Die Band Dirty Streets kommt aus Memphis, Tennessee.
"Distractions" ist mittlerweile deren fünfte Veröffentlichung. Los ging es 2009 mit "Portrait Of A Man". Ende 2011 folgte "Movements" und 2013 hieß es "Blades Of Glass". Der "Distractions"-Vorgänger "White Horse" kam im September 2015 auf den Markt.
Wie auf der Dirty Streets-Facebook-Seite steht, bringt sich das Trio gerne in Verbindung mit MC5, The Rolling Stones, James Brown, Cactus, Humble Pie oder den Faces.
Da muss man kein großer Kenner der Musikgeschichte sein, um festzustellen, dass Retro angesagt ist.
Für die zehn Songs auf der vorliegenden Platte begab sich das Trio in die berühmten Sam Phillips Recording Studios.
Unter anderem ist Memphis bekannt für die Wiege des Souls. Davon fließt bei Dirty Streets nur ein ziemlich geringer Anteil durch ihre musikalischen Adern. Dafür hören wir viel mehr heftigen Rock, der seine Wurzeln im Blues hat, zeitweise von psychedelischen Elementen durchsetzt. Eine phasenweise Tendenz zum Southern Rock darf man dem Trio ebenfalls unterstellen. Eine Prise Garage oder Punk mischt sich auch noch ein.
Die Songs überschreiten selten die vier Minuten-Marke, changieren so um die drei Minuten, was zur Folge hat, dass die Scheibe nur auf eine Gesamtspielzeit von knapp fünfunddreißig Minuten kommt.
Trotzdem möchte man nach den zehn Nummern mehr von dieser Band hören.
Kommen wir vielleicht zum absoluten Ausnahme-Track auf "Distractions", denn "On The Way" unterscheidet sich doch sehr von den anderen Kompositionen. Für dieses Lied schultert Justin Toland die akustische Gitarre und seine musikalischen Partner machen eine kurze Pause. Solo verzaubert uns der kompetent singende Frontmann mit einer schönen Southern-infizierten Ballade, die von feinem Sechssaiter-Fingerpicking begleitet wird. Dieses Stück überrascht schon im ansonsten virtuosen Treiben des Trios. Der famose Cut zum ruhigen Ambiente wird um so deutlicher in den Vordergrund gestellt, wenn danach "Trying To Remember" durch Free-Stimmung mit einem Kilo mehr Gitarren-Heavyness daher kommt und die CD mit einem rockigen Kraftakt beschließt.
Justin Toland verstaut die Psychedelic im bluesigen Rock, wenn er das Wah Wah-Pedal ins Spiel bringt. So zum Beispiel als Blitzlicht im Opener "Loving Man". Bei den Spielzeiten darf man keine großartigen Gitarren-Ausflüge erwarten. Dennoch sitzt der Frontmann mit seinen Alleingängen ziemlich fest im Sattel und gibt den Tracks eine persönliche Färbung. Im klasse arrangierten "The Sound" ist es dann der Klang des Bottlenecks. Toll!
Für "Dreams" kühlt man die Aggregate etwas runter und verzückt dann mit einem Ohrwurm-Refrain im Retro-Outfit der Sechzigerjahre. Auch gut!
Von seinen fett angereicherten Riffs treiben Dirty Streets den Blues Rock auf die Spitze des Genre-Berges und Mitsummen oder –klatschen ist hier definitiv erlaubt. Klasse Drive, klasse Groove!
Aus meiner Sicht liefert das Trio mit "Death’s Creep" ein echtes Highlight ab. Das Wah Wah-Pedal ist mit von der Partie und hier macht auch die etwas ausgedehntere Spielzeit den Mehrwert der Nummer aus. Toll!
Der auf dem Blues basierende Rock von Dirty Streets wickelt den Hörer durch seine vielen Facetten ein und so ist "Distractions" eine überzeugende Platte, die den musikalischen Rückspiegel mit zeitgemäßen Mitteln aufpoliert.
Line-up Dirty Streets:
Justin Toland (vocals, guitar)
Thomas Storz (bass)
Andrew Denham (drums)
Tracklist "Distractions":
- Loving Man
- The Sound
- Dream
- Riding High
- Can’t Go Back
- Distractions
- Take A Walk
- Death’s Creep
- On The Way
- Trying To Remember
Gesamtspielzeit: 34:25, Erscheinungsjahr: 2018
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