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Deep Purple / Made In Japan – CD-Review

Deep Purple / Made In Japan

Wenn schöpferisches Genie und handwerklicher Wahnsinn jemals eine Symbiose eingingen, um der Welt den Arsch aufzureißen, dann dürfen wir es in jener Zeit konstatieren, als Deep Purple 1972 mit ihrem aktuellen Album Machine Head einst nach Japan reisten, um ein paar Konzerte zu spielen. Was dabei heraus kam, dürfte die Geschichte knallharter Rockmusik für alle Zeiten neu definiert haben.

Wenn auch dieses Album bereits mehrfach und zu Recht auf RockTimes besprochen wurde, so ist es mir trotzdem ein Anliegen, diesem Meisterwerk der Band, die ich als eine der besten Live-Acts aller Zeiten erachte, weitere Zeilen zu spendieren. Eine Zeitreise zurück in meine Jugend, als "Made In Japan" für mich die wohl geilste, härteste und virtuoseste Live-Scheibe im Universum war.

Wenn jemals geniale Songs mit unglaublicher spielerischer Potenz zusammen gekommen sein sollten, dann in jenen drei Tagen im August 1972, als die Aufnahmen für das hier vorliegende Album in den Kasten gespielt wurden. Aber für die Studio-Platten gilt das auch und ganz besonders, "Deep Purple In Rock" ist bis heute ein Referenz-Album. Ob es jemals gelingen wird, das zu toppen?

Eine Band, die auf Nummern wie "Child In Time", "Highway Star", "Smoke On The Water" oder "Black Night" zurückgreifen kann, braucht sich prinzipiell keine Gedanken machen. Diese Stücke gehören zu unserer Kulturgeschichte und haben Maßstäbe für alle folgenden Generationen gesetzt.

Erstaunlich war für mich immer, dass die Version von "Black Night" bei der Berücksichtigung für das Album durchgefallen ist und erst auf "24 Carat Purple" erschien. Man hat damals tatsächlich den virtuosen Nummern den Vorzug gegeben gegenüber den populären – was für eine hinreißende und heute völlig undenkbare Strategie.

Was soll man großartiges über die einzelnen Songs neu erfinden? Das Intro zu "Highway Star" ist der wohl geilste Steigerungslauf in der Geschichte der Rockmusik. Aus den fanfarenhaften Keyboards mit den anwachsenden Drums, Rogers knallhartem Bass und Ritchies ersten Akkorden könnte man eine Neuauflage des Urknalls einleiten. Sucht Euch schon mal einen Platz mit guter Sicht und genießt es. Alles andere ist exhibitionistischer Hard Rock auf allerhöchster Ebene. Egal, ob sich Jon einen Wolf orgelt oder Ritchie die Finger an den Saiten wund spielt, diese Nummer kennt nur eine Richtung: Up, up and away.
Generationen versuchten diese Energie einzufangen, gelungen ist es niemandem.

Am Ende muss Ian Gillan sich fast bremsen, wenn er sich für den Support bedankt. Mag er gedacht haben: »Meine Fresse, Alter, wie sehr haben wir Euch gerade den Arsch aufgerissen?« Er hat es für sich sicher in schönere Worte gefasst, war er doch der erste Jesus im legendären und wirklich mitreißenden "Jesus Christ Superstar". Warum, das belegt er im zweiten Track – dem Über-Song der tief purpurnen. "Child In Time", einer meiner Top-Five-Songs ever. Hier sag ich nichts mehr dazu, Worte können das nicht beschreiben – abgesehen vom Hinweis, dass Ian spielerisch seine Glanzleistung vom Studioalbum wiederholt und Ritchie mit dem Solo vielleicht den Heavy Metal erfunden hat. Als ich Deep Purple 1985 live in Mannheim sah, mussten wir auf den Song verzichten. Ian litt unter einer Halsentzündung und bekam die legendären Töne nicht ins Mikrofon.

Dass sie nach dem Kassenschlager "Smoke On The Water", auf den die eher weniger an Virtuosität interessierten Zuhörer die Band allzu gerne festnageln wollen und der hier ebenfalls in einer prächtig aufgepimpten Version erscheint und nach dem legendären Drumsolo in "The Mule" nun aber eben auch vordergründig eher im zweiten Glied stehende Songs wie "Lazy" oder "Space Truckin'" in den Mittelpunkt stellen, zeigt, aus welchem Holz Deep Purple damals geschnitzt waren. Die Headline-Nummern sicher ins Ziel zu bringen ist das eine, den Platz für Improvisation und wahre Virtuosität zu entdecken etwas völlig anderes und genau das unterscheidet Deep Purple von wirklich allen anderen. Led Zeppelin haben sich ein bisschen zu sehr an Originalen anderer versucht, Cream sind in ihrer eigenen Virtuosität verloren gegangen. Deep Purple hatten alles. Unfassbare Instrumentalität, den geilsten Sänger seiner Zeit, Granatenhits und überragende Jams.

Interessanterweise liegt ausgerechnet die erdigste Version Purple’scher Bemühungen aller Zeiten dazwischen, das knallhart bluesrockende "Strange Kind Of Woman" mit dem legendären Dialog zwischen Ians unfassbarer Stimme und dem irgendwie immer entspannt scheinenden Ritchie, der in dieser Nummer auch einem Jimmy Page zeigt, wo der Hammer hängt. Meine Fresse, wie geht das ab.

Die Potentiale von "Lazy" und "Space Truckin'" vom Album "Machine Head" mögen damals viele Fans verkannt haben, doch mehr als jemals zuvor lösen sich Deep Purple aus ihren vorgegebenen Songstrukturen und hier kann Jon Lord endlich beweisen, dass er als Tastenspieler nicht weniger virtuos war als sein insgesamt wohl berühmterer Saiten-Begleiter. Diese Songs sind Jon Lord-Songs! Faszinierend, wie auch "Lazy" zwischenzeitlich in eine bluesige Improvisation, hier sogar mit Harp abdriftet, etwas, was aber auf dem Studioalbum auch zu erkennen war. Deep Purple beschreiben somit historisch und vermutlich ohne jede Absicht die kausale Kette zwischen Blues – Rock – Metal bzw. Heavy Rock. Eigentlich eine glasklare und logische Linie konsequenter Weiterentwicklung. Ich hab immer gesagt, Deep Purple waren wegweisend. Aber ich war Fan und da sah man das sowieso so.

So arbeitet "Space Truckin'" einfach mal den songorientierten Teil ab und driftet sodann in eine jammige Welt, wo Jon den Ton angibt, ohne – wie später – auf klassische Motive zurückzugreifen. Das hat er vor allem nach "Burn" ausgiebig praktiziert. Aber hey, jeder, der wie ich in den Siebzigern groß geworden ist (soweit man das bei 1,74 m sagen darf), kennt ganz sicher den coolen Jugendfilm "Die Vorstadtkrokodile", wo eine geniale Passage aus "Fools" vom Album "Fireball" eine Hauptrolle spielt. Die für Deep Purple-Verhältnisse hinreißend sanfte Passage findet während "Space Truckin'" ein geiles Zitat. Verschmelzende Kulturen und eine wahnsinnige Improvisation aus einem eigentlich recht kurzen Stück, um uns alle in den Wahnsinn zu spielen. Und ganz nebenbei zeigt Roger Glover seine faszinierende Fähigkeit als eine Art Arbeitsdrohne, die mit unglaublich prägnantem und präsentem Bass das ganze Geflecht beieinander hält.

"Made In Japan" ist die Mutter aller Hard & Heavy-Bemühungen, niemals hat irgendwer diese Steilvorlage wieder erreichen können. Es waren eben nicht nur überdrehte Lautstärke und Tempo, woraus sich Deep Purple definierten. Sie hatten bei allem gewaltigen Krawall eine unfassbare Virtuosität am Start, ein künstlerisches Konzept, wo selbst simple Rhythmusfunktionen mit unfassbarer Präzision und spielerischer Finesse versehen waren und wo jedes Solo in eine höhere Sphäre führte. Sie haben meine Jugend geprägt, doch wie gut sie wirklich waren, hab ich erst viel später begriffen. Die Mark II-Besetzung von Deep Purple geht als die wahren Großmeister des härtesten Rocks in die Geschichte des Universums ein, obwohl uns Douglas Adams in seinem Roman "Per Anhalter durch die Galaxis" da noch eine gewaltigere Band ankündigt. Aber die soll erst in ein paar Millionen Jahren aktiv werden und ihr Frontmann hat sich vorsorglich und aus steuerrechtlichen Gründen ohnehin vorab als tot erklären lassen.
Na dann, warten wir es mal ab.


Line-up Deep Purple:

Ritchie Blackmore (guitar)
Jon Lord (keyboards)
Ian Gillan (vocals)
Roger Glover (bass)
Ian Paice (drums)

Tracklist "Made In Japan":

  1. Highway Star
  2. Child In Time
  3. Smoke On The Water
  4. The Mule
  5. Strange Kind Of Woman
  6. Lazy
  7. Space Truckin'

Gesamtspielzeit: 117:03, Erscheinungsjahr: 1972 (Original)

Über den Autor

Michael Breuer

Hauptgenres: Gov´t Mule bzw. Jam Rock, Stoner und Psychedelic, manchmal Prog, gerne Blues oder Fusion

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16 Kommentare

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  1. H-J Müller

    Ich kann den Ausführungen fast zu 100 % zustimmen !
    Eine Kleinigkeit wäre dann doch: Ich war auch 1985 in Mannheim. Child in Time wurde dort gespielt ! , was auf verschiedenen Bootlegs auch verrwigt wurde. Ich meine die Halsentzündung hatte er in Paris, Das konzert wurde damals als Rockpalastauftritt auch gefilmt.
    Gruss Hans-Jürgen

    1. Michael

      Hi Hans-Jürgen, Du hast Recht.
      Damals hatte ich nach dem Besuch in Mannheim auch das Konzert von Paris im Fernsehen gesehen und sogar auf einer Cassette mitgeschnitten. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich da meine Erinnerungen wohl ein wenig verknotet. Ich meinte mich auch an Difficult To Cure zu erinnern, die Nummer haben sie aber nur in Paris gespielt, sagt jedenfalls die Setlist. Lang lang ist’s her, da geht schon mal was durcheinander 🙂
      Grüße aus Duisburg, Michael

      1. h-j.müller

        Hallo Michael, Difficult to Cure war auch in Mannheim im Programm. Da haben Sie mit der Lasershow Beethoven dirigieren lassen.
        Gruss Hans-Jürgen

        1. Michael Breuer

          Hey Hans-Jürgen,

          Danke für Deine Bestätigung, dass mein Erinnerungsvermögen doch noch nicht ganz abgestorben ist, Ich war mir echt sicher und jetzt, wo Du es erwähnt hast, erinnere ich mich auch an das Beethoven-Männchen. War witzig! Wie gesagt, in der entsprechenden Setlist im Netz ist der Song nicht enthalten. Die wurde aber im Nachhinein von Usern gepflegt und deren Erinnerungsvermögen muss nicht zwingend besser sein als meins.

          Vielleicht hätte ich aber auch nicht den 3-Liter-Wasserbehälter ins Gelände schmuggeln sollen (heute sicher unmöglich). Wasser war nicht drin, aber drei Liter ungarischer Kadarka. Der Behälter war am Ende leer, ich eher voll. In der Zugabe bei "Smoke On The Water" hatte ich sogar ein wenig Platz um mich herum, weil ich vorübergehend so etwas wie modernen Ausdruckstanz praktiziert habe. Wir waren aber auch recht weit von der Bühne entfernt.
          Blöd war nur, dass wir danach noch bis Duisburg heim fahren mussten. Angereist waren wir ja nur von Mainz, wo ich damals ein Domizil hatte.

          Bis heute frage ich mich, welchen Song Leslie West im Vorprogramm damals mit so einem abgefahrenen, getragenen Gitarren-Solo eingeleitet hat. Mountain waren einfach geil und diese eine Nummer ganz besonders. Bin nie dahinter gekommen, welche es war. Tipps? Very welcome!!!

          Viele Grüße, Michael

          1. H-J Müller

            Hallo Michael,
            ich stand genau zwischen Mischpult und Bühne – auf dem Mulitcore – und habe daher recht gut gesehen.
            Setlist von Mannheim:
            Highway Star
            Strange kind of woman
            Blues / Gypsy´s kiss
            Knocking at your back door
            Nobody´s home
            Lazy
            Child in time
            Perfect strangers
            Black night
            Difficult to cure
            Keyboard solo
            Space Truckin´
            Woman from Tokyo
            Smoke on the water.

            Zu Montain kann ich leider keine Tipps geben – damals kannte ich die Lieder noch nicht dem Namen nach – das wäre heute anderst, da ich mir nach Mannheim mein Archiv in Richtung Mountain erst mal aufgebaut habe.

            Gruss Hans-Jürgen

    2. Wilhelm Eric Berwanger

      Hallo Hans Jürgen,
      danke für die Setlist. Ich war damals auch dort und kann mich nur noch an einige der Songs erinnern. Wir sind schon vor der Zugabe zurück zum Auto, um dem Verkehrschaos am Ende zu entgehen. Ehrlich gesagt waren wir da auch echt fertig nach ca. 10 Stunden "Rock am Stück". Neben Mountain waren ja auch noch Meat Loaf, Roger Chapman und die Rodgau Monotones dabei. Wir hatten zwar nur einen 5 Liter-Kanister mit Jack Daniels-Cola dabei (Mix 1:1), aber der hat voll reingehauen. Toll, dass so viele unserer Leser auch dort waren! Zu Made in Japan kann ich nur sagen, bestes Live-Album aller Zeiten mit der brutalsten Version von "Smoke on the Water" ever.

  2. Mario

    Diese Kritik trifft den Nagel auf den Kopf, es gibt nichts Besseres und nach meinem Empfinden haben Purple diesen Standard nie wieder erreicht und sind heute leider nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ich hatte das Vergnügen, sie in ganz jungen Jahren 1970 erstmals auf der Bühne zu sehen, etwa eine Woche vor Veröffentlichung des In-Rock-Albums. Das Set war noch völlig anders als 1972 und ist meines Wissens nur auf einem Bootleg festgehalten worden, das trotz guter Tonqualität nur zur Hälfte offiziell von der Gruppe veröffentlicht wurde. Etwa 6 Wochen vor den Japan-Konzerten im August 1972 sah ich sie im Rainbow in London, die Erwartungen waren hoch und ich war restlos enttäuscht, vielleicht lag es an mir. Purple spielten dort an 2 Abenden und zumindest das Foto auf der Vorderseite der Japan-LP stammt von einem der Auftritte, rechts unten ist der Schriftzug „Rainbow“ auf der Schräge der Bühne teilweise erkennbar. Ende 1972 sah ich dann die Japan-LP in einem Plattenladen und hörte die erste Seite mir an, schon beim Hören von Highway star war mir klar, dass ich ohne die LP den Laden nicht verlassen würde. Es ist und bleibt für mich auch nach fast 50 Jahren, vielen weiteren Platten und Rockkonzerten die beste Live-LP aller Zeiten und das Maß aller Dinge.

    1. Jürgen aus Bonn

      Das ist ja wohl der Hammer! Fast 50 Jahre bin ich wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass das Cover-Photo natürlich von der Japan-Tour stammt, und dann entdecke ich "by the way", dass dem nicht so ist! Wer weiß, was noch so alles auf dem Album ein Fake ist?
      Vielen Dank an Mario, der als Augenzeuge des Konzerts im Rainbow natürlich einen besonderen Blick für so etwas hat. Jedenfalls habe ich noch nirgendwo anders einen diesbezüglichen Hinweis gelesen.
      Und dass das Ganze auch stimmt, ergibt sich nicht zu letzt wohl auch daraus, dass das identliche Foto auf dem Cover der Bottleg-CDs abgebildet ist, die es von den beiden Rainbow-Konzerten gibt – vgl. hier: https://www.musik-sammler.de/release/deep-purple-rainbow-1972-4-cd-1369140/ -, aber wohl nicht mehrbeschaffbar sind.
      Dank auch an Michael für den tollen Review, den ich voll unterschreiben kann.

      1. Jürgen aus Bonn

        Ich musss mich korrigieren: ein Hinweis, dass das Cover-Foto von "Made in Japan" im Rainbow Theatre entstanden ist, findet sich auch in der von mir gelesenen DP-Biografie von Jürgen Roth und Michael Saller. Aber bei der Informationsflut dieses Buches auf fast 600 Seiten kann so etwas auch schon mal untergehen – Schande über mein Haupt!

    2. Manni

      Hi Mario,

      das ist nicht nur für Jürgen (aus Bonn 🙂 eine Hammerinfo! Ich denke, dass jeder, der wie ich das Album seit dem Erscheinungstag 1972 kennt, davon ausging, das Cover zeige ein Bild von den Mitschnitten in Japan. Wohl nur absolute Insider wie Du, die tatsächlich mal im Rainbow in London damals waren und das Bühnenbild kennen, wußten wohl Bescheid. Und das ist ein weiteres Mysterium, dass sowas jahrzehntelang nicht mal in eingängigen Rock-Publikationen zu lesen war.

      Ganz großes Informations-Kino, Mario. Als einer, der "Made in Japan" zu den besten Live-Alben ever zählt, bin ich begeistert, das Cover nun einordnen zu können. Denn das Bild ist so toll, wie eine Blaupause für ein Rock-Konzert schlechthin.

  3. Rieck-Althaus, Martin

    Für mich ist es die beste und geilste Nachricht über DEEP PURPLE !! es gibt für mich keine bessere Hard-Rock-Band wie DEEP PURPLE !!!
    angefangen ende 1969-anfang 1970 bis jetzt und in aller Ewigkeit gehört diese einmalige Hard-Rock-Band zu den besten, die man sich vorstellen
    kann !! Meine Meinung ist — ES GIBT NICHTS BESSERES !!! einfach unfassbar und mehr als unglaublich zu genießen, Akustik und alles andere,
    wer da nicht infiziert ist ( kein Coroma ) , so denke ich, hat doch sehr viel versäumt, was sehr schade wäre !! Mit Besten und Liebsten
    DEEP PURPLE -GRÜßEN an Euch ALLE und bleibt mir ALLE GESUND und MUNTER !!! alles Gute für Alle Teams – M.R-A

  4. Manni

    Hallo Michael,

    großartige Review eines großartigen Albums. Wir haben zu 100% Übereinstimmung, die haben wir sicher auch mit zig-Millionen anderer Fans rund um den Globus.

    Zu "Black Night" ist zu sagen, dass es nicht qualitätsmäßig für eine Veröffentlichung auf "In Rock" durchfiel, sondern dass es damals Usus war, kürzere und eingängige Tracks als Single und nicht auf einem Album zu veröffentlichen. Das war auch bei "Strange Kind Of Woman" so. Und bei "Jumping Jack Flash" von den Stones oder "Hey Jude", "The Ballad Of John And Yoko" und "Lady Madonna" von den Beatles. Oder "Autumn Almanac" von den Kinks. Und viele, viele andere Beispiele. In den 60ern bis etwa ’70/’71 war die Single noch der Haupttonträger und man konnte so oftmals zweimal Kasse machen. Die Künstler hatten zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich Einfluss auf die Labelpolitik. Erst als sich die LP gegen die Single als Kunstform durchsetzte, hat sich das geändert.

    Liebe Grüße
    Manni

    1. Michael Breuer

      Danke, lieber Manni.

      Interessanter Hinweis bezüglich der damaligen Labelpraxis, so richtig bewusst war mir das gar nicht. Klar, ich hab meinen ersten Plattenspieler erst 1972 zur Erstkommunion geschenkt bekommen und tatsächlich war die erste Musik in meinem Regal auf Singles gepresst. Als ich dann Mitte der Siebziger ganz bewusst begann, mir Schallplatten von meinem Taschengeld zu kaufen (die ersten beiden waren "Deep Purple in Rock" und "Uriah Heep, The Best Of"), verschwanden die Singles tatsächlich allmählich vom Markt. "Hey Jude" ist bis heute meine einzige Beatles-Platte, die hab ich mal auf einer Plattenbörse entdeckt.
      Mein Vater hatte anfangs sogar noch ein paar Schellackplatten daheim und wenn ich mich recht entsinne, ließ sich unser Plattenteller damals auch noch mit 78 Umdrehungen betreiben. Ist alles in Vergessenheit geraten.

      Liebe Grüße
      Michael

  5. Michael Gindra

    Hallo Micheal,

    mal wieder ein unfassbar gutes Review zu einer unfassbar guten Platte. Deinem Bericht ist nichts mehr hinzuzufügen, kann ich genau so unterschreiben.

    Das Einzige, was vielleicht ein kleiner Wermutstropfen an der Do-LP ist: Die Songs stammen aus drei unterschiedlichen Konzerten und wurden leider ausgeblendet. Das stört den Konzerteindruck schon ein wenig. Ich bevorzuge daher die 3-CD-Version mit allen 3 Japan-Konzerten in voller Länge:

    https://www.discogs.com/de/Deep-Purple-Live-In-Japan/release/5862850

    Für Vinyl-Freaks gibt es noch dieses als volle Packung:

    https://www.discogs.com/de/Deep-Purple-Made-In-Japan/release/5705247 (9 LP Box!)

    Hier hatte ich mal kurz über eine Anschaffung spekuliert, hätte aber dabei Ärger mit meiner Frau bekommen:

    Ich besitze bereits die Do-LP, die CD und die besagte 3-CD-Version….

    Viele Grüße

    Michael

    1. Michael Breuer

      Hey Michael,

      vielen Dank für die Blumen und den Tipp.

      Der dreifache Silberling ist ja wirklich sehr erschwinglich, ich hab gleich bestellt, auch wenn ich schon drei Versionen von Made In Japan in den Regalen habe (LP, CD und CD mit Zugaben). Die vollständigen Konzerte fehlten mir noch, die werde ich sehr genießen.
      Die Vinyl-Platten sind da doch ein anderes/exklusiveres Vergnügen, der Silberling wird es auch ganz gut rüber bringen.

      Viele Grüße aus Duisburg,
      Michael

    2. Jürgen aus Bonn

      Der tolle Review von Michael sowie die darauf erschienenen Kommentare haben mich veranlasst, mich mal wieder intensiver mit diesem tollen Album zu beschäftigen (s.a. meine anderen Kommentar) und es auch wieder mal zu hören. Ich besitze drei CD-Ausgaben: das "normale" Album, die DoCD aus dem Jahre 2014 (ebenfalls goldenes Cover/Booklet, nicht das schwarze) sowie die von Michael Gindra erwähnte und verlinkte 3-CD-Box. Spätestens aber, wenn man deren Tracklist mit der ebenfalls verlinkten LP-Box vergleicht, muss man feststellen, dass die 3-CD-Box zwar die drei Konzerte dokumentiert, nicht aber in voller Länge (und insbesondere Reihenfolge!)! So ist – nur als Beispiel – "Speed King" aus dem ersten Osaka-Konzert ausweislich der Angaben im Booklet am Ende der dritten CD angehängt; dafür fehlen dort "Black Night" und die in Tokyo gespielte Version von "Speed King". Die gegenüber der 3-LP-Box fehlenden Tracks finden sich dafür auf der zweiten CD der o.g. DoCD bzw. "The Mule" aus Tokyo auf deren erster CD bzw. der ursprünglichen CD-Ausgabe.
      Wer also wirklich die drei Konzerte digital in der gleichen Form haben will wie sie auf insgesamt neun LPs veröffentlicht sind (ich gehe jetzt wirklich davon aus, dass hier die Konzerte vollständig wiedergegeben sind – jeweils rd. 90 Minuten Konzertlänge dürften dies bestätigen) muss halt ein bisschen "basteln" und sich entsprechende Playlists aus den genannten Medien zusammenstellen.
      Im Übrigen findet sich in dem bereits erwähnten Booklet der 3-CD-Box folgender Hinweis: "The individual Colour photographs in ths booklet were taken at the Rainbow, London, in July 1972". Siehe zu diesem Thema auch den Beitrag von Mario.

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