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Devil’s Train / Ashes & Bones – CD-Review

Devil's Train / Ashes & Bones - CD-Review

Was genau will man Hörern empfehlen, die nach Devil’s Train und ihren musikalischen Wurzeln fragen? Ihr Management sieht sie als die europäische Antwort auf Black Label Society, The Dead Daisies, Black Stone Cherry & Co. Damit sollte es nicht unbedingt einfacher werden, eine Band vorzustellen, die nicht jeder auf dem Schirm hat, wenn die vergleichbaren Größen auch keine Stammkundschaft sind. Es ist also viel einfacher, sich dem Thema inhaltlich und musikalisch auf klassische Weise zu nähern.

Der CD-Longplayer mit dem Namen "Ashes & Bones" beginnt mit "The Devil & The Blues". Hier treffen Hard Rock auf Mississippi Blues. Der Einstieg macht neugierig und er macht vor allem Lust auf mehr. "Girl Of South Dakona" zeigt ein typisches Merkmal der Hard Rocker, die als Quartett unterwegs sind. Es sind ihre melodischen Kompositionen mit Gesang, klassisch mit Strophe und Refrain, die ins Ohr gehen. Die schnell gespielte harte Nummer ist gut als Anspieltipp geeignet. Irgendwie bekannt, dann auch wieder eine frische Brise Neues, das steckt in allen Liedern drin. Devil’s Train revolutionieren den Hard Rock nicht, aber sie spielen ihn mit viel Hingabe, kompromisslos und variantenreich.

Die Stücke werden ohne Schnörkel vorgetragen, sie richten sich an Rockfans genauso wie an Metalfans. Die nachfolgenden beiden Nummern "Rising On Fire" und "You Promised Me Love", die etwas schleppend angelegt sind, erinnern deutlich an Whitesnake. Auch eine Band, die als Vergleich heran gezogen wird, die allerdings aus Europa stammt. Allemal interessant ist ein Blick auf die Besetzung. Um Mastermind R.D. Liapakis (Mystic Prophecy, Steel Prophet) haben sich Schlagzeuger Jörg Michael (Ex-Saxon, Stratovarius, Axel Rudi Pell, Running Wild und andere), Bassist Jens Becker (Grave Digger, Ex-Running Wild, Ex-X-Wild) und Gitarrist Dan Baune (Lost Sanctuary, Ex-Monument) versammelt. Es sind alles andere als Solomusiker, die im stillen Kämmerlein allein an einem Projekt arbeiten möchten. Es sind Musiker, die Studio und Bühne suchen und vor allem über reichlich Erfahrung verfügen. Insofern hat der Name Supergroup durchaus seine Berechtigung. Gleichwohl sind die Musiker mit Ausnahme des Frontmanns alle für das aktuelle Album neu zusammen gekommen.

R.D. Liapakis gibt mit seiner markanten, kräftigen Stimme den Ton an. Aber auch instrumental geht mächtig die Post ab, schaffen es Devil’s Train in der Besetzung mit nur einer Gitarre, ein Feuerwerk zu zünden. "More" heißt es, flott vorgetragen, weiter auf dem Album, und genau das ist das Motto. Darf es vielleicht etwas mehr sein? Beim Hard Rock darf gern noch eine Schippe drauf gelegt werden. "Rock & Roll Voodoo Child" ist ein gutes Beispiel für die feine Gitarrenarbeit. Auf "Hold The Line" klingt diese sogar noch ein wenig verspielter und richtig gut. Bemerkenswert darf man den Coversong auf "Ashes & Bones" nennen. Es ist kein Metal und kein Hard Rock, das hier als Grundlage diente. Funk, Rap und Soul stecken in "Word Up", mit dem der Künstler Cameo 1986 bekannt wurde. Der Ohrwurm zum Abschluss ist sofort zu erkennen und sehr gut umgesetzt worden. Ein Track mit Überraschungseffekt. Unbedingt reinhören!

Unter dem Namen Devil’s Train sind in zehn Jahren zwei Alben veröffentlicht worden. "Ashes & Bones" ist Nummer drei. Die deutsche Band vermittelt sehr wohl einen internationalen Eindruck – bei den Fotos, beim Artwork und damit bei der Präsentation als Ensemble. Nein, das gelungene Cover-Artwork stammt nicht vom Sänger, sondern von Stan-W Decker, könnte man scherzhaft mit einem Augenzwinkern anmerken. Dafür hat R.D. Liapakis in seiner Eigenschaft als Impulsgeber alle Texte geschrieben, gemeinsam mit Dan Baune alle Lieder komponiert und arrangiert und schließlich alle Kompositionen produziert. Damit erscheint "Ashes & Bones" wie aus einem Guss. Das hört man und das spürt man. Einen Aussetzer gibt es hier nicht.

In einem früheren Interview gab R.D. Liapakis alias Roberto Dimitri 'Lia' Liapakis zu verstehen, dass er bewusst mit Deep Purple, Led Zeppelin und Black Sabbath, später mit Rainbow und Bad Company aufgewachsen sei. Genannte Bands hätten ihn geprägt und zum Teil bis in die Gegenwart beeinflusst. Mit dieser Aussage und mit den eingangs genannten Bands legt sich der Frontmann nicht auf ein Vorbild fest. Das zeichnet das Album "Ashes & Bones" aus. Das vom Gesang getragene Zusammenspiel aller Instrumentalisten ist eine Wohltat für die Ohren. Herausragend dabei die Gitarre. Das Gute an der Platte ist, dass es mit fast jedem Durchlauf eine neue Finesse zu entdecken gilt.


Line-up Devil’s Train:

R.D. Liapakis (vocals)
Dan Baune (guitars)
Jens Becker (bass)
Jörg Michael (drums)

Tracklist "Ashes & Bones":

  1. The Devil & The Blues (3:31)
  2. Girl Of South Dakota (3:47)
  3. Rising On Fire (4:22)
  4. You Promised Me Love (3:28)
  5. Ashes & Bones (4:59)
  6. More (4:05)
  7. In The Heat Of The Night (3:47)
  8. Smell Sex Tonight (3:09)
  9. Rock & Roll Voodoo Child (4:09)
  10. Hold The Line (3:44)
  11. Man With A Gun (4:00)
  12. Word Up (Cameo-Cover) (3.20)

Gesamtspielzeit: 46:21, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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