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Dave Arcari – Konzertbericht, 27.06.2018, Café Bar De Comm, Groesbeek (NL)

blues-moose-logo

Der schottische Alternative Blues-Musiker Dave Arcari schloss die beindruckende Konzertreihe vor der Blues Moose Café-Sommerpause ab. Er bestritt seinen Auftritt solo. Quasi als Alleinunterhalter muss man schon was drauf haben, um das Publikum zu begeistern.
Am schön dekorierten Verkaufsstand befand sich – neben einigen Alben – auch das Angebot eines »Crystal whiskey tumbler« mit dem Logo des Künstlers. Außerdem erweiterten das Sortiment ein signiertes Bottleneck oder T-Shirts.
Musikalisch konnten sich Interessierte zwischen einigen Scheiben entscheiden. Um die tollen Konzerteindrücke zu Hause nachklingen zu lassen gab es als CD beziehungsweise Vinyl "Live At Memorial Hall" (2017). Das »[…] special edition six-page CD digipak […]«  enthält sage und schreibe vierundzwanzig Songs, von denen natürlich auch welche beim Gig präsentiert wurden.
Unter dem Namen Dave Arcari & The Hellsinki Hellraisers stand "Whiskey In My Blood" auf dem Merchandise-Tisch. Mit "Got Me Electric", seinem zweiten Album aus dem Jahr 2009, wurde die Entscheidung für Kaufwillige nicht einfacher.
Bevor es zum Konzert selbst kam noch ein ganz dickes Danke an die Leute von Blues Moose. Vor dem Dave Arcari-Auftritt hatte man den Grill angeschmissen und alle Personen, die am Gelingen dieser tollen Konzertreihe beteiligt waren und sind, zum BBQ – das Wetter war wesentlich schöner als das Ende der deutschen Mannschaft bei der Fußball-WM – eingeladen und es waren wohl auch alle anwesend. Da konnte man mal sehen, wie viele Personen aktiv sind, um die Konzerte zu organisieren, zu planen und durchzuführen. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön.

Dave Arcari im Blues Moose Café Groesbeek

Dave Arcari im Blues Moose Café Groesbeek

Dann stand aber die Musik im Vordergrund.
Auf der Bühne befanden sich vier Saiteninstrumente. Ein Banjo, zwei Dobros und eine elektrische Gitarre waren für den Einsatz bereitgestellt worden. Dabei sollte das Bottleneck keine unwesentliche Rolle beim Dave Arcari-Gig spielen. Die Fingerkuppen der rechten Hand zierten fünf bunte Fingerpicks. Als sich dieses Blues Moose Café-Konzert in der Café Bar De Comm noch in den Kinderschuhen befand, wählte Dave Arcari Songs aus, die im Schwerpunkt die Country Blues-Verspieltheit des Künstlers reflektierte. Zu Beginn konnte man von einem Dobro-Bottleneck-Country Blues-Groove sprechen. Mit unterschiedlichem Tempo begeisterte das Publikum unter anderem "Good Moonshine", bei dem das virtuose Banjo-Spiel durch ein Stompboard rhythmische Unterstützung fand.
Dave Arcari füllte die Rolle als Erzähler zwischen den Songs und Sänger voll aus. Bei seiner rauen Stimme konnte man vielleicht tatsächlich davon sprechen, dass dieses braune Malz-Destillat zum Timbre beitrug. Mit Geschwindigkeitsschwankungen und unterschiedlichem Gitarreneinsatz gestalteten sich die ersten Lieder durchaus unterhaltsam, konnten allerdings durch eine fehlende Differenzierung nicht hochgradig begeistern. Was (noch) nicht der Fall war, sollte noch folgen.
Mit der geschulterten elektrischen Gitarre machte der Protagonist des Abends einen ersten Abstecher in die Welt der Coversongs. Dafür wählte er "Trouble In Mind" aus der Feder von Lightin' Hopkins und servierte das Stück in einer klasse Interpretation. Auf dem Streifzug durch die Lieder seiner Alben entwickelte sich "No Easy Way" zum groovenden Fußwippen-Blues und beim nächsten Track mit dem Titel "Can’t Be Satisfied" wechselte die Stimmung auf der Bühne ziemlich plötzlich. Jetzt war der Alternative Blues an der Reihe und der kam verdammt heftig aus den Lautsprechern in der Café Bar De Comm. Nach dem Track mit ZZ Top-Auslage und einer klasse Version von Johnny Cashs "Blue Train" brachte Dave Arcari durch "Good Time Friends" das heavy Bottleneck-Blues-Rad heftig ans Rotieren. Hammer!
Welch ein 12-Takter-Wechsel vor der Pause!

Dave Arcari (vocals, electric guitar, banjo, slide guitar, Dobro)

Dave Arcari (vocals, electric guitar, banjo, slide guitar, Dobro)

Mit einer individuell geprägten und einem etwas veränderten Text des Mississippi John Hurt-Klassikers "Stagolee" eröffnete der Schotte den zweiten Teil des Gigs, der noch so einige Highlights zu bieten hatte.
Selbstredend gab es auch Momente der Einkehr. "Givers & Takers" tauchte der Musiker ins angenehm warm-sanfte Wasser des Slow Blues. Hingabe pur. Mit "Homedick & Blue" gab Dave Arcari eine Kostprobe seines Verständnisses vom Rock’n’Roll. Bei dieser höchst flotten Nummer befand sich der Schotte in der Rolle eines Bartbangers, denn hier und anderswo wirbelte er die langen Barthaare durcheinander. So passte es auch, dass  der Solokünstler ab und an stimmlich ins Growlen abdriftete. Dave Arcari blieb dabei authentisch.
Neben so einigen Songs, die Whiskey im Titel hatten und in vielerlei Form davon handelten, war der "Cherry Wine" so nicht jedermanns Geschmack, aber musikalisch war das Stück ideal am Bottleneck-Rebstock gereift. Klasse!
Aus Steve Earles "Devil’s Right Hand" machte der Künstler kurzerhand ein auf eigenen Füßen stehendes "Devil’s Left Hand". Perfekt! Toll war auch das Feeling eines Robert Johnson-Blues und nicht nur in "Got Me Electric" schloss Dave Arcari einen Pakt mit dem Teufel, Voodoo, der Mystik und Hölle. Furios und flott hielt er das Tempo bei "Hellbound Train" verdammt hoch. Hier füllte der die Feuerbüchse einer Dampflok mit eigenen Kohlen und nicht mit dem Brennstoff der Band Savoy Brown. Dave Arcari hat einige Vorbilder, aber ganz besonders erwähnte er Cedell (auch CeDell) Davis, der seinen markanten Slide-Gitarren-Sound mit einem Buttermesser kreierte.
Die "Walkin' Blues"-Zugabe nahm der Mann mit einem Spaziergang durchs Publikum wörtlich. Rau-growliger Alternative Blues am Anschlag. Klasse!
Der Dave Arcari 12-Takter begeisterte. Sein Blues war so rau wie der Winterwind in den Highlands und so sanft wie ein gut gereifter Single Malt Whiskey.

Wer nach der Sommerpause am 29. August auftreten wird, steht noch nicht fest.
Am 19. September wird die amerikanische Band Beau Gris Gris and the Apocalypse im Blues Moose Café erwartet. Eine kleiner Ausblick in den Herbst sei an dieser Stelle erlaubt. Man darf sich schon einmal Mark Hummel (24. Oktober), James Harmann (31. Oktober) oder The Delgado Brothers (03. Dezember) im Kalender vormerken.
Die Song-Videos zum Dave Arcari-Groesbeek-Konzert können, wie immer, auf dem Blues Moose-You Tube-Kanal angeschaut werden.

Line-up Dave Arcari:

Dave Arcari (vocals, electric guitar, banjo, Dobros)


Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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