Was kann man über Delta Moon seit einigen Jahren eigentlich noch schreiben, außer dass wir es mit den vier Musikern aus Atlanta, Georgia mit einer der allerbesten Bands zu tun haben, die der Süden der USA seit geraumer Zeit aufzuweisen hat. RockTimes-Lieblinge seit dem Beginn unseres Magazins, ist die Combo glücklicherweise seit vielen Jahren auch sehr erfolgreich auf den Bühnen Deutschlands erfolgreich. Von Beginn an überzeugen die Südstaatler nicht nur durch ihr (bzw. Tom Grays) Songwriting, sondern auch durch spielerische Klasse, clevere Arrangements, eine coole, überzeugende Abgezocktheit auf der Bühne sowie obendrein eine sehr sympathisch-bodenständige Art, wie der Verfasser dieser Zeilen nicht nur durch persönliche Begegnungen, sondern auch durch das Interview mit Mark Johnson – dem neben Tom Gray zweiten verbliebenen Original-Mitglied – bezeugen kann. Die seit Jahren dritte feste Größe ist der Bassist Franher Joseph, was natürlich auf eine gewisse Fluktuation bei den Schlagzeugern schließen lässt. Auf Europa-Tourneen war in den letzten Jahren zwar sehr oft Darren Stanley am Start, aber mit Marlon Patton scheint seit geraumer Zeit der Mann der Wahl hinter der Schießbude gefunden worden zu sein.
Patton, der auch dieses Album produziert hat, hat wieder mal einen erstklassigen Job hingelegt. Der Sound klingt erdig und zaubert dem Americana-/Roots-Freund umgehend ein wohliges Lächeln ins Gesicht. Viele Delta Moon-Fans sind der Meinung, dass die Band mit jedem neuen Album besser wird und die letzte Scheibe Low Down war ganz sicher ein grandioses Album sowie Gewinner an allen Fronten. Was auf der neuen Langrille "Cabbagetown" sehr schnell auffällt, sind die einerseits sehr persönlichen ("Rock And Roll Girl", "Just Lucky I Guess" oder "Mad About You") und andererseits sehr sozialen Texte. Speziell "Refugee" beschäftigt sich mit der Flüchtlings-Thematik aus der Sicht des- bzw. derjenigen, die aus purem Überlebensinstinkt (Vergewaltigungen, Terror, willkürliche Verhaftungen und Erschießungen in der eigentlichen Heimat) den Wahnsinn und die Reise in eine andere Welt suchen. Die Tourneen durch Europa haben offensichtlich Spuren bei Delta Moon hinterlassen. Ganz dickes Kompliment!
Die Proportionen wurden aber sehr clever verteilt und so kann man mit beispielsweise "Coolest Fools" (im Sinne von 'Wir können mit 50 immer noch so durchgeknallt sein wie mit 18, nur coooooler…) jede Menge Spaß haben. Die einzige Cover-Version ist dieses Mal die Son House-Nummer "Death Letter", den die Kollegen Gray, Johnson, Joseph und Patton wie gewohnt ganz zu ihrer eigenen machen. Nicht ganz gelungen finde ich hier die zweite Stimme (ich tippe mal auf Franher Joseph), aber zur Thematik sowie Atmosphäre des Tracks passt sie dennoch wie eine Eins. Dennoch vielleicht der einzige Song der Scheibe, der (außer vielleicht "Refugee", aber das ist ja wieder eine ganz andere Geschichte) nicht so ganz mit dem Rest von "Cabbagetown" mit-swingt. Dafür gibt es aber den ultra-coolen (instrumentalen) "Cabbagetown Shuffle", das deutlich zynische "21st Century Man" oder das wie in einem Fluss daher kommende "The Day Befor Tomorrow". Das finale "Sing Together" rundet dann ein weiteres rundum gelungenes Delta Moon-Album gekonnt mit kritischen, aber auch ermutigenden Worten ab.
Ja, ein rundum gelungenes Album und Delta Moon scheint sich zu einem kleinen Hafen zu entwickeln (falls das nicht schon lange geschehen ist), den man jederzeit ansteuern kann und sich immer willkommen, wohlbehalten, gut aufgehoben und gerne gesehen fühlt. Letzten Endes kann "Cabbagetown" vom Songwriting nicht ganz mit "Low Down" mithalten, dafür überzeugen jedoch vor allem die Lyrics. Und das ist schon Jammern auf sehr hohem Niveau, denn wenn eines klar ist, dann dass diese Band absolute Klasse hat!
Line-up Delta Moon:
Tom Gray (guitars, lap steel guitar, keyboards, harmonica – #9, lead vocals)
Mark Johnson (guitars, mando guitar, lap steel guitar – #1, vocals)
Franher Joseph (bass, upright bass – #3,9, vocals)
Marlon Patton (drums & percussion)
With:
Jon Liebman (harmonica – #7)
Susannah Masarie (background vocals – #1,2,4)
Kyshona Armstrong (background vocals – #1,2,5,10)
Tracklist "Cabbagetown":
- Rock And Roll Girl
- The Day Before Tomorrow
- Just Lucky I Guess
- Coolest Fools
- Refugee
- Mad About You
- Death Letter
- 21st Century Man
- Cabbagetown Shuffle
- Sing Together
Gesamtspielzeit: 36:55, Erscheinungsjahr: 2017
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