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Desolation Sound / Salish Rock – CD-Review

Desolation Sound / Salish Rock

"Salish Rock" ist das Debütalbum der – in Friday Harbor, einer Stadt auf San Juan Island im US-amerikanischen Bundesstaat Washington – ansässigen Rockband Desolation Sound.
Für das uns vorliegende Album hat das Quartett Songs aus ihren bereits veröffentlichen EPs "Hope" (2020) und "Flight Case" (2021) sowie drei neuen Tracks zusammengestellt, die es auf fast 42 Minuten bringen. Veröffentlicht wurde die Scheibe bereits 2022 und wie auf der Website des Plattenlabels zu erfahren ist, gibt es bereits einen Nachfolger, "Silver Rain", der in diesem Jahr erschienen ist.
Produzent von "Salish Rock" ist Adam Kasper, den Mix übernahm Jon Auer, der übrigens auch die Backing Vocals übernahm.

Das Ziel des Frontmannes und Songwriters Daniel Day war es, in seinen Liedern das Leben sowie die Atmosphäre auf der Insel im pazifischen Nordwesten einzufangen: »Ich bin fasziniert von diesem wunderschönen Ort, an dem das Salish-Meer auf die Küste unserer Insel trifft. Es ist eine mysteriöse, sich verschiebende Grenze, und aus meinen Erfahrungen dort ziehe ich oft eine tiefere Bedeutung« Und das scheint bestens gelungen. Dazu muss man erklären, was Salish bedeutet.
Wikipedia schreibt dazu: »Salish bezeichnet: • den ursprünglichen Namen der Flathead-Indianer […]« und weiter: » • eine Sprachgruppe, denen auch die Flathead angehören, sowie einige Untergruppierungen und Einzelsprachen […]«.

Die Band selbst bezeichnet ihre Musik als »Salish Rock«, daher auch der Titel der Scheibe.
Diese besteht aus einer Sammlung aus elf Song-Perlen, die nicht nur zum bedingungslosen Mitwippen einladen, sondern auch ganz allgemein Spaß beim Zuhören machen. Die Stücke bewegen sich im Bereich zwischen Power Pop, AOR und Alternative Rock, stellenweise sogar mit leichten Americana-Einflüssen und teilweise mit dem einen oder anderen Ausflug in psychedelische Blues-Gefilde. Es gibt keine Schwere oder Düsternis, sondern pure Lebensfreude. Alles Zutaten, die ein rundum gelungenes Album versprechen.

Aber kommen wir nun zu den Tracks:
Der Opener "Record Store" ist zwar hörenswert, reißt mich aber nicht gerade vom Hocker, dafür können die Jungs aber gleich mit dem folgenden, sehr melodischen "Deepest Garden", das mit tollen Gitarrenlicks gespickt ist, punkten. "Yesterday Was Long Ago" ist ein echter Ohrenschmeichler und erinnert mich ganz stark an die Manic Street Preachers – an deren Zeit, nachdem sie dem Punk endgültig Adieu gesagt hatten. Das Stück ist stellenweise sehr psychedelisch gehalten, bis die Gitarren endgültig zu explodieren scheinen.
"Arms Around You" haut in eine ähnlich gelagerte Kerbe und findet gleichfalls meinen Gefallen.

"Evanesce" wirkt gegenüber der Vorgängern schon fast brutal, da hier ausschließlich der rockige Aspekt im Vordergrund steht.
Der sich daran anschließende, etwas über zweiminütige Titeltrack ist ein reines Instrumentalstück, bei dem die Beteiligten alle Register ziehen und entsprechend brillieren können.
"Coution To The Wind", strahlt einfach nur Spaß und Lebensfreude aus, denn völlig locker relaxt präsentiert sich die Band. Man hat tatsächlich das Gefühl, der Wind spielt mit den Blättern eines Baumes und streichelt einem das verschwitzte Gesicht.

Jetzt kommt mein absoluter Favorit, nämlich "Never Forget You"! Hier zeigt die Band, welches Potential in ihr steckt. Tom Henry hat endlich die Slide ausgepackt, die sich wie ein roter Faden durch den kompletten Song zieht und spielt, als gäbe es kein Morgen. Man kann phasenweise sogar einen leichten Americana-Touch nicht verleugnen. Und Daniel Day beweist einmal mehr, dass er ein genialer Sänger ist. Man kommt einfach nicht umhin, die Repeat-Taste wieder und wieder zu drücken. Ich kann jetzt nur noch sagen: Beide Daumen steil nach oben und – bitte zukünftig mehr davon!

Auch die folgenden Tracks sind nicht von ’schlechten Eltern'. "Beautiful Sun" ist eine leicht verschleppte, gefühlvolle Ballade, deren Höhepunkt der emotionale Duettgesang zwischen Jon Auer und Daniel Day ist. Ein Stück, das Gäsenhautmomente erzeugt.
Für "The Artist" wurde als Intro die Akustik-Gitarre ausgepackt. Plötzlich haut Drummer Scott Sluis dermaßen auf die Felle, dass man schlagartig hellwach ist. Er sorgt mit Darvis Taylor, zuständig für die dicken Saiten, für das passende Fundament, bevor dann die beiden Gitarristen in das Gesamt-Gefüge einsteigen und sich gegenseitig in ungeahnte Sphären treiben.

Was haben wir noch? "Can We Learn To Love Again?" Das frage ich mich manchmal tatsächlich auch bei all dem Hass, der derzeit das Denken, Fühlen und Handeln der Menschheit bestimmt. Schade, dass im Booklet keine Texte enthalten sind. Ich hätte gern erfahren, welche Botschaft die Band uns mit diesem wunderschönen Lied übermitteln möchte, in welchem – anfangs noch sparsam instrumentiert – die Protagonisten abgehen, wie das sprichwörtliche Zäpfchen.

Ein tolles, ja ein wirklich hörenswertes Album von einer Band, von der wir hoffentlich noch öfters hören werden.


Line-up Desolation Sound:

Daniel Day (rhythm guitar, vocals)
Darvis Taylor (bass)
Scott Sluis (drums)
Tom Henry (lead guitar)
Jon Auer (backing vocals)

Tracklist Salish Rock:

  1. Record Store (3:40)
  2. Deepest Garden (3:40)
  3. Yesterday Was Long Ago (4:44)
  4. Arms Around You (4:04)
  5. Evanesce (2:33)
  6. Salish Rock (2:26)
  7. Caution To The Wind (3:27)
  8. Never Forget You (3:45)
  9. Beautiful Sun (4:07)
  10. The Artist (4:00)
  11. Can We Learn To Love Again? (5:42)

Gesamtspielzeit: 42:13, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Ilka Heiser

Hauptgenres: Classic Rock, Blues Rock, Heavy Rock
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Mail: ilka(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. Ralf Siemer

    Hallo Ilka,
    vielen Dank für die Vorstellung der Newcomer Desolation Sound. Da hast Du wirklich eine Perle ans Licht gehoben. Bei den Songeinschätzungen bin ich mit Dir konform. Schade, dass eine CD nicht im Handel erhältlich ist. Aber auf der Website der Band wird ein Download, auch in FLAC, angeboten
    Ein schönes Wochenende
    Ralf Siemer

    1. Ilka Heiser, die 'Chefin'

      Hallo Ralf, ja ich hoffe, dass man von dieser Band noch öfters was hören wird. Und noch mehr hoffe ich die diesjährige Veröffentlichung der Band für eine Rezension zu erhalten.

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