Wenn ein Name für ein Programm stehen darf, dann trifft dies auf das neue Album der Münchner Formation Deafening Opera nicht zu. Ohrenbetäubende Oper bedeutet der Bandname. Solch eine Bezeichnung kann mitunter auch mit einem Augenzwinkern verbunden sein. Von ohrenbetäubend jedenfalls kann hier keine Rede sein. Im Gegenteil. Denn damit lassen sich die Perlen auf dem Album "Driftwood" noch besser genießen. So kann man die acht sanften Akustik-Lieder bezeichnen, die uns Adrian Daleore (Gesang), Moritz Frey (Gitarre, Klavier), Thomas Moser (Gitarre), Christian Eckstein (Bass) und Konrad Diesch (Schlagzeug) präsentieren.
Nach den drei Vorgängerplatten "Synesteria" (2009), "Blueprint" (2013) und "Let Silence Fall" (2018) ist "Driftwood" schon die vierte Produktion des Quintetts. Umso erstaunlicher ist es, dass die Musiker immer noch an Eigenproduktion und Selbstvermarktung festhalten. Offiziell beackern sie das Genre Progressive Rock, doch bei der Vielzahl der Stilrichtungen auf einem Longplayer gerät das Etikett schnell in Vergessenheit. Schwerpunkt bleibt ausgewogene Rockmusik. Daneben reichen sich Folk, Funk und Jazz die Hand. Da werden auf "Outlaw Feline" Country-Klänge angeschlagen und irgendwie glaubt man bei dem kompakten Stück auf knapp fünf Minuten Spieldauer eine musikalische Zeitreise zu vernehmen – schwungvoll und angenehm verspielt dargeboten. Banjo und Satzgesang lassen aus "Man and Machine" ein Erlebnis werden.
Nur einmal kommt Gastmusiker Tilman Eispert auf dem Keyboard zum Einsatz. Das Instrument erklingt beim kurzen Opener "Murghab Morning". Moritz Kunkel vom Stammquintett bedient das Klavier, das gut ins Gesamtgefüge der Platte passt. Keine Frage, das Tasteninstrument darf dabei schon einmal härter angeschlagen werden. Doch Klavier bleibt Klavier. Keyboards hat die Stammfraktion der Band auf diesem Werk nicht im Programm.
Einmal mehr zeigt sich, wie gut es ist, auf eine bislang unbekannte Band zu treffen und die Erwartungshaltung erst einmal herunter zu schrauben. Auch sollten Schubladen lieber erst einmal geschlossen bleiben, um das Gesamtwerk wirken zu lassen. Auf diese Weise kann ein Album nur ein Gewinn sein. Respekt, mit welchem Facettenreichtum die Musiker aus München auf "Driftwood" ihren Weg bestreiten und dabei Überraschungen aus dem Hut zaubern. Als solche entpuppt sich die Gesangseinlage bei "Farewell Kiss". Hier kommt es zwischen Adrian Daleore und Alexandra Stovall zu einem intensiven Duett, bei dem es im Refrain leicht nach Country-Pop klingt.
"Driftwood" wartet mit einem ansprechenden Artwork auf. Die Produktion ist als CD und digital verfügbar.
Line-up Deafening Opera:
Adrian Daleore (vocals)
Moritz Kunkel (guitars, piano, backing vocals)
Thomas Moser (guitars)
Christian Eckstein (bass, backing vocals)
Konrad Gonschorek (drums)
Guests:
Alexandra Stovall (vocals – #6)
Tilman Eispert (keyboards – #1)
Tracklist "Driftwood"
- Murghab Morning (1:30)
- 25.000 Miles (5:58)
- Snowman’s Meadow (5:55)
- Outlaw Feline (4:51)
- As Night and Day Collide (3:38)
- Farewell Kiss (5:32)
- Man and Machine (6:10)
- Little Stone (3:20)
Gesamtspielzeit: 36:54, Erscheinungsjahr: 2021
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