Man soll die Feste bekanntlich feiern wie sie fallen. Also nehmen wir uns den 70. Geburtstag des Modells Stratocaster der Firma Fender in diesem Jahr zum Anlass und gehen der Frage nach, für welches Instrument sich Gitarristen wohl entscheiden, um ihrer Berufung nachzugehen. Die Frage lautet hier in der Regel: Gibson Les Paul oder Fender Stratocaster? Interessant dabei ist, dass die Geburtsstunde der Marke Fender Stratocaster 1954 schlug, jene der Marke Gibson Les Paul bereits zwei Jahre früher. Gibson geriet jedoch unter Zugzwang, da es 1950 schon die Fender Broad/Telecaster gab.
Bis heute heißt es noch immer: Gibson Les Paul oder Fender Stratocaster? Es ist wie beim Lieblingsverein oder der Vorliebe für eine Weltanschauung. Sekt oder Selters oder die Frage, für welche Stadt das Herz schlägt. Überall muss man sich entscheiden. Es sei eine »gute Frage«, schreibt Carlo May in der Februar-Ausgabe 2021 des Fachmagazins "Gitarre & Bass" und widmet dieser Thematik einen ausführlichen Beitrag.
Auswahlkriterien waren neben der eigenen Vorliebe für das Instrument viele praktische Dinge wie Beschaffenheit von Steg, Saitenhalterung oder Tonabnehmer. Namensgeber bei der Marke Gibson war Gitarrist Les Paul. Auf der Gegenseite stand Leo Fender, ein Elektriker aus dem Westen der USA. Ab 1955 gab es die Gibson Les Paul bereits in vier Varianten. Farbe, Ausstattung und die Vielfalt der Fabrikate waren ausschlaggebende Kriterien und diese machten es Gibson offenbar leichter, Käufer zu locken. Letztlich waren es aber auch die Stilrichtungen der Musiker, bis hin zu Produktionskapazitäten, die zur Entscheidung führten. Beide Firmen haben ihren Ursprung in den USA, sodass es zumindest hier keine Unterschiede gibt.
Später kamen Hersteller aus England und Deutschland hinzu. Das führte beispielsweise dazu, dass der Jazz in den 1960er Jahren ohne beide Modelle auskam. Über alle sieben Jahrzehnte gesehen, blieben die US-Amerikaner aber die unangefochtenen Platzhirsche. Das große Vorbild der Gitarristen war James Burton, der in der Band von Elvis Presley eine Fender Telecaster spielte. Das Instrument stand zugleich für eine lange Lebensdauer. »Fender hätte wohl ein Zweigwerk in England eröffnen müssen, um die Nachfrage nach roten Stratocaster bedienen zu können, wäre die Wahl damals anders ausgefallen. Es sind oft Zufälle, die einem Gitarristen sein Trauminstrument bescheren, eine bewusste Wahl war das in der Regel nicht«, schreibt der Autor und Gitarrenexperte Carlo May.
Der Faktor Zufall führte schließlich dazu, dass sich Jimmy Page, Peter Green, Robert Fripp, Keith Richards, Mick Taylor, Jeff Beck, Eric Clapton, Slash, Gary Moore, Paul Kossoff, Neil Young, Pete Townshend, Billy Gibbons, Duane Allman, Dickey Betts und viele andere der Gibson-Fraktion anschlossen. Viele Musiker hatten später das jeweils andere Instrument für sich entdeckt. Folglich werden Jeff Beck, Pete Townshend oder Eric Clapton genauso mit einer Stratocaster in Verbindung gebracht. Ritchie Blackmore, Ron Wood, Rory Gallagher, Hank Marvin, David Gilmour, Mark Knopfler, Bonnie Raitt, Robert Cray, Lowell George, Stevie Ray und sein Bruder Jimmie Vaughan werden fast ausschließlich mit der Fender in Verbindung gebracht.
Zu dieser Gruppe gehört ebenfalls Jimi Hendrix. Wie er zu seiner Fender kam, ist schnell erzählt: Als er 1966 zum ersten Mal nach England kam, weil sein englischer Manager ihn dort zum Star machen wollte, hatte er keine eigene Gitarre dabei. Ihm war es egal. Hendrix, so ist es überliefert, konnte auf allem spielen, was Saiten hatte, egal ob Links- oder Rechtshänderversion. Also besorgte ihm sein Manager Chas Chandler für das erste Konzert in London eine Gitarre. Er fragte Eric Clapton. Dieser lieh Hendrix schließlich eine Stratocaster.
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