Auch wenn dieses Konzert-Event keine vom Verein Keeping The Blues Alive.nl aufgerufene Headline besaß, konnte man die Veranstaltung im Zaal Thijssen, Vlierden unter die Überschrift 'Südeuropa Blues' stellen.
Dany Franchi kommt aus Italien und José Luis Pardo aus Spanien.
Letzterer ist mit seiner Band The Mojo Workers unterwegs.
In Argentinien geboren, lebt José Luis Pardo mittlerweile in Spanien und hat einige Alben auf den Markt gebracht. So erschien 2008 "Country And City Blues". 2013 folgte "Live In Madrid" und ein Jahr später kam "13 Formas De Limpiar Una Sartén" auf den Markt. Ende 2018 wurde "Philippe Is …" veröffentlicht.
Mitte 2018 erschien Problem Child von Dany Franchi. Dieses Album nahm der junge Musiker mit den Produzenten Anson Funderburgh sowie Don Ritter in Austin, Texas auf. Er ist ein gern gesehener Gast bei namhaften Festivals in der ganzen Welt und hat die Bühne mittlerweile mit vielen anderen Blues-Musikern geteilt. So gehören The Fabulous Thunderbirds, Ronnie Earl oder Kim Wilson dazu.
Als Konklusion hieß es in der Rezension »[…] "Problem Child" ist eine weitere Entwicklungsstufe des Dany Franchi. 1990 in Genua geboren, ist der Musiker noch ziemlich jung und ihm gehört definitiv ein Teil der Blues-Zukunft.«
Den Anfang dieses Konzert-Events machte José Luis Pardo & The Mojo Workers. Bevor es auf der Bühne den Blues gab, stand das zahlreich erschienen Publikum im Vordergrund. José Luis Pardo hatte Geburtstag und man sang ihm ein donnerndes "Happy Birthday".
Etwas rockig, von einem höllisch guten Pascal Monge-/David Salvador Fructuoso-Groove begleitet, ging das Quartett quasi gleich auf die Überholspur. In der Solo-Abteilung ließ der Frontmann dem Keyboarder Guillermo Raices den Vortritt. Bei diesem Alleingang begann seine Tasten-Visitienkarte zu leuchten. Zum entspannten Shuffle gab man eine kleine Prise Funk in "Girl, Come Home". José Luis Pardo spielte ein euphorisches Solo und im entspannten Teil des Tracks band man das Publikum gesanglich mit ein. Das kleine The Beatles "Something In The Way She Moves"-Intermezzo krönte die Nummer vortrefflich.
Richtig viel Zeit ließ man sich bei Muddy Waters' "Long Distance Call". Der gefühlvolle Slow Blues füllte den Zaal Thijssen und nicht erst hier durfte man sich über die klasse Stimme des Frontmannes freuen. Keyboard-Einschübe zeigten ihre Wirkung und unversehens hatte José Luis Pardo ein Bottleneck am kleinen Finger. Was folgte, war so etwas wie ein Slide-Attacke, furios, zeitweise wild, aber so schön. Sehr gut kam dann die dezente Phase mit einem Frontmann, der am Bühnenrand stehend, seiner Gitarre noch die Lautstärke entzog, an. Highlight!
Später im Gig verpflanzte die Combo einen von Muddy Waters sehr bekannter Song ins Country-Terrain. Hochgeschwindigkeit sowie eine twangige Gitarre prägten "Got My Mojo Working". Diese überraschende Interpretation wurde vom Publikum gefeiert.
Eine weitere Kostprobe aus dem Album "Philippe Is …" servierte die Gruppe in Form eines rockenden "Tell Me Why".
Hoppla, da hatte man bei langsamer Geschwindigkeit doch plötzlich den Swing an Bord. Guillermo Raices verschärft diese Stimmung. Dieses "Don’t Treat Me This Way" begeisterte durch Spiellänge, tolle Breaks und fantastische Intermezzi.
Der Keyboarder kam während des Auftritts mehrfach zu Wort. Aber sowohl Bassist David Salvador Fructuoso als auch Pascal Monge (Schlagzeug) bekamen Raum für persönliche Exkurse auf ihren Instrumenten. Toll!
Darüber hinaus stellte die Band in einem Song alle Aggregate voll auf Funk. Super Inszenierung!
Die Begeisterung war groß und folglich forderte man eine Zugabe, die zeitlich auch drin war. So als wolle man die Location in einen Hochofen verwandelt, brachte der Klassiker "Let The Good Times Roll" die Atmosphäre zum Kochen.
Das Konzert von José Luis Pardo & The Mojo Workers war eine Blues-Fiesta der besonderen Art. Der Zwölftakter mit einigen Stil-Varianten begeisterte die Zuschauer.
Line-up José Luis Pardo & The Mojo Workers:
José Luis Pardo (guitar, vocals)
Guillermo Raices (keyboards)
David Salvador Fructuoso (bass)
Pascal Monge (drums)
Nach einer super kurzen Umbaupause legte Dany Franchi mit seiner Band los.
Mit nur wenigen Ausnahmen spielte die Combo um den italienischen Jung-Blueser ausnahmslos Eigenkompostionen.
Die musikalische Reise führte zunächst nach Chicago. "Ronnie’s Shuffle" war das erste Aushängeschild des Gigs.
Ein weiteres Zeichen setzte das Quartett in "Give Me A Sign". Alle musikalischen Aussagen wiesen auf rockigen Blues hin und das erste Dany Franchi-Solo sollte nur ein Hauch von dem sein, was er dem Publikum später noch bot.
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass der Schlagzeuger Brandon Pettiford aus Columbus, Ohio gerade mal neunzehn Lenze zählt. Von seiner gesamten Performance her, wirkte er schon so reif, konnte nicht nur in seinem akzentuierten Solo glänzen.
Die Würze von "Don’t Steal My Time" lang im Mid-Tempo der Nummer. Mit seinem Alleingang konnte Manu Ghirlandas beeindrucken. Über die gesamte Konzert-Distanz hinweg erwies er sich als kongenialer Partner des Bandleaders. Beide agierten auf Augenhöhe.
In "My Only One" strömte der Zwölftaker aus allen Poren. Die Feelings schwebten auf Wolke 7. Ein super Slow Blues, diese Nummer. Bei Dany Franchi stand auch der Boogie auf der Tagesordnung. Fußwippen-Groove machte das Lied "Run Around" zu einem gefeierten Hinhörer.
Welche Kraft der Italiener als Soul-Sänger ausstrahlte, verdeutlichte er in einer Cover-Version von Eddie Floyds "Never Found Me A Girl". Die Darbietung des Memphis Soul entwickelte sich zu einer perfekten Inszenierung.
Zum Slow Blues gehörte es bei Dany Franchi, über das gebrochene Herz zu singen und zu spielen. "Wanna Know" war da das Objekt der Begierde und auch hier lieferte der Keyboarder eines seiner Hammer-Tasten-Soli ab. Super! Bei minimalistischer Band-Begleitung und einem sehr konzentiert-ruhigen Publikum zelebrierte Dany Franchi seinen Seelen-Talk. Hats off!
Nahtlos gab die Combo in "Back To The River" schließlich wieder Gas. Gemeinsam mit den Zuschauern kam es zu einer klasse Call and Response-Aktion. Die lange Ausgabe dieses Stückes wurde auf beiden Seiten abgefeiert.
Das Rhythmus-Duo setzte den Frontmann sowie seinen Keyboarder wirkungsvoll in Szene und in Freddie Kings "San Ho Zay" war es schließlich soweit. Bassist Michael Tabarroni sowie der so überzeugende Brandon Pettiford nahmen sich ihre Solo-Zeiten. Toll!
Als Absacker-Song rockte man das Titelstück des Albums "Problem Child" und für die unumgängliche Zugabe servierte die Formation noch einen klasse Boogie.
Schließlich kam José Luis Pardo abermals auf die Bühne. Gemeinsam mit Dany Franchi und seiner Gruppe jammten die Musiker ein "My Baby" von The Fabulous Thunderbirds. Randbemerkung: Sowohl José Luis Pardo als auch Dany Franchi spielten sozusagen Gitarre pur, denn Pedalboards waren Fehlanzeige. Die beiden Auftritte machten den Sonntag zu so etwas wie einen Blues-Feiertag.
Ein dickes Lob geht an die Leute vom Sound und Licht. Perfekt!
Vom Verein Keeping The Blues Alive.nl wird für den 14. April ein 'USA-Special' angekündigt. Das Line-up bilden Tom Holland & The Shuffle Kings sowie King Solomon Hicks .
RockTimes bedankt sich bei Martin und Theo vom Verein Keeping The Blues Alive.nl für den Platz auf der Gästeliste.
Line-up Dany Franchi:
Dany Franchi (guitar, vocals)
Manu Ghirlanda (keyboard, vocals)
Michael Tabarroni (bass)
Brandon Pettiford (drums)
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