Heißer Scheiß, Trophäen, viel Talent und große Eindringlichkeit
Vor gut einem Jahr wurden in diesem Magazin folgende Zeilen eingestellt: »(…) und verharrt fortan unbeirrt im Gallagher-Duktus, wobei er das Kunststück fertigbringt, eigene Stücke und sogar Led Zeppelin ("Moby Dick") komplett nach dem berühmten Karohemdträger klingen zu lassen. (…) Der Rezensent und seine Mitstreiter wundern sich derweil, dass lediglich ein Stück vom brandneuen Album "Buried In The Hail" präsentiert wird (…)«.
Es ging um den 'heißen Scheiß' Dom Martin, Nordire aus Belfast, der in den vergangenen Jahren gleich fünfmal einen UK-Blues-Award einsacken konnte, primär als Instrumentalist an der akustischen Klampfe mit Metallröhrchen am Finger. Damals hatte der auffallend attraktiv wirkende neue Stern am Blues-Rock-Himmel sein drittes Studioalbum "Buried In The Hail" im Gepäck, welches dieses Jahr tatsächlich als 'Blues Album of The Year' noch einen weiteren Award in die Vitrine spülte. Da dieses Werk von seinen Songs her nur sehr bedingt für eine schweißgebadete Dachbodenparty taugt, zog es der gute Mann vor, dem Nationalhelden ganz Irlands zu huldigen, inklusive vieler Nicht-Rory Gallagher-Coverversionen.
Der geplante rein akustische Gig am nächsten Morgen, der vermutlich einiges von "Buried In The Hail" in petto gehabt hätte, fiel dann technischen Problemen zum Opfer.
Dieser Gig wird jetzt nachgeholt … auch für alle außerhalb Nordfrieslands. Mit dem konsequent betitelten Doppelalbum "Buried Alive" legt Dom Martin sein erstes Live-Dokument vor, auf welchem sich eine Scheibe als Solospot gänzlich dem Protagonisten, seinem prämierten Spiel auf der Akustischen und seinen Songs widmet, die ausgesprochen eindringlich, mit viel emotionaler Tiefe vorgetragen werden. Die andere Scheibe präsentiert dann dreiviertel des letzten Studioalbums mit seinen beiden Mitstreitern Ben Graham und Aaron McLaughlin als Rhythmusgerüst und demonstriert punktuell sein elektrifiziertes Können. Auch hier ist ausschließlich eigenes Material im Dunstkreis von Blues, Rock, Roots und Singer/Songwriter zu finden, immer mit einer undefinierbaren Dringlichkeit vorgetragen und in einer eher düsteren Grundstimmung verharrend.
Hier fällt dem Rezensenten eine Beurteilung schwer. Der elektrische Part kann den Studioversionen nur bedingt neue Facetten abgewinnen, der akustische Teil verdammt einen zum Zuhören und zieht, die richtige Stimmung vorausgesetzt, unweigerlich in Bann. Hier liegen klar die Stärken des Künstlers und er vermag sich von der Genre-Masse abzugrenzen. Sein akustisches Spiel bildet mit dem innigen, geradezu beschwörenden Gesangsvortrag eine Symbiose und ist einfach nur superb. Hätte Jim Morrison eine technisch überragende Akustikgitarre gespielt, kombiniert mit viel Feingefühl und seine Band-Kollegen außen vor gelassen, hätte es wohl ähnlich geklungen.
Fazit:
Das erste Tondokument des talentierten, aufgehenden Genre-Sterns fällt erfreulich üppig aus und zeigt überwiegend die (beeindruckende) Kernkompetenz des Künstlers auf. Selbigen in die Gallagher-Schublade zu stecken wäre erheblich zu kurz gegriffen und auch Landsmann Gary Moore wird vermutlich nur deshalb gerne genannt, weil beide gebürtig aus Belfast kommen.
Line-up Dom Martin:
Dom Martin (vocals, guitar)
Ben Graham (bass)
Aaron McLaughlin (drums)
Demi Marriner (rhythm guitar, backing vocals – #3-CD2)
Tracklist "Buried Alive":
- Daylight I Will Find (4:57)
- Government (4:23)
- Buried In The Hail (3:37)
- Howlin' (5:13)
- Belfast Blues (4:53)
- Unhinged (4:54)
- Lefty 2 Guns (5:10)
- 12 Gauge (5:28)
- Dixie Black Hand (7:11)
- Easy Way Out/Belfast Blues (11:32)
- Hello In There/The Fall (7:21)
- Daylight I Will Find (5:00)
- Here Comes The River/12 Gauge (6:55)
- Dog Eat Dog (4:45)
- Hell For You/Mercy (10:20)
- Dealer (5:52)
Gesamtspielzeit: CD 1: 45:49; CD 2: 51:46 , Erscheinungsjahr: 2024
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