Fünf Jahre hat es gebraucht, bis nach Nameless Goat im Jahr 2017 nun mit "Pieces" der zweite Longplayer der Band veröffentlicht wird. In dieser Zeit scheint sich außerdem auch einiges innerhalb des 'Hauses' Destinova getan zu haben, denn statt mit drei haben wir es jetzt mit vier Bandmitgliedern zu tun.
Am Drumhocker erfolgte ein Wechsel, denn an Stelle von Stevo schwingt nun Marius Klein die Stöcke. Und es gab einen Neuzugang: Frederic 'Pömie' Breitrück spielt die Lead Gitarre.
Schauen wir mal, ob es dennoch bei einer Konstante bleibt, oder ob sich auch musikalische Veränderungen 'eingeschlichen' haben. Denn damals schrieb ich als Fazit zur 'Namenlosen Ziege': »Eine recht abwechslungsreiche Scheibe, deren Stärke darin besteht, nicht nur zentnerweise auf die 13 zu hauen, sondern ab und zu auch sehr melodisch zu klingen.«
Das 'abwechslungsreich' bezog ich in erster Linie auf den musikalischen Stilmix dieser Veröffentlichung, hätte das ganze Review aber auch in einer Kurzversion beschreiben können: Man nehme als Grundlage den guten alten Rock und verrühre diesen mit einer Ladung Metal. Dazu gebe man eine kleine Priese Grunge, etwas Indie- und Prog und fertig ist "Nameless Goat".
Zur neuen Platte werden folgende Worte des Promoters zitiert: »Die vier Musiker bedienen sich instrumentell überwiegend aus den Genres Alternative Rock und Alternative Metal, aber auch Eindrücke aus dem Post Rock fließen in die Musik hinein. Doch auch Elemente des Stoner Rock und einen Indie Rock wird man in ihren Klängen feststellen können.« Oha, na dann lassen wir uns überraschen!
Einer der Gründe für die bunte Mischung auf dem neuen Album könnte sein, dass ein Großteil der darauf enthaltenen Titel bereits Jahre vor deren jetziger Aufnahme von den Bandmitgliedern geschrieben wurden. Aber das ist natürlich reine Spekulation.
'Zu schade für die Tonne' dachten sich die Jungs wohl und bannten diese mit einigen neueren Stücken zusammen auf den Silberling.
So ein zusammengewürfelter Mix kann gut gehen – oder auch nicht.
'Earthquake' bedeutet Erschütterung oder Erdbeben. Ich denke mal, dass Destinova nach der langen Coronapause jetzt endlich wieder mit Volldampf loslegen möchten und ihre Fans – einem Erdbeben gleich – musikalisch wachrütteln wollen. Mit "Earthquake" gelingt das eindrucksvoll, das Stück haut deftig auf die Fresse, aber auch die beiden Nachfolger "Burning Eyes" und Erase The Soul" stehn dem in Nichts nach. Das ist Vollbedienung allererster Güte und macht Appetit auf mehr.
Und Destinova erhören mich tatsächlich, es gibt noch mehr, denn mit dem explosiven "Hit The Floor" wird eindrucksvoll bewiesen, dasss auch ein krachender Rocker hervorragend ins Bandprofil passt.
Hin und wieder werden die Zügel mal etwas angezogen, es wird melodischer ("Scryer", "Yyoure Foe", Paint A Stroke") aber nicht seicht. Dafür sorgt schon der stellenweise in die Runde geschmissene Keif-Gesang von Tim Meiswinkel. Findet zwar vor meinen Lauschern weniger Zuspruch, aber das tut nichts zur Sache, denn es passt – genau so wie zu dem anständig groovenden "Styx". Lasst die Matten (sofern vorhanden) fliegen!
Die Sahnehäubchen hat die Band sich wohl bis zum Schluss aufgehoben. Während es oft passiert, dass ein Album gegen Ende zunehmend abflacht und man den Eindruck hat, die letzten Tracks sind lediglich als Filler drauf gepackt um das Potenzial des Silberlings optimal auszunutzen, kann hier keine Rede davon sein. Sowohl "I Count The Miles" als auch "In The Mist" sind feinste Ohrwürmer und astreine Indi-Rocker vor dem Herrn. Ich hätte nichts dagegen, wenn noch der eine oder andere Song mehr in dieser Richtung zu finden gewesen wäre.
Destinova haben offenbar keine musikalischen Berührungsängste.
Sie haben ein sehr dynamisches Album abgeliefert, das sich irgendwo einfügt zwischen den klassischen Foo Fighters, der unbändigen Power von Disturbed und den alternativen Korn. Auf der Platte macht man keine Gefangenen, sondern liefert – und zwar vierzehn abwechslungsreiche Nummern. Einige davon fluppen sofort ins Ohr, andere wollen 'erobert' werden und bedürfen mehrerer Hördurchgänge. Aber das macht das Ganze ja erst so spannend.
Line-up Destinova:
Tim Meiswinkel (lead vocals, rhythm guitar)
Thomas Henn (bass, backup vox)
Frederic 'Pömie' Breitrück (lead guitar, backup vocals)
Marius Klein (drums)
Tracklist "Pieces":
- Earthquake
- Burning Eyes
- Erase The Soul
- Scryer
- Your Foe
- Paint A Stroke
- Give Me The Eye
- Hit The Floor
- Something To Say
- Zombie
- We Float
- Styx
- I Count The Miles
- In The Mist
Gesamtspielzeit: 52:37, Erscheinungsjahr: 2022
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