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Desertrain / Grunge Locomotive – CD-Review

Feuer in der musikalischen Hölle kennen wir zur Genüge.
Bei der polnischen Band Desertrain brennt auf dem Cover ihres Albums "Grunge Locomotive" wohl nicht nur der Feuerkessel der Dampflokomotive.
Schwarzer Rauch steigt bedrohlich aus dem Schornstein.

Zu dieser Veröffentlichung sollte man wissen:
»[…] 2020 wurde das Debütalbum "Grunge Locomotive" in Polen veröffentlicht und nach dem üblichen Virus-Break nimmt man einen zweiten Anlauf und veröffentlicht das Album nun auch in Deutschlang, Österreich und der Schweiz. […]«

Weiter heißt es zum Album:
»[…] Hier sind Bands, die einst den Ruf Seattles begründeten, sicherlich gern genannte Vorbilder. Die Schnittstelle von 90er Alternative Rock, Grunge und Stonerrock wird hier exzellent bespielt. […]«
Warum musste es zur internationaleren Verbreitung von "Grunge Locomotive" kommen? Der Erfolg der vorliegenden Platte im Heimatland hat es verdient, eine größere Rock-Gemeinde daran teilhaben zu lassen. Etwas lästernd könnte man behaupten, dass die Scheibe mit ihren zehn Songs noch gepuscht werden muss.

Das bereits beschriebene Coverbild ist richtungsweisend für die Desertrain-Debüt-Ausgabe.
Dann aber doch nicht so stringent.
Die Scheibe startet standesgemäß und leuchtet Grunge beziehungsweise Stoner Rock ordentlich aus. Der Sänger Damian Kikola hat die entsprechende Kompetenz – auch Growls – auf den Stimmbändern.
Ja, es rockt in den ersten Nummern gut, allerdings nicht so umwerfend, ohne viel Diversität, ohne einen hervorzuhebenden Wow-Effekt. Ein Outro von rund fünfundvierzig Sekunden füllt nicht gerade das Punktekonto. Hier und da schiebt sich Szymon Sajmoon Makowieckis trockener Bass in den Vordergrund. Kein Grund, das Herz der Leute vor den Lautsprechern höher schlagen zu lassen.

So steht die Lokomotive schon unter Dampf, allerdings verpufft einiges davon in einer Art Bedeutungsleer, will sagen, dass die Songs zwar kraftvoll rocken, aber eben so klingen, als hätte man so etwas irgendwo anders schon gehört.

Die Eigenständigkeit/Vielseitigkeit beginnt aus meiner ganz persönlichen Sicht bei "Frustration", denn dort gibt es einen herrlichen ruhigen Teil, bei dem man aufhorcht, die Ohren spitzt.
"Grimond" ist gespickt mit solistischen Gitarren-Künsten. Kommt gut.
Die Bass-Phasen im Spotlight hatten wird schon, aber irgendwie scheint der Gitarrist Piotr Piter Bielawski richtig wach geworden zu sein, denn was er jetzt an Fretboard-Fahrten aufruft hat Klasse.
Jetzt aber! Desertrain rückt "To The End" in Richtung heftigen Blues Rock. Toll und schade! Der Wein wird allerdings durch nach Synthesizer klingenden Sounds verwässert. Diese künstlichen Töne mögen gut gemeint sein, passen aber einfach nicht.
Vielleicht tragen fast neun Minuten "No Name Moment" zum Gelingen der Scheibe bei. Man kann es kaum glauben. Ist hier eine andere Band am Start? Dieses Opus hat das gewisse Extra, besticht durch Eigenständigkeit, auch wenn auch hier der Viersaiter etwas zu sagen hat. Der Schuss Psychedelic tut dem Track so gut. Das "Grunge Locomotive"-Finale hat den Begriff Highlight verdient. Summa summarum bleibt er aber ziemlich allein.

Ob das Puschen der Scheibe auf einem größeren Terrain als Polen fruchten wird, bleibt abzuwarten.
Auf jeden Fall gibt es hier kein 'beide-Daumen-hoch' oder eine Kaufempfehlung.
Da macht sich die Gemeinde der Grunge-Anhänger und Stoner-Rocker bitte ein persönliches Bild von Desertrain und ihr "Grunge Locomotive".
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für Musik.


Line-up Desertrain:

Damian Kikola (vocals)
Piotr Piter Bielawski (guitar)
Szymon Sajmoon Makowiecki (bass)
Lukasz Roman Romanowski (drums)

Tracklist "Grunge Locomotive":

  1. Desert Rain
  2. White Moon
  3. Psycho
  4. Between the Mountains
  5. Frustration
  6. Grimond
  7. Burn Again
  8. To The End
  9. Distance
  10. No Name Moment

Gesamtspielzeit: 45:05, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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