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Dead Venus / Flowers & Pain – CD-Review

Dead Venus / Flowers & Pain

»FEMALE FRONTED PROGRESSIVE ROCK« – so prangt es auf der Webseite der Schweizer Prog Rock-Band um die Frontfrau Seraina Telli. Dead Venus wurde von ihr Anfang 2015 gegründet. Vorher war sie Sängerin in der deutschen Neo Prog-Band Surrilium.

Mit "Flowers & Pain" legt das Power-Trio das zweite Studioalbum vor. Worum es inhaltlich und thematisch geht, kann dem Pressetext entnommen werden: »Das Werk handelt von Veränderung und dem inneren Kampf mit sich selbst. Denn, wenn die eigene Integrität auf dem Spiel steht, muss man sich entscheiden in welche Richtung man geht, was einem wirklich wichtig ist im Leben und wen man dabei an seiner Seite haben möchte.«

Hierzu, und um nachzuprüfen ob die Absicht geglückt ist, kann man das den Texten im separat beigefügten Booklet entnehmen. Nun, über die Band habe ich sehr viel Positives lesen können, auch die aktuelle Platte wurde mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht. Dem kann ich so gar nicht folgen, dazu gibt es einige Ansätze, die mich dazu bewegen, etwas Kritik zu üben.

Zunächst kann ich nicht nachvollziehen, wie allumfassend positiv der Gesang von Seraina Telli beurteilt wird, unter anderen konnte ich von einer unvergleichlichen Stimmgewalt lesen. Das betreffend, will ich auch gar nichts bemängeln, denn von zarten Tönen bis kraftvollen Schreien ist alles vorhanden. Doch fehlt es für mich einfach, diese Gewalt auch unter Kontrolle zu halten und die Stimme als ein melodisch und harmonisch gestaltendes Element zu nutzen. Bei Songs mit ruhigen Passagen wie "The Haunted Palace" gelingt dieses auch, mit hoher Stimme und geschmeidig ruhiger Gestaltung ist das kein Problem, aber soll es dann mächtig werden – nehmen wir doch gleich den Auftaktsong "The Cognition" – dann 'geht das in die Hose'.

Ich vernehme verzweifelt klingende Schreie, unkontrolliert und außer Rand und Band. Es fehlen das klare und flüssige Formen von Worten und der kontrollierte Druck und die Sicherheit, die Worte in die Melodie zu packen. Hier bedarf es noch einiger Nachbearbeitung. Kurzum – in ruhigen Stücken und Passagen, teilweise gut gelungen. Auch bei Songs wie "Revelation Of Hate", wo der Gesang gar mit viel Gefühl vorgetragen wird, gelingt es in der Regel. Aber wird es kraft- und druckvoller, geht das gar nicht, die Stimme überschlägt sich dann, verliert die Kontrolle und 'klopst' nur noch, mitunter bleibt es bei einem Krächzen, auch das versuchte Growling beim soeben genannten Song bleibt förmlich im Hals stecken.

So, und insgesamt als Band betrachtet, bemerke ich bei der musikalischen Umsetzung auch einige Lücken in der Ausführung. Nicht, dass es nun amateurhaft klänge, musikalisch ist es grundsätzlich sicher in Ordnung und es wird nichts falsch gemacht. Doch das allein genügt nicht, um über den Durchschnitt hinaus zuwachsen und das gewisse Etwas feil zu bieten. So fehlt mir die Tiefe in der Ausführung, es dümpelt oft zu oberflächlich, oder, wenn es ein wenig verspielt zugeht wie bei "Lily Of The Valley", die Leichtigkeit, mit der man so etwas feinfühliger und filigraner gestalten könnte.
Sehr hölzern, 'hackig' und gar ein wenig unbeholfen klingt für mich "Plaything Doll": Hier rockt es zwar, aber es rollt nicht und ein wenig Swing kommt im Rhythmus schon gar nicht vor. Das, was man Geschmeidigkeit nennen könnte, fehlt vollständig, die Nummer marschiert im völlig farblos wirkenden Modus, ohne Groove.
Schade, vielleicht wird es das nächste Mal besser.


Line-Up Dead Venus:

Seraina Telli (lead and backing vocals, pianos, keys, acoustic & electric guitars)
André Gärtner (basses & bass guitars)
Mike Malloth (drums)

Tracklist "Flowers & Pain":

  1. The Cognition
  2. Flowers & Pain
  3. Lily Of The Valley
  4. Plaything Doll
  5. The Haunted Place
  6. That Creation
  7. Revelation Of Hate
  8. Little King
  9. Anna Moll
  10. The Release
  11. Keeps You Alive

Gesamtspielzeit: 54:32, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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