«

»

Destinova / Arcane – CD-Review

Destinova / Arcane

Dieses Mal haben die vier Herren bei der Veröffentlichung ihres neuen Longplayers nicht wieder so viel Zeit verstreichen lassen, wie zwischen den beiden Vorgängern, Nameless Goat und Pieces, von denen ich recht angetan war.

Nach nur zwei Jahren liegt mir jetzt "Arcane" vor. Musikalisch hat sich hinsichtlich des Stilmixes nichts getan, im Gegenteil. Ich habe eher den Eindruck, die Jungs um Thomas Meisenwinkel wollen, wie schon bei "Nameless Goat" und "Pieces", wieder einmal in mehreren Gewässern fischen und hauen uns ein Gebräu aus unterschiedlichen Rockstilen um die Ohren, bis sie glühen. Bereits 2017 schrieb ich: »Man nehme als Grundlage den guten alten Rock und verrühre diesen mit einer Ladung Metal. Dazu gebe man eine kleine Priese Grunge, etwas Indie- und Prog […].« Dieses Mal habe ich den Eindruck, dass die Platte sogar um einige Zacken härter ausfällt, als die Vorgängerscheiben.

In der Summe befasst sich die Band auf dem Album mit der menschlichen Psyche und beleuchtet die dunklen Ecken unserer Gedankenwelt. Sie setzt sich mit sozialen Interaktionen auseinander und zeigt die negativen Auswirkungen, die oftmals damit verbunden sind. Daher wundert es auch nicht, dass die Stücke hin und wieder sehr wütend, manchmal sogar etwas düster klingen.

So gibt der Opener "Nemesis" kräftig Vollgas und verleitet dazu, die Nackenmuskulatur ordentlich zu strapazieren, ich verorte diesen irgendwo im Punk. Doch dann werden zwischendurch sogar ein paar ruhige Passagen eingeflochten, was dem Song aber überhaupt nicht schadet, im Gegenteil. Diese sind das Tüpfelchen auf dem i. Mutig sind die Herren, alle Achtung!
"Escort To Your Grave" und auch "Lick Your Thorns", hier wird dermaßen wütend gekeift, dass sich einem die Nackenhaare steil nach oben stellen, jeder Nu Metaller aber vermutlich glänzende Augen bekommen würde. Roh und ungeschliffen – das sind die Attribute, die ich den beiden Nummern attestiere. Und doch gibt es wieder einmal eine Besonderheit, nämlich das Twin-Gitarren-Solo in "Lock Your Thorns".

"Tucana" ist ein einminütiges, ganz ruhiges, Gitarrenstück, dass den Übergang zu "Voodoo Eyes" einleitet. Und ja, da ist er wieder, dieser leicht grungige Touch, den ich bei den Vorgängerplatten bereits angemerkt hatte.

Keine Sorge, es geht nicht nur krachend zu auf "Arcane". Dem Hörer wird auch eine Atempause mit dem wunderschönen melodischen "Private Sky" gegönnt, Zeit zum durchschnaufen. Damit beweisen Destinova, dass sie auch ruhig können. Mein Favorit auf der Platte.

"Doorknop" ist ebenfalls wieder ein instrumentaler, einminütiger 'Türöffner' für das sich sofort daran anschließende "The Cold", bei dem ein bisschen New Wave der 80er durchschimmert. "Babalocke" will bei mir einfach nicht so richtig zünden, aber mit dem amtlich rockenden "Gehenna" wird die Rezensentin am Ende eindrucksvoll verabschiedet.

Irgendwie sind die Songs musikalisch nicht einzufangen. Aber genau das macht das Album am Ende ja so spannend. Hat man sich gerade mal stilistisch halbwegs festgelegt, scheint einem das Album schon wieder aus der Hand zu gleiten. Die vier Leverkusener haben ganz offensichtlich richtig Spaß daran, den Hörer an der Nase herumzuführen. Die musikalische Bandbreite reicht von dreckigem Heavy Rock über Post Rock/Post Punk bis hin zu NU Metal.
Rotzig satte Riffs und eine arschtight gespielte Rhythmus-Performance, damit kann die Band ohne Abstriche punkten und es ist klar: Live machen die Vier mit Sicherheit keine Gefangenen!
Das Album zündet nicht sofort, es braucht einige Durchgänge, um am Ende nicht nur die Ohren, sondern auch das Herz des Hörers zu erreichen.


Line-up Destinova:

Tim Meiswinkel (lead vocals, rhythm guitar)
Thomas Henn (bass, backing vocals)
Frederic 'Pömie' Breitrück (lead guitar, backup vocals)
Marius Klein (drums)

Setlist "Arcane":

  1. Nemesis
  2. Escort To Your Grave
  3. Lick Your Thrones
  4. Tucana
  5. Voodoo Eyes
  6. Arcane
  7. Private Sky
  8. Doorknob
  9. The Cold
  10. Babalocke
  11. Gehenna

Gesamtspielzeit: 38:58, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Ilka Heiser

Hauptgenres: Classic Rock, Blues Rock, Heavy Rock
Über mich
Meine Seite im Archiv
News
Mail: ilka(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>