Die Band Dicks’n’Dynamite aus dem Osnabrücker Umland existiert bereits seit dem Jahr 2012 und zockte anfänglich viele Covers von Bands wie unter anderem Motörhead, Turbonegro, AC/DC oder Social Distortion, bis mehr und mehr auch Eigenkompositionen an den Start gebracht wurden. Und im Vorfeld des seinerzeit anstehenden zehnjährigen Jubiläums hatte offensichtlich irgendjemand die gute Idee, dass man doch auch mal ein Album aufnehmen könnte. Gesagt – getan und jetzt dreht sich das Debüt "High Octane" bereits seit einiger Zeit in meiner Anlage und bringt die Wände zum Schwitzen. Okay, also der Hut von Sänger Hans und das Kopftuch von Drummer Sepp, die da im Innencover an einen Greyhound Bus (sieht zumindest so aus) angelehnt stehen … das erinnert schon sehr an Amerika, von dem Wüstensand, dem Kaktus, den Bergen und dem blauen Himmel neben der Straße ganz zu schweigen. Bereits ein Hinweis auf das Genre, so Richtung amerikanischer Sleaze- oder Glam Rock?
Das Intro zur ersten Nummer "Chicks And Dynamite", ein startendes Motorrad, dann eine lautmalerische Ankündigung der Band, lässt zunächst befürchten, dass hier schlimmste Klischees der Marke achtziger und neunziger Jahre verbraten werden. Diesbezüglich straft mich das Quartett – Ehre, wem Ehre gebürt – jedoch sehr schnell Lügen. Denn bereits beim genannten Opener macht der Vierer mächtig Dampf und rockt so kompromisslos und straight drauf los, wie amerikanische Highways nun mal sind. Glücklicherweise stellt sich auch schnell heraus, dass das erste Stück keine Eintagsfliege war. Ohne nach links, rechts, oben, unten oder sonst wohin zu schauen, rocken Dicks’n’Dynamite mit fettem (vielleicht etwas zu komprimiertem) Sound weiter in Richtung der Sonne. Da sind klasse Songs wie etwa "Honk If You Like" (mit klassischen, aber nicht peinlichen »Oh, ooh, oooooh…«-Background Vocals), "Robots In Disguise", der Titeltrack oder auch "Going South" im Programm und machen jede Menge Laune.
Wenn man Referenz-Bands ansprechen möchte, dann sind (die späteren) Motörhead unüberhörbar, ebenso Turbonegro und der Rezensent fühlte sich gelegentlich auch ein Stückchen an die seligen Dogs D’Amour erinnert. Wobei zu letztgenannter Combo Songtitel wie etwa "One Last Shot", "Too Drunk For Love", "The Best You Can Get (For Tonight") oder auch "Empty Bottles And Broken Hearts" natürlich passen, wie die Faust aufs sprichwörtliche Auge. Aber das ist aufgrund der gebotenen Qualität der eigenen Songs kein Minus-Punkt und, um es mal vorweg zu nehmen, sucht man auf dieser Scheibe nach einem Lückenfüller sowieso vergeblich. »No fillers, all killers«, wie es so schön im Englischen heißt. Der letzte Song der Platte stellt in Form von "Selfdestructo Bust" von Turbonegro die einzige Cover-Nummer dar. Vergleiche sowie Bewertungen dazu darf selbstverständlich jeder selbst an- und erstellen, Fakt ist, dass Dicks’n’Dynamite auch hier eine sehr gute Figur abgeben.
Letzten Endes kommt man also gar nicht drum herum, der Band zu einem sehr guten Debütalbum zu gratulieren und hinsichtlich "High Octane" mit beiden Daumen in Richtung Himmel zu zeigen. Da steckt hörbar jede Menge Herzblut drin, die Kompositionen sowie Arrangements sind absolut gelungen (der einzige Fehler wurde bei den viel zu lauten Background Vocals von "Going South" gemacht, die hätten leiser nämlich vieler cooler gewirkt) und jeder Musiker überzeugt mit seinen Beiträgen. So, wie die Band auf Ihrem Erstling abrockt, dürfte es darüber hinaus eine wahre Freude für jeden Rocker sein, Dicks’n’Dynamite auch mal live auf der Bühne zu erleben. Also, Augen offen halten und gegebenenfalls die Website des Quartetts für mögliche Tourdates checken. "High Octane" besteht jedenfalls aus elf Tracks und 37 Minuten ehrlichem und unverfälschtem Rock’n’Roll!
Line-up Dicks’n’Dynamite:
Hans (rhythm guitars, lead vocals)
Dennis (lead guitars, background vocals)
Martin (bass, background vocals)
Sepp (drums, background vocals)
Tracklist "High Octane":
- Chicks And Dynamite
- Too Drunk For Love
- Honk If You Like
- One Last Shot
- Don’t Forget
- High Octane
- Robots In Disguise
- Empty Bottles And Broken Hearts
- Going South
- The Best You Can Get (For Tonight)
- Selfdestructo Bust
Gesamtspielzeit: 37:01, Erscheinungsjahr: 2022
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