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Deep Purple / =1 – Digital-Review

Deep Purple / =1 - Digital-Review

Der Opener "Show Me" drückt aufs Tempo. Hier ist der Name bereits Programm. Deep Purple wollen zeigen, dass sie ohne Einschränkung noch dazugehören. Und schon sind wir mittendrin im Album mit dem Titel "=1".
Das klingt fast wie höhere Mathematik. Aber keine Angst: Das ist es nicht und dort, wo Deep Purple draufsteht, bekommen die Fans weiterhin die Kost der britischen Hard Rock-Legende serviert. Das wie gewohnt.

Ohne langes Zögern erfolgt die Überleitung zu " A Bit On The Side". Was wir hier zu hören bekommen, ist vor allem das einzigartige Gitarrenspiel von Simon McBride.
Es ist das erste Album mit dem Virtuosen, nachdem er 2022 an Stelle von Steve Morse zur Band kam. Bekannt wurde McBride nicht nur als Solist, sondern auch durch die langjährige Zusammenarbeit mit Don Airey. Der Mann an den Tasten gibt auf dem aktuellen Album mit einem hohen Anteil wieder den Ton an und ist aus dem Quintett nicht mehr wegzudenken. Seit 2002 gehört der heute 76-Jährige zu Deep Purple.

Auf dem gesamten Album "=1" ist das Zusammenspiel der Instrumentalisten eine Klasse für sich. Während Don Airey und Simon McBride sich mit ihrem Können einbringen, versteht sich die Rhythmusgruppe mit Roger Glover (Bass) und Gründungsmitglied Ian Paice (Schlagzeug) scheinbar blind.
Spätestens bei dem ausdrucksstarken "If I Were You" verfestigt sich der Eindruck, dass "=1" Sänger Ian Gillan auf den Leib geschrieben wurde. Schließlich ist das wiederum von Bob Ezrin produzierte Album eine kollektive Meisterleistung, bei dem der typische Sound von Deep Purple zu keiner Zeit auf der Strecke bleibt. Trotzdem ist es beachtlich, wie souverän der fast 79-jährige Gillan am Mikrofon agiert.

Deep Purple – eine stilbildende Band, die nie zu 100 Prozent einem Genre zuzuordnen war.
2024 melden sie sich mit einer eindrucksvollen Produktion zurück. Die bisherigen Singleauskopplungen Portable Door, "Pictures Of You" und Lazy Sod waren eine Einstimmung, die passender hätte nicht ausfallen können.
Wir hören Deep Purple, doch neben Bewährtem gibt es hier und da etwas Neues zu entdecken. Somit bleiben Gillan & Co. ihrem Anspruch stets treu.


Line-up Deep Purple:

Roger Glover (bass)
Ian Gillan (vocals)
Simon McBride (guitar)
Don Airey (keyboard)
Ian Paice (drums)

With:
Patricia Shirley-Okujene (backing voals – #11,13)
Camille Harrison (backing vocals – #11,13)
Bob Ezrin (backing vocals – #1,6,8,13, tambourine – #1)

Tracklist "=1":

  1. Show Me
  2. A Bit On The Side
  3. Sharp Shooter
  4. Portable Door
  5. Old-Fangled Thing
  6. If I Were You
  7. Pictures Of You
  8. I’m Saying Nothin'
  9. Lazy Sod
  10. Now You’re Talkin'
  11. No Money To Burn
  12. I’ll Catch You
  13. Bleeding Obvious

Gesamtspielzeit: 52:11, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

12 Kommentare

Zum Kommentar-Formular springen

  1. Hans-Jürgen

    Schon beim ersten hören, ist das Album eingängiger als die letzten zwei.
    Die Songs sind knackig und der Sound ist erstklassig.
    Tolle Leistung der älteren Herren. Mc Bride klingt deutlich rockiger als Morse, was den Charakter des Albums wieder in eine leicht andere Richtung biegt.
    Ich konnte mich in Salem auch davon überzeugen, dass sich die neuen Songs auf der Bühne gut machen.
    Schön, dass es dieses Album und die Band gibt.
    Gruss Hans-Jürgen

    1. Mario Keim

      Als Autor des Reviews freue ich mich über so viele Kommentare und möchte allen für ihre Zeit danken. Es überwiegt die Zustimmung zum Album, das freut mich. Im Falle Deep Purple darf man sich kurz fassen und sollte allein das Album für sich sprechen lassen. Danke Hans-Jürgen für Deine ebenso komprimierte Punktlandung. Oli, gute Analyse. Beim Durchlauf meiner „Album-Bemusterung“ komme ich jedoch auf keine unterirdische Klangqualität. Eher das Gegenteil. Klingt homogen, wobei schon die differenzierte Instrumentierung für Abwechslung sorgt. Mal nimmt sich die Rhythmusgruppe hörbar zurück, dann überwiegt die Gitarre. Ja, das Album ist auf Gillan zugeschnitten, um wieder zum Thema zu schwenken. Beim nochmaligen, x-ten Hören habe ich „Now You’re Talkin’“ als mein Lieblingsstück ausgemacht. Ganz im Stile von DP. Eher ein Zufall. Da stecken Rock, Blues und Boogie drin. „I’ll Catch You“ zeigt im Übrigen, dass es auch ruhig zugehen kann.
      VG Mario

      1. Olaf "Olli" Oetken

        "Beim Durchlauf meiner „Album-Bemusterung“ komme ich jedoch auf keine unterirdische Klangqualität. Eher das Gegenteil."
        Nun ja. Streame ich das Album im Auto mit der "grandiosen" Audioausstattung, hole ich mir die Klänge in meine tosenden Ohrenstecker, während um mich herum der Alltag brodelt oder befeuere ich meine Bluetooth Boom-Box wo auch immer …. dann wird sich vermutlich niemand über die klangliche Qualität moderner Produktionen beschweren.
        Aber die neue Deep Purple auf einer tatsächlichen High-Fidelity-Anlage? Über das Vinyl kann ich mir kein Urteil erlauben, aber die CD darf definitiv nicht über Zimmerlautstärke gehört werden, sonst wird es leider ausgesprochen unangenehm in den Ohren und die Musik zerfetzt in einem schrillen Geplärre. Ich glaube nicht, dass am Mix von Bob Ezrin etwas zu beanstanden ist, aber das Mastering ist ein maßloses Desaster.

        LG & rock on
        Olli

  2. Olaf "Olli" Oetken

    Moin in die Kommentatoren-Runde,

    dass Deep Purple in Dresden abgeliefert haben, kann ich zu 100% bestätigen! Grandioser Gig einer Hardrock-Institution, die nie eindimensional war, sich im Alter noch einmal selbst neu erfunden hat (im Grunde seit "Now What?!") und jetzt durch Simon McBride im Spätherbst der Bandkarriere lebenswichtiges Adrenalin eingehaucht bekommt. Vier Songs des hier rezensierten Albums wurden zu Gehör gebracht und auch sonst sind die aktuellen Deep Purple erstaunlich weit davon entfernt, als Plagiat ihrer selbst zu agieren.

    Beim aktuellen Album ist sehr wohl eine gewisse Abkehr von den den tollen Verzierungen der Werke seit 2013 festzustellen, dafür ist es gradliniger, straighter, rockiger, ohne in peinliche Manierismen zu verfallen.

    Was aber leider absolut nirgends auch nur im Ansatz erwähnt wird, ist die unterirdische Klangqualität. DR 4, was nichts anderes heißt, dass die leiseste Stelle des Albums quasi genauso laut ist wie die lauteste. Null Dynamik, die Musik hat keine Chance zu atmen, sich zu entfalten, ein einziger Klirr im Ohr. Das ist wirklich eine Schande und vollkommen unverständlich, dass das nirgends thematisiert wird. Meine diesbezügliche Einlassung bezieht sich auf die CD/den Stream.

    Rock on
    Olli

    1. Fritz E.

      DR 4? Und das hört keiner? Wahrscheinlich sind viele Ohren durchs Radiohören taub für Dynamik geworden, oder sie hören Musik auf dem Telefon. Ich habe mal gesurft und viele Reviews zu dem neuen Album gelesen. Vom Rolling Stone mal abgesehen, der noch weniger schreibt als hier, sind die Kritiken so wie sie sein sollen wenn man sie für Leser schreibt, die informiert werden wollen. Aber auf den Sound ist tatsächlich keiner eingegangen. Mag sein, dass in der heutigen Plasikzeit nur noch wenige auf Qualität achten.

      Vielleicht ist die LP klanglich unkastriert?

  3. Fritz E.

    Erst mal Danke für die Kommentare, denn aufgrund dieser werde ich mir das Album zulegen. Der Author schreibt ja selbst, dass sein Review kurz ist. Es ist nicht nur kurz, sondern auch eher floskelhaft und ich nehme daher an, die Leute die hier kommentiert haben, kennen das Album bereits. Wer es nicht kennt, so wie ich, kann aus dem Review wenig an brauchbarer Information ziehen. Als Purple Fan kauft man das Album ja auch ungehört, aber es wäre schon schön vorab etwas darüber zu lesen.
    Dass die Stücke passend für Gillan gemacht sind, ist logisch. Der Mann ist längst kein child in time mehr. Aber Hut ab, Gillan ist fast 80 und hat längst bewiesen, was er kann.

  4. Achim

    Danke Kollege, für deine Sicht zum Album.
    ich sehe es ähnlich wie Du. Ein starkes überraschendes rockiges Purple Album, wo MC Bride denn letztn Biss, das bei den letzten Alben gefehlt hat, mit einbrachte.
    Dies wiederum, wenn man seine Gitarrenarbeit kennt, nicht überraschend ist.
    Ich fühl bei diesem Album eien bunten Mix aus Perfect Stranger und Purpendicular, mit einem guten Schuss Burn in die heutige Zeit reinkatapuliert.
    Live werden sie ihr super 'Ding' durchziehen, da bin ich mir sicher.
    Mehr erwartet der Fan auch nicht !
    Alles ist gut wie es ist.
    VG Achim

    1. Mario Keim

      Hallo Achim, vielen Dank für Dein Feedback zu meinem Review. Ich freue mich erst einmal über die Vielzahl der Kommentare! Das war zuletzt verloren gegangen. Deine musikalischen Vergleiche innerhalb DP gefallen mir ausgesprochen gut. Nebenbei bemerkt, fällt mein Review vergleichsweise kurz aus. Es bedarf nicht vieler Worte. Grundsätzlich sollten wir immer den Blick für die Realität bewahren, also die berühmt-berüchtigte Kirche im Dorf belassen. Ich sprach heute mit einem Freund und Fan der Band aus meiner Heimatstadt, der das Konzert am Freitag in Dresden besucht hatte. Es deckt sich alles haargenau mit Deiner Prognose.
      Danke nochmals, Achim, lass es Dir gut gehen.
      VG Mario

  5. Carlo LF

    Ein wahrlich solides und typisches Album der Purpler. Nichts Neues unter der Sonne, außer vielleicht das doch etwas andere Spiel des Simon McBride. Der aber trotzdem in der Spur der gewohnten Deep Purple bleibt, wo man also bisweilen auch den alten Ritchie raushören kann. Er ist insofern ein hervorragender Ersatz für Morse (der keineswegs steril, sondern sehr ausdrucksstark bei Purple spielte und nicht den Ritchie mimte). So wie das schon Don Airey als Lord-Nachfolger war.

    Gillan kommt mit einer sehr guten Stimme rüber, so wie man ihn kennt und die Songs des Albums hören sich maßgeschneidert für ihn an. Was an seiner Stimme eventuell durch die Studiomanipulationen geschönt ist – man weiß es nicht. Dass er auf Touren aufgrund des Alters vermutlich nicht mehr richtig mithalten kann, mag sein. Jedenfalls, wenn jemand die Erwartung ausspricht, dass die Band noch einmal mit einem anderen Frontman antreten möge: dann ist das einfach jenseits alles Realistischen. Deep Purple liefert mit dieser Besetzung genau das, was die Fans (die ja auch schon i.d.R. deren Alter erreicht haben) erwarten. Nichts neues Aufregendes also, keine Wechsel in andere Stile und Modernismen. Einfach solides Purple-Material. Insofern: gelungen!

    1. Manni

      100% Zustimmung!

  6. Joe Dorner

    =1 ist ohne Frage das beste Purple-Album seit vielen Jahren. Maßgebliche Triebkraft dabei ist McBride, der den alten Herren wieder Feuer unterm Hintern macht, denn sein Stil passt eindeutig besser zu Deep Purple als das sterile Spiel des kühlen Blonden Morse. Gut also, dass Morse raus ist. Schade, dass Gillan noch drin ist. Ja, das will sich kaum ein Fan eingestehen, und auch die Kritik schreibt recht einhellig, dass sie nach wie vor von dem alten Mann begeistert ist. Das ist rational nicht erklärbar, denn was im Studio geschönt werden kann, offenbart sich schonungslos auf der Bühne: Gillan ist Lichtjahre weg von einem guten Sänger. Dieses Album wäre der Burner, hätte man sich nicht nur nach einem neuen Gitarristen, sondern auch einem neuen Sänger umgesehen, der etwa noch die Kraft eines Ronnie James Dio hat.

    1. Mario

      Hi Joe, danke Dir für Deine Anmerkung. Ich war auch sofort begeistert vom neuen Album, brauchte nur einen Durchlauf zum vollmundigen Reinhören. Ich höre natürlich die Kommentare zu den Protagonisten aus vielen Lagern. Mich begeistern am meisten Don Airey und Simon McBride. Deren gemeinsame Zeit bei Don Airey & Friends seit knapp zehn Jahren hat sicherlich diese gute Zusammenspiel stark befördert. McBride – in jedem Fall eine sehr gute Wahl, wobei es mit Vergleichen immer so eine Sache ist. Wäre noch der „ewige“ Gillan. Da wir das Album besprochen haben, sind Schwächen nicht auszumachen. Ich verstehe aber Deine Skepsis. Eine Alternative wird es eher nicht mehr geben. Im Herbst folgen die Livekonzerte. Der Andrang beim Publikum ist groß. Trotz der hohen Preise, die schon vor zwei Jahren auf diesem Niveau lagen. Danke nochmals und Dir eine gute Zeit.
      VG Mario

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