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Davy Knowles – Konzertbericht, 07.05.2017, Café Bar De Comm, Groesbeek (NL)

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Es ist schon etwas Spezielles, wenn der auf der Isle Of Man geborene und mittlerweile in Chicago lebende Davy Knowles ein Konzert in Europa gibt. Nachdem er einige wenige Termine in den Niederlanden wahrnahm und beim Moulin Blues Festival in Ospel auftrat, hatten die Leute vom Blues Moose Radio die Gelegenheit beim Schopf gepackt und den angesagten Blueser auf ein Konzert ins Blues Moose Café in der Café Bar de Comm eingeladen. Davy Knowles sagt zu und so kam es ausnahmsweise zu einer Videoaufnahme-Session an einem Sonntag.
Trotz seines noch relativ jungen Alters kann Davy Knowles schon auf eine ordentliche Diskografie zurückblicken. 2016 erschien Three Miles From Avalon. Mittlerweile gibt es auch eine EP namens "1932.". "The Outsider" kam 2014 auf den Markt und als Davy Knowles And Back Door Slam war es unter anderem Coming Up For Air.
Los ging alles bereits zu Isle Of Man-Zeiten mit der Band Back Door Slam und dem Album "Roll Away". Nicht nur live ist der Mann ein Gefragter. Reichlich Anerkennung kommt auch von seinen Kollegen aus der Musiksparte. Peter Frampton ist voll des Lobes über den Blueser, der unter anderem auch schon mit Jeff Beck, Buddy Guy, George Thorogood oder Chickenfoot tourte. Seine Begleitmusiker waren Keyboarder Andrew Toombs, Marvin Little am Bass sowie Michael Caskey (Schlagzeug).

Davy Knowles im Blues Moose Café

Davy Knowles im Blues Moose Café

Die Combo ging mit dem ersten Stück "Ain’t Much Of Nothin'" gleich voll auf die Zwölf des 12-Takters. Das Gaspedal schien keine Begrenzung zu haben und der Frontmann bot zu Beginn ein furioses Solo. Herrlich zu hören, über welch eine angeraute Stimme der junge Mann verfügte.
Andrew Toombs wartete mit wunderschönen Keyboard-Teppichen als Fundament für Davy Knowles' Fretboard-Fahrten auf. Allerdings bekam der Tastenmann im Laufe des Auftritts noch einige Gelegenheiten, sich solierend in den Vordergrund zu spielen. Dabei wurde deutlich, dass er mit allen möglichen Genre-Wassern gewaschen war. Kurz und knackig wurde der im Blues verwurzelte Rock’n’Roll gestreift und Schlagzeuger Michael Caskey entpuppte sich als wahre Groove-Maschine. Marvin Little überzeugte mit seinem versierten Spiel auf den fünf dicken Saiten seines Tieftöners. Im Kontrast zu Michael Caskey war er der eher introvertierte Teil der super funktionierenden Rhythmusabteilung.
Im Baumwollfeld der Coversongs bediente man sich unter anderem bei Muddy Waters. Sein "Garbage Man" räumte in der ersten Gang-Version von Davy Knowles ordentlich auf und Andrew Toombs' Solo war ein wahrhaft flotter Tanz auf den Tasten. Der Spezialist am Bass baute beim Slapping auf den Funk und Gitarrist sowie Keyboarder trafen sich zwischendrin zu einer musikalischen Diskussionsrunde. Klasse! Während des zweigeteilten Auftritts kam es zu mehreren solcher Frage-Antwort-Spielchen zwischen Davy Knowles und Andrew Toombs. Diese Art der Einlagen war sehr interessant, allerdings hätten es ein oder zwei weniger auch getan.
"Coming Up For Air" war Blues im Großformat  mit einer Dynamikkurve, die eine Art Schlangenlinie beschrieb und Andrew Toombs fantasierte ein tolles Key-Solo über der Bandbegleitung. Diese Nummer war so etwas wie eine Wanderung von der Basisstation zum Berggipfel und zurück. Davy Knowles spielt ein verdammt langes Solo mit Saitenanschlag nur auf dem Fretboard. Super!

Davy Knowles voller Energie

Davy Knowles voller Energie

Das auf dem Verstärker positionierte Bottleneck hatte schon einige Zeit auf seinen Einsatz gewartet und bei "Never Gonna Be The Same" war es dann endlich soweit. So stand es unmittelbar nach der Pause dann im Mittelpunkt des Geschehens. Es gab Davy Knowles sozusagen exklusiv, denn solo präsentierte er zwei Tracks seiner EP "1932.". Zu Beginn war die Eigenkomposition "First Worlds Of A Changing Man" die Grundlage der stimmungsvollen Metallröhrchen-Fantasien. Schon vor der nächsten Nummer mit der Dobro gab es Beifall, ohne dass ein Ton gespielt wurde. Davy Knowles erwähnte Rory Gallagher und in Anlehnung an diesen unvergessenen Gitarristen war es der Tony Joe White-Song "As The Crow Flies", der für weitere Begeisterung sorgte. Der Protagonist konnte auch in der Rolle des Bewahrers der Blues-Tradition voll überzeugen.
Mit einem phasenweise heavy Riffing begeisterte der Musiker von der Insel in der irischen See auch mit seinem Retro-Zwölftakter. Von einem Bass-Intro initiiert begab sich das Quartett auch auf eine toll in Szene gesetzte "Outside Woman Blues"-Funk-Parade und beim Slow Blues waren die großen Töne der Blues angesagt. Dabei schritt man die lange Stiege der Dynamik hoch, immer höher, bis zum Gipfel und sorgte dann für wunderschön gesetzte Entspannung. Herrlich auch, wie die Begleitband sowie das Publikum den Rhythmus in einem weiteren Song klatschten.
Einige Besucher dieses Konzerts hatte Davy Knowles beim Moulin Blues Festival gesehen und konnten ihn nun, mit vielen anderen Zuschauern, in der persönlichen Atmosphäre der Café Bar de Comm erleben. Bei dem überzeugenden Auftritt war dann auch die Zugabe etwas Besonderes, denn in einer langen Version wurde mit einem Füllhorn an Eigenständigkeit, typisch Davy Knowles, "Dear Mr. Fantasy" von Traffic mit einem doppelt furiosen Ende geboten. Nach dem Auftritt sagte der Künstler, er wolle für Konzerte jetzt öfter über den großen Teich kommen. Hoffentlich, denn auf einem Gig-Bein kann man bekanntlich nicht stehen, zumindest, was Davy Knowles angeht.

Line-up Davy Knowles:

Davy Knowles (guitars, vocals)
Andrew Toombs (keyboards)
Marvin Little (bass)
Michael Caskey (drums)


Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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