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Def Leppard / Diamond Star Halos – Digital-Review

Def Leppard / Diamond Star Halos

Die Posen beim Fotografieren sitzen noch wie vor 40 Jahren. Nur als Teenie-Stars gehen sie heute wohl nicht mehr durch. Damals brachten Def Leppard mit "Pyromania" (1983) ein Album auf den Markt, das die erfolgreichste Phase der Briten einleiten sollte. Bis etwa 1992 hielt die kreativste Schaffensperiode der Band an, die mit ihrem kommerziellen Hard Rock zu überzeugen wusste. Warum sie bis in die Gegenwart neben Hard Rock anhaltend dem Glam Metal zugeordnet werden, ist mir noch immer ein Rätsel. Das auf "Pyromania" folgende Album "Hysteria" ging als das erfolgreichste in der Bandgeschichte ein. Platz eins in den US-amerikanischen Charts, Spitzenplätze in vielen anderen Ländern weltweit und ausverkaufte, aufwändige Konzerte hatten Def Leppard praktisch über Nacht in den Musikolymp gehoben.

Offiziell wurde die aus Sheffield stammende Formation als Vertreterin der New Wave of British Heavy Metal gehandelt, doch wirkte sie auf mich für einen Moment eher wie die europäische Antwort auf Bon Jovi. Das darf man getrost als Kompliment verstehen, denn schließlich haben die Musiker um Sänger Jon Bon Jovi zu Beginn auch mal richtige Rockmusik gespielt. Während beispielsweise die Gründung von Bon Jovi 1983 genau in eine Hochphase des internationalen Hard & Heavy Rocks fiel, bestehen Def Leppard aktuell schon seit 45 Jahren.

Ihr aktuelles Album "Diamond Star Halos" mag die Botschaft aussenden: »Wir sind noch da und das soll sich auch nicht so schnell ändern.« Musikalisch warten die fünf Protagonisten mit einem dicken Ausrufezeichen in der Form auf, dass der Sound der 1986er und frühen 1990er Jahre in der Gegenwart ohne Abstriche gut überzeugen kann. Dabei geht es an dieser Stelle weniger um Nostalgie rund um die damalige Zeit. Vielmehr hat das Ganze mit Geschmack und Hörgewohnheiten zu tun, die die Vorzüge einer Musik aus vergangener Zeit auf das Heute übertragen.
Der Opener "What You Want" ist eine solche Blaupause aus jener Zeit. Dieser Song hätte so auf "Pyromania" seine Berücksichtigung finden können. Der Vergleich trifft in gleichem Maße auf "SOS Emergency" und ein paar weitere Kompositionen zu. 15 Tracks mit einer Spielzeit von 71 Minuten veröffentlichten Def Leppard auf "Diamond Star Halos." Für meinen Geschmack hätten sie ihr Markenzeichen, den mehrstimmigen Satzgesang, ruhig noch ein wenig mehr ausbauen können. Mit diesem Mittel gerät beispielsweise ein "All We Need" sofort zu einem Ohrwurm. Das Zeug dazu hat gleichzeitig "U Rok Mi", wobei man hier gut und gern auf die Schreibweise achten sollte.

Joe Elliott & Co. bleiben in der Anlage freilich rockig, aber es gibt mehrere gefühlvolle Balladen wie "Angels" oder zwei Duette mit Alison Krauss ("This Guitar", "Lifeless"). Schade, dass die US-amerikanische, mit 27 Grammys dekorierte Sängerin beide Male nur im Background zu hören ist. Die Bluegrass-Country-Interpretin hätte dem Album gut und gern ihren Stempel noch ein bisschen mehr aufdrücken können. Bei "Lifeless" klingen zu Beginn ein paar Country-Töne an, allerdings instrumental.
Zurück zum vorliegenden Gesamtkunstwerk: Wie allgemein bekannt sein dürfte, schließen sich Hard Rock und Balladen als Kombination nicht aus und passen in diesem Fall gut zusammen. Überhaupt gilt als Motto: Die Mischung macht’s. Def Leppard waren immer präsent. Dennoch darf man "Diamond Star Halos" wie eine Art Weckruf sehen, bei dem die Akteure mit neuer Inspiration angetreten sind, um eine längere Durststrecke zu beenden.

Geradezu legendär und Material für Statistiker ist das Alter der Zugehörigkeit der fünf Bandmitglieder. Wenn man davon ausgeht, dass Gitarrist Vivian Campbell seit seinem Einstieg 1992 "nur" 30 Jahre bei seinen Kollegen absolviert hat, so sind alle anderen Mitglieder Urgesteine innerhalb der Truppe. Mit Sänger Joe Elliot und Bassist Rick Savage (beide 1977) sind zwei Gründungsmitglieder noch aktiv. Schlagzeuger Rick Allen kam 1978 zur Band. Gitarrist Phil Collen (1982) absolviert gerade sein 40. Jahr bei den britischen Rockern.
"Diamond Star Halos" ist das erste Album der Band seit dem selbstbetitelten "Def Leppard" aus dem Jahr 2015. Es ist in verschiedenen Formatversionen erhältlich, darunter eine Deluxe Edition, eine Doppel-Vinyl-LP sowie diverse Digital-Formate.


Line-up Def Leppard:

Joe Elliott (lead & backing vocals, guitar, piano)
Phil Collen (guitar, backing vocals)
Rick Savage (bass, backing vocals)
Vivian Campbell (guitar, backing vocals)
Rick Allen (drums, percussion, backing vocals)

Tracklist "Diamond Star Halos":

  1. Take What You Want (4:15)
  2. Kick (3:42)
  3. Fire It Up (3:19)
  4. This Guitar [feat. Alison Krauss] (3:50)
  5. SOS Emergency (3:25)
  6. Liquid Dust (4:01)
  7. U Rok Mi (3:33)
  8. Goodbye For Good This Time (4:27)
  9. All We Need (4:46)
  10. Open Your Eyes (4:19)
  11. Gimme A Kiss 3:12)
  12. Angels (Can’t Help You Now) (4:57)
  13. Lifeless [feat. Alison Krauss] (4:19)
  14. Unbreakable (3:46)
  15. From Here To Eternity (5:41)

Gesamtspielzeit: 71:11, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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