) auch zusätzliche Instrumente am Start, die den Gesamtsound farbiger machen.
Musikalisch geht es relativ schnörkellos zur Sache, während man immer wieder mal Einflüsse aus dem Blues, allerdings auch AC/DC (die Lead-Gitarre beim Titeltrack oder das Anfangs-Riff von "Hell’s Omas") erkennt. Höre ich da bei "Grattler" den alten Klassiker "The Wanderer" heraus? Egal, das sehr positive Gefühl, das man beim Anhören dieser insgesamt 15 Tracks hat ist, dass die Band auf der Bühne ganz sicher richtig klasse abgeht und jede Hütte zum Kochen bringt. Wenn man die nicht so gelungene Seite betrachtet, dann ist doch ein bisschen zu oft erkennbar, dass wir es hier nicht mit Profis zu haben. Das liegt zum einen am nicht optimalen Sound des Albums, zum anderen daran, dass die vier Bayern doch sehr auf Sicherheit gingen, damit hier alles passt und sauber aufs Band gebracht wurde. Was dabei leider verloren ging, ist das Spontane, das Losgelöste, sodass sich zwar nicht alle, aber doch einige Songs etwas zu verhalten anhören.
Grundsätzlich macht die Scheibe aber Spaß und wird nie langweilig. Ob man den Humor von Stefan Kolbeck, Michael Pongartz, Stefan Breu und Alexander Ritzler witzig findet, liegt wie immer am eigenen Geschmack. Lustig und cool in der Aussage ist auf jeden Fall das Aufgreifen einen alten Zeichentrickfilms (zumindest hat der Rezensent die Story so kennengelernt), der noch aus den Siebzigern (oder sogar älter?) sein muss. Da hat sich der gute "Alois" am Münchener Hauptbahnhof für die Bahn zu Tode gerackert und kommt anschließend in den Himmel. Nach ganz vielen Harfen und Hosiannahs bekommt er vom lieben Gott mal einen Tag Urlaub in der bayerischen Landeshauptstadt spendiert und geht mehr oder weniger schnurstracks … ins Hofbräuhaus. Auch die Grundaussage des dazugehörigen Textes ist klasse. Ansonsten geht es um das Leben der Bandmitglieder und deren Umfeld sowie die Überzeugung, dass es kein schöneres Fleckchen Erde als Bayern gibt. Natürlich ist da auch immer eine gesunde Prise Sozialkritik enthalten.
Um es nochmal zusammen zu fassen, haben wir es hier mit guten Musikern, sprich einer guten Band zu tun, die auf den Bühnenbrettern garantiert jede Menge Spaß macht. Auf "Mit voia Wucht" konnte die ganz sicher vorhandene Energie leider nicht immer in den grundsoliden Rocksongs eingefangen werden, was vielleicht vermeidbar gewesen wäre, wenn die Songs live im Studio eingespielt worden wären. Trotzdem haben wir hier eine knappe Stunde Musik, die dem Hörer immer wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubern und die Fußwippe in Bewegung setzen wird. Und noch Luft nach oben zu haben sollte bestenfalls auch den Ehrgeiz der Musiker anspornen und im positiven Sinn die Möglichkeit offen halten, beim nächsten Album hinischtlich der genannten Kritikpunkte noch einen drauf zu legen.
Line-up Da Oide Schlag:
Stefan Breu (Bass, Tenor-Saxofon, Säge, Gesang)
Stefan Kolbeck (Gitarre, Trompete, Gesang)
Michael Pongratz (Gitarre, Mundharmonika)
Alexander Ritzler (Schlagzeug)
Mit:
Bernhard Meier (Tuba)
Tracklist "Mit voia Wucht":
- Da oide Schlog
- Grattler
- Hoizbergschubsa
- Glutenfrei
- Handwerksleid
- Alois
- Hell’s Omas
- Da Deife
- Rehragout Rock
- Gstanzl
- Dei Nachbar
- Massenphase
- Wurstsemmen
- Schanierl
- Bayernhymne
Gesamtspielzeit: 55:08, Erscheinungsjahr: 2020
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