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Dana Fuchs / Love Lives On – CD-Review

Dana Fuchs - "Love Lives On" - CD-Review

Nachdem sich die Amerikanerin Dana Fuchs in der ersten Hälfte des noch laufenden Jahrzehnts zum Ziel gesetzt hatte, Europa mit ihren Live-Shows, mit ihrer unglaublichen Stimme und unbändigen Power zu erobern, war es in den letzten Jahren doch eher ruhig geworden. Aber natürlich hatte auch das Gründe: So ist Miss Fuchs nämlich stolze Mutter eines Sohnes geworden und musste darüber hinaus noch einige Todesfälle aus ihrem engsten Familienkreis verkraften. Von 2011 bis 2014 hatte sie über das deutsche Label Ruf Records zwei Studio- und eine Live-Scheibe herausgebracht, von denen Love To Beg den Anfang machte. Danach erfolgte der Rückzug, bevor es 2017 wieder zurück ins Berufsleben, sprich zurück auf die Bühne und ins Aufnahmestudio ging. An ihrer Seite befand sich nach wie vor ihr langjähriger musikalischer Partner Jon Diamond, dazu konnten einige begnadete Studio-Cracks in Gestalt des Schlagzeugers Steve Potts, des Organisten Charles Hodges sowie dem Bläserduo The Bo-Keys aus Memphis gewonnen werden.

Bläser? Orgel? Oh ja, denn Dana Fuchs hat es ganz stark zum Blues und Soul gezogen, was sie mit der neuen Scheibe "Love Lives On" dann auch nach ganzem Herzen auslebt. Der rockige Anteil steht auf diesem neuen Werk dann auch ganz klar im Hintergrund, was sich jedoch nicht als Nachteil auswirkt, sondern die mittlerweile 42-jährige Sängerin noch mal von einer anderen, von einer unglaublich intensiven und 'warmen' Seite zeigt. Obendrein steckt hier auch noch eine Prise Gospel drin – alles Spielarten der Musik, die ich der Lady ohne ein einziges Fünkchen des Zweifels auch davor schon zugetraut habe. Nun ist also "Love Lives On" da und die gute Dana überzeugt auf voller Länge. Die Studio-Band ist brillant, der Sound sehr erdig sowie lebendig von Kevin Houston in Szene gesetzt und für einen Teil des Songwritings hatte sich das eingespielte Team Dana Fuchs/Jon Diamond den ehemaligen Gitarristen der Gregg Allman Band, nämlich Scott Sharrard, mit ins Boot geholt.

Die Songs gehen nicht nur ans Herz, sie sind der reinste Balsam für die Seele. Und die Protagonistin ist mit ihrem extrovertierten Gesang so tief in die einzelnen Tracks eingetaucht, dass es einen manchmal regelrecht vom Hocker haut. Man könnte ihr zwar auch unterstellen, eine fantastische Schauspielerin zu sein, aber dieses Feeling, diese Vocals, die ein gebrochenes Herz, teilweise einen gebrochenen Menschen und hier und da auch die pure Lust am Leben an die Wand nageln… so was kann man nicht vortäuschen, das kommt von ganz tief innen drin, brodelt und muss raus. Keine Rücksicht auf Verluste, womit sie wieder bei ihrem wahrscheinlich größten Einfluss Janis Joplin angekommen wäre. Keine schlechte Adresse, um diese Art von Musik zu spielen bzw. vielmehr zu singen. Neben elf Original-Kompositionen sind auch noch zwei Covers am Start. Zum einen das von June Carter (der späteren Misses June Carter-Cash) und Merle Kilgore geschriebene und von Johnny Cash zum Evergreen gemachte "Ring Of Fire", zum anderen den Otis Redding-Song "Nobody’s Fault But Mine" (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Stück von Led Zeppelin).

Bei dem Redding-Song bleibt Dana Fuchs relativ nah am Original, was auch die Phrasierung des Gesangs betrifft. Bei "Ring Of Fire" hingegen wurde das Stück komplett neu arrangiert. Danas Akustik-Gitarre, eine tottraurige Pedal-Steel-Gitarre im Hintergrund und die sanfte Untermalung der Rhythmus-Fraktion ringen diesem alten Gassenhauer tatsächlich noch einmal ein paar neue Nuancen ab. Und wenn man eine dermaßen starke und gefühlvolle Stimme sein Eigen nennen darf, dann kann eigentlich auch gar nichts mehr schief gehen.

Man darf wohl behaupten, dass Dana Fuchs mit "Love Lives On" ihr ganz eigenes "I Got Them Ol' Kozmic Blues Again, Mama" vorgelegt hat. Wenn musikalisch vielleicht auch etwas kontrollierter und nicht ganz so funky, wie die Janis-Platte aus dem Jahr 1969. Wenn es eines an diesem neuen Werk zu kritisieren gibt, dann dass ich hier und da mal das Gefühl hatte, manche dieser Arrangements, manche Kniffs und Wendungen beim Songwriting schon einmal an anderer Stelle gehört zu haben. Aber das ist schon Jammern auf sehr hohem Niveau, denn die musikalische wie auch gesangliche Umsetzung ist durchgehend überzeugend.

Wer Dana Fuchs bereits mochte (und Bläser-Sektionen nicht abgrundtief hasst), kann hier überhaupt nichts falsch machen. Für alle anderen Freunde des Blues, des Soul und von bärenstarken Sängerinnen wird es allerhöchste Zeit, diese Lady endlich kennen zu lernen!


Line-up Dana Fuchs:

Dana Fuchs (lead vocals, acoustic guitar – #13)
Jon Diamond (acoustic & electric guitars, harmonica)
Eric Lewis (pedal steel, lap steel, mandolin)
Reverend Charles Hodges (organ)
Glen Patscha (piano, Wurlitzer)
Jack Daley (bass)
Steve Potts (drums)
Felix Hernandez (congas)
Kirk Smothers (horns)
Marc Franklin (horns)
Reba Russell (background vocals)
Susan Marshall (background vocals)

Tracklist "Love Lives On":

  1. Backstreet Baby
  2. Nobody’s Fault But Mine
  3. Callin' Angels
  4. Sittin' On
  5. Love Lives On
  6. Sad Solution
  7. Faithful Sinner
  8. Sedative
  9. Ready To Rise
  10. Fight My Way
  11. Battle Lines
  12. Same Sunlight
  13. Ring Of Fire

Gesamtspielzeit: 50:43 , Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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