Mit 'Deutschsprachiger Popmusik' fing alles an. In dieses Schema wurde Ulla Meinecke, geboren am 14. August 1953 in Usingen im südhessischen Hochtaunuskreis, anfangs gepresst. Im Alter von 18 Jahren hatte sie bereits ihre ersten Lieder geschrieben. Es galt damals als Markenzeichen, dass sie ihre Texte selbst verfasste. Schon zu Beginn ihrer Laufbahn legte sie großen Wert auf die Auswahl ihrer Musiker, die ihr entweder beim Vertonen der Texte behilflich waren oder sie bei Konzerten begleiteten.
Ein herausragender Name ist Herwig Mitteregger. Er produzierte nicht nur ihre beiden Alben "Überdosis Großstadt" (1980) und "Nächtelang" (1981). Der österreichische Schlagzeuger, Sänger, Komponist und Produzent vertonte viele ihrer Lieder.
Die zwei folgenden Langspielplatten "Wenn schon nicht für immer, dann wenigstens für ewig" (1983), mit dem von Edo Zanki geschriebenen Hit "Die Tänzerin", und "Der Stolz italienischer Frauen" (1985) in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Udo Arndt bedeuteten für Meinecke den Durchbruch auf dem deutschen Markt. Für ihre musikalische Leistung wie auch für nationale Chartnotierungen erhielt sie die Goldene Europa und weitere Auszeichnungen, darunter den Deutschen Kleinkunstpreis – Auszeichnungen, die man durchaus heute noch ernst nehmen darf.
Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren Namen, der die Sängerin formte: Udo Lindenberg war es, der die damals 23-jährige bei einer zufälligen Begegnung ermunterte, ihr Hobby kurzerhand zum Beruf zu machen. Anschließend leitete sie dessen Büro. So war es kein Zufall, dass ihre erste Langspielplatte "Von toten Tigern und nassen Katzen" 1977 sehr von Lindenbergs Stil geprägt war. Trotz aller Verbindungen mit vielen kreativen Musikern nimmt man Ulla Meinecke in erster Linie als Solistin wahr. Zumindest ist das in Konzerten der Fall. Denkwürdig waren ihre Auftritte 1981 und 1985 im Rockpalast, die auf CD und DVD festgehalten worden sind.
Ulla Meinecke ist ein Muster an Beständigkeit, wenngleich sie sich mit neuen Produktionen rar gemacht hat. Dafür ist die heute 70-jährige Jubilarin noch immer auf Konzertbühnen unterwegs. Fast immer mit dabei ist der Gitarrist Ingo York. Sie ist bundesweit auf Bühnen unterschiedlicher Größe zu erleben. Die Musikerin liest oft aus Büchern. 2003 hat sie unter der Regie von Günter Amendt ihr Lieblingsbuch "Die Abenteuer des Tom Sawyer" als Hörbuch umgesetzt. Kontakte entwickelte die vielseitige Frau später mit dem Theater. Am Berlin Theater verkörperte sie 2008 die Eunice Hubbel in Tennessee Williams' "Endstation Sehnsucht". An ihrer Seite spielte Ben Becker. Weiteren Konzerttourneen folgte mit "Willkommen in der Höhle der Löwin" ein dreiteiliges Hörfunk-Feature, ehe sie 2010/11 in Dietmar Loefflers "Der Schlagerexorzist am Schlossparktheater" die Sängerin Roxanne spielte.
Der Sängerin gehören nicht die großen Schlagzeilen im Musikbusiness. Nahezu unbemerkt, aber ebenso unbeirrt zieht sie ihre Kreise und beeindruckt auf eine ironische Weise und mit einer ihr eigenen poetischen Sprache. Mysterien des Alltags und die Liebe baut sie in ihre Texte ein. Auf unzähligen Konzerten und in vielen Lesungen hat sich die feinfühlige Künstlerin einen Ruf als Sängerin, Dichterin und Autorin erarbeitet, der sie zweifelsfrei zu einem wichtigen Bestandteil der deutschen Musiklandschaft macht. Sie gehört damit zu einer Generation, der man mit ruhigem Gewissen das Prädikat 'alte Schule' attestieren kann.
Respekt deshalb vor ihrer langen Karriere. Alle guten Wünsche der RockTimes-Redaktion bei bester Gesundheit mögen Ulla Meinecke zu ihrem 70. begleiten.
©Fotos: Mario Keim
Neueste Kommentare