Wie wir erst kürzlich in einem Review erwähnt hatten, existiert die deutsche Psychedelic-Szene, wenn auch eher im Underground, nach wie vor fröhlich weiter, wächst, gedeiht und vermehrt sich. Und manchmal kommt es auch zu einmaligen Aktionen bzw. Premieren wie dieser. Die Raumpatrouille ist in der hiesigen Szene das, was man früher als 'Supergroup' bezeichnet hätte. Denn das von dem an dieser Stelle zu berichtende Quartett besteht aus niemand anderem als Ax Genrich (guitars, u. a. Ex-Guru Guru), Dave Schmidt (alias Sula Bassana, bass, außerdem u. a. Electric Moon, Zone Six), Conni Maly (u. a. Lava 303, Electric Ladyland) sowie dem Schlagzeuger Steff Bollack (u. a. Ax Genrich Band). Der Auftritt fand in einem kleineren Raum eines sehr großen Gebäudes auf dem ehemaligen Gelände der US Army statt und als Sabine und ich ankamen, sah erstmal alles menschenverlassen und wie ein Niemandsland aus. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass wir das Gebäude lediglich von der falschen Seite angefahren hatten und somit war das Problem schnell gelöst.
Es war das erste Mal, dass sich dieses neue Projekt gemeinsam auf einer Bühne einfand und zu unserem Erstaunen stellte sich in Gesprächen mit Genrich und Schmidt vor dem Gig heraus, dass die vier Musiker auch überhaupt nicht geprobt, sondern beim Soundcheck am Nachmittag zum ersten Mal überhaupt miteinander gespielt hatten. Aber gut, wir haben es hier mit erfahrenen Vollprofis zu tun, bei denen es lediglich noch darauf ankam, ob und wie gut sie gemeinsam auf einer Bühne miteinander klar kommen. Nach und nach trudelten dann auch immer mehr Gäste ein und als die ersten Töne, übrigens sehr cool von einer psychedelischen Projektor-Light Show unterstützt, erklangen, war der Konzertraum doch sehr gut ge-, glücklicherweise aber nicht überfüllt. Klar war, dass hier keine Songs im eigentlichen Sinne kommen, sondern eine improvisierte Session stattfinden sollte, die sich dann als mehrere lange Jams herausstellte. Auf Gesang wurde übrigens komplett verzichtet, was sich aber, wie die kommenden knapp zwei Stunden bewiesen, keineswegs als Nachteil heraus stellte. Free Flow war angesagt und nach der Bass-Einleitung Schmidts stiegen nach und nach auch Conni Maly, Steff Bollack und Ax Genrich in die erste, noch etwas relaxtere, Nummer ein.
Nach diesem guten, wenn auch noch etwas verhaltenen, Einstieg folgte mit dem zweiten Stück ein deutlich rockigerer Jam und spätestens an diesem Punkt angelangt wurde klar, wie gut die vier Musiker zusammen funktionierten. Conni Maly wechselte gekonnt zwischen ihren melodischen Soli sowie banddienlicher Rhythmus-Arbeit, die dann nicht nur vom Gitarren-Meister, sondern auch dem der Effekt-Geräte, nämlich Ax Genrich komplementiert wurde. Als ein wahres und supergut funktionierendes Powerhouse stellten sich Dave Schmidt und Steff Bollack an Bass und Drums heraus, sodass sich dem Rezensenten diesbezüglich unwillkürlich Vergleiche mit Hawkwind zu deren besten Zeiten in den siebziger Jahren (mit Lemmy Kilmister am Bass und Simon King am Schlagzeug) aufdrängten. Somit konnte nicht nur die gesamte Band, sondern auch jeder einzelne Musiker deutlich punkten. Auch die dem anwesenden RockTimes-Team bisher am wenigsten von dem Quartett bekannte Frau Maly hinterließ auf ihren beiden Sechssaitern einen hervorragenden Eindruck.
Space Rock vom Feinsten also, der durch die Klasse der Musiker und deren Variabilität, was sowohl die Tempi, als auch die Rhythmik und Melodik betraf, nie auch nur im Ansatz Langeweile aufkommen ließ. Die Raumpatrouille harmonierte und glänzte also durchgehend. Jeder Musiker individuell, ohne sich dabei jedoch zu sehr selbst in den Vordergrung stellen zu wollen und nach knapp zwei Stunden neigte sich ein sehr gelungener sowie intensiver Konzert-Abend schließlich seinem Ende entgegen. Hinterlassen wurden – was sowohl die Musiker, als auch das Publikum betraf – ausgepowerte, aber glückliche Anwesende.
Obendrein gab es auch noch zwei weitere gute Nachrichten, denn einerseits wurde das Konzert professionell mitgeschnitten und zum anderen ist Die Raumpatrouille (zumindest nach Aussage von einem der Musiker) als feste Band geplant, sodass dieses hoffentlich bei weitem nicht das einzige Konzert, sondern lediglich die Premiere im kleinen Rahmen gewesen sein sollte. Abzuwarten bleibt noch, wie zufrieden das Quartett selbst mit der Show war, denn wenn sich die vier einigen, darf ganz sicher auf eine CD- bzw. (noch besser) Vinyl-Veröffentlichung des Gigs gehofft werden. Gerne mehr davon!
Line-up Die Raumpatrouille:
Ax Genrich (guitars)
Conni Maly (guitars)
Sula Bassana (bass)
Steff Bollack (drums)
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