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Dolly Parton / Just Because I’m A Woman – LP-Review

Dolly Parton - Just Because I'm A Woman - LP-Review

Bereits seit Jahrzehnten ist sie eine Ikone der traditonellen Country-Musik Nordamerikas, aber natürlich ging es auch für Dolly Parton zu Anfang erstmal auf den ganz kleinen Bühnen los. Ihr Debüt-Album "Hello, I’m Dolly" erschien im Jahr 1967, passend dazu ebenfalls auf einem ganz kleinen Label und sorgte außer ein paar kleineren Single-Hits noch nicht für sehr viel Wind. Das änderte sich jedoch sehr bald, nachdem sie später in jenem Jahr das Angebot annahm, Porter Wagoners neue Gesangspartnerin zu werden. Da Wagoner seine eigene Country-Musik-Sendung im TV hatte, wurde sie sehr bald von einem Millionen-Publikum in den USA wahrgenommen. Ebenso unterschrieb sie einen Solo-Vertrag bei dem Label-Riesen RCA Victor, der die Zeichen zusätzlich auf Erfolg stellte.

Ihre erste Scheibe für die neue Plattenfirma, "Just Because I’m A Woman", gilt noch heute als eine ihrer essenziellen und besten. Mit RCA sowie dem Duo-Erfolg mit Wagoner im Rücken änderten sich natürlich auch die Arbeitsbedingungen. Die Aufnahmen fanden in einem top ausgestatteten Studio mit den besten Session-Musikern statt, die das Country-Mekka Nashville zu bieten hatte. Die insgesamt zwölf Songs sind – ganz im Zeichen der Zeit bzw. des Jahres 1968 – fast alle sehr kurz und erreichen mit Ausnahme des Titeltracks (3:01) nie die Drei-Minuten-Marke, nein, oft liegen sie sogar deutlich darunter. Nun gut, wer eine Abneigung gegen traditionelle Country-Musik hat, der kann – spätestens an diesem Punkt angekommen –  getrost damit aufhören, weiter zu lesen. Wer aber ein Faible für diesen Stil in seiner reinen Form sowie einer lange vergangenen Zeit, dazu für bärenstarke Sängerinnen hat, der ist hier bestens aufgehoben.

Dolly Partons Stimme stach, selbst in ihren jungen Jahren, immer schon deutlich aus der Menge heraus. Textlich ist erwartungsgemäß so ziemlich alles rund um die Liebe und den Herzschmerz das große Thema. Aber Miss Parton ging bereits damals einen deutlichen und alles andere als selbstverständlichen Schritt weiter. Denn selbst wenn gewisse Themen heute lächerlich wirken bzw. schon lange Usus geworden sind, war es damals geradezu revolutionär, dass sie von einer Frau angesprochen wurden. Beispielsweise beklagt sich die Amerikanerin im Titelsong darüber, wieso sie (wie auch Millionen von anderen) als Frau nach einem Seitensprung nahezu geteert und gefedert wird, ihrem alles andere als engelsgleichen Ehemann dieselbe Tat aber als Kavaliersdelikt ausgelegt und grinsend darüber hinweg gesehen wird. Sehr mutig für die damalige Zeit. Ebenso ungewöhnlich ist der Song "The Bridge" über eine schwangere, aber todunglückliche Frau, die auf einer Brücke steht. Die Nummer endet abrupt und unvorhergesehen, sodass dem Hörer umgehend klar wird, wie die Szene wohl zu Ende ging (»…this is where everything started and this is where it ends…«). So überraschend wie nachdenklich stimmend.

Davon abgesehen haben wir es auch insgesamt mit qualitativ sehr hochwertigen Country-Songs, gespielt von echten Assen an ihren Instrumenten und einer tollen Dolly Parton zu tun. All diese Zutaten machen "Just Because I’m A Woman" zu einem bärenstarken Album, das nun noch einmal auf 180g schwerem Vinyl erschienen ist und somit auch einen vollen, warmen und erdigen Sound garantiert. Wenn es überhaupt etwas zu kritisieren gibt, dann dass die Scheibe mit nicht einmal dreißig Minuten Spielzeit doch etwas kurz ausgefallen ist. Aber wie schon geschrieben, das ist vor allem auch den Zeichen der damaligen Zeit zuzuschreiben. Country-Fans sollten hier unbedingt zuschlagen!


Line-up Dolly Parton:

Dolly Parton (acoustic guitars, vocals)
Wayne Moss (guitars)
Chip Young (guitars)
George McCormick (guitars)
Lloyd Green (pedal steel, Dobro)
Mack Magaha (fiddle)
Buck Trent (banjo)
David Briggs (piano)
Hargus 'Pig' Robbins (piano)
Roy Huskey (bass)
Jerry Carrigan (drums)
Dolores Edgin (background vocals)
Anita Carter (background vocals)

Tracklist "Just Because I’m A Woman":

Side 1:

  1. You’re Gonna Be Sorry
  2. I Wish I Felt This Way At Home
  3. False Eyelashes
  4. I’ll Oilwells Love You
  5. The Only Way Out (Is To Walk Over Me)
  6. Little Bit Slow To Catch On

Side 2:

  1. The Bridge
  2. Love And Learn
  3. I’m Running Out Of Love
  4. Just Because I’m A Woman
  5. Baby Sister
  6. Try Being Lonely

Gesamtspielzeit: 14:28 (Side 1), 15:26 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2017 (1968)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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