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Die ungekrönte Königin des Rock / Zum Tod von Tina Turner – Nachruf

J. D. Souther am 17. September 2024 verstorben

Sie war eine starke Frau, sie war eine Powerfrau.
Ihre Shows – energiegeladenen und unvergesslich.
Ihre Bühnenpräsens – einzigartig.
Ihre röhrende Soul-Stimme – umwerfend.
Sie hatte Klasse und Stil.
Sie war die ungekrönte Königin des Rock. Doch ihr Leben glich einer Achterbahnfahrt.

Wenn Tina Turner mit wilder Löwenmähne, Netzstrümpfen und High Heels, eingehüllt in einem winzigen Hauch von einem Kleidchen oder im ultrakurzen Lederröckchen wie ein Derwisch über die Bühne fegte und "Proud Mary", "The Best" oder "What’s Love Got To Do With It" ins Mikro röhrte, lagen ihr ihre Fans zu Füßen. Und sie hatte nicht nur männliche Fans.
Wir Frauen bewunderten zwar ihr Können, ihre Show, ihren sexy Kleidungsstil. Wir bewunderten sie aber noch viel mehr um ihre Stärke, sich aus den Fesseln einer gewaltreichen Ehe gelöst zu haben um dann, mit wenigen Cents in der Tasche und dem, was sie gerade auf dem Leib trug, von vorn zu beginnen.

Tina Turner, München 1985, © Wolfgang Gürster, (www.rock-shot.com)

Tina Turner, München 1985, © Wolfgang Gürster, (www.rock-shot.com)

Tina hatte damals, nach ihrer Flucht von ihrem prügelnden Ehemann, auf alle finanziellen Ansprüche aus dem gemeinsamen Musikschaffen mit Ike Turner verzichtet. Lediglich ihren Künstlernamen führte sie weiter.

Geboren wurde Anna Mae Bullock in Nutbush in den Südstaaten als Tochter einer Baumwollpflücker-Familie. Sie sang bereits als Kind im Gospelchor in der Kirche. Ihre Eltern trennten sich, ihre Mutter verließ sie und ihren Vater mit der älteren Tochter Ruby Alline Selico. Anna Mae kam zur Großmutter, die sie aufzog. Nachdem diese gesundheitlich angeschlagen auf ihr Lebensende wartete, schickte sie das Mädchen zu ihrer Mutter zurück, die wenig erfreut über das Erscheinen der jüngsten Tochter war, umso mehr aber freute sich die große Schwester.

Diese nahm Anna Mae mit in einen Club, in welchem die angesagteste Band in der ganzen Umgebung spielte. Ihr Bandleader war Ike Turner, der nach einer Gesangseinlage von Anna Mae sofort ihr Talent erkannte.
Von da an gehörte ihr Leben nicht mehr ihr selbst. Ike 'formte' sie nach seinen Vorstellungen, verpasste ihr nicht nur den Künstlernamen Tina Turner, sondern auch jede Menge Schläge, um ihren Willen zu brechen. Als ein Streit zwischen den Beiden wieder einmal eskalierte, verließ Tina ihren Mann bei Nacht und Nebel und flüchtete in ein Hotel, wo sie erst einmal kostenlos unterkam, das war 1976.

Tina Turner, München 1987, © Wolfgang Gürster, (www.rock-shot.com)

Tina Turner, München 1987, © Wolfgang Gürster, (www.rock-shot.com)

Zwei Jahre später beantragte sie die Scheidung von Ike. Tina erhielt zwar die Rechte an ihren eigenen Songs, verzichtete aber auf alle übrigen Werte, die ihr nach der Scheidung zugestanden hätten. Somit stand sie am Ende vor dem Nichts. Dazu kamen auch noch Vertragsklagen und finanzielle Forderungen der Konzertveranstalter wegen abgesagter Shows. Es war die Hölle. Dennoch gab sie nie auf, gab kleine Konzerte in noch kleineren Clubs und wohnte mit ihren drei Kindern (zwei eigene und eins stammt aus der Beziehung zwischen Ike Turner und Lorraine Taylor, welches Tina adoptiert hat) bei Freunden, die sie unterstützten.
Unterstützung erhielt sie auch von Musiker-Kollegen wie David Bowie, Mick Jagger, Bryan Adams oder Eric Clapton.

Dann endlich, 1984 schaffte sie den Durchbruch mit dem Album "Private Dancer". Für die Künstlerin, die sich mit Leib und Seele dem Rock verschrieben hatte, war dies ein beispielloser Erfolg, der sich von da an unaufhaltsam fortsetzen sollte. Sie bekam nicht nur Plattenverträge, sie bekam Filmangebote wie z. B. in "Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel", sang den Titelsong zum James Bond-Film "GoldenEye" und wurde mit Auszeichnungen überhäuft. Großartige Plattenverkäufe und stets ausverkaufte Konzerthallen sollten diesen Erfolg noch zusätzlich untermauern.

Verantwortlich dafür war natürlich auch der deutsche Musikmanager Erwin Bach, mit dem sie seit 1986 liiert war und seit 1994 in der Schweiz lebte. 2013 gab sie die amerikanische Staatsbürgerschaft auf und im gleichen Jahr, in welchem sie auch Schweizer Staatsbürgerin wurde, heiratete sie ihre große Liebe Erwin Bach.
Um ihre Gesundheit stand es nicht zum Besten, nun hat sie einen ihrer größten Kämpfe verloren.

Tina Turner starb am Mittwoch den 24.05.2023 im Alter von 83 Jahren in Küsnacht nahe Zürich.
Ein Weltstar ist von uns gegangen.

R.I.P. Tina

Über den Autor

Ilka Heiser

Hauptgenres: Classic Rock, Blues Rock, Heavy Rock
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Mail: ilka(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Mario Keim

    Tina Turner war eine große Persönlichkeit – herausragend aus der Rubrik Künstlerinnen und Künstler, wie sie heute in dieser Klasse nicht mehr geboren werden! Für mich wird die Musikerin unvergessen bleiben. Sie hatte einen sehr guten Stilmix entwickelt, der unter die Haut ging. Einen großen Anteil an ihrer Erfolgsgeschichte leisteten ihre hervorragenden Gastmusiker. Ruhe sanft im Rockerhimmel, Tina.
    LG Mario

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