Don Airey & Friends – Konzerteindrücke, 22.3.2018, Kulturbahnhof Jena

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31. März 2018

Don Airey & Friends / Kulturbahnhof Jena im März 2018

Für viele Fans ist es ein Phänomen: Auf der immer noch laufenden, weltumspannenden 'Long Goodbye'-Tour von Deep Purple füllt er die großen Konzerthallen, bei seiner Solotournee mit erlesenen jungen Musikern zeigt er sich zum Greifen nah in Wohnzimmeratmosphäre. Keyboarder Don Airey schafft diesen Spagat, der in Wirklichkeit ein Ausloten der vielen Möglichkeiten ist, die dem 69-Jährigen Tastenvirtuosen gegeben sind.

Wo Don Airey drauf steht, muss bei einem solchen Zusammentreffen nicht zwangsläufig nur Deep Purple drin stecken, denn immerhin stehen im Backkatalog des Briten 280 Alben, auf denen er mitwirkte, entweder als Gastmusiker oder für eine gewisse Zeit als festes Bandmitglied. Mit "Pictures Of Home", "Hush" und "Black Night" sind es drei ältere Stücke von Deep Purple, die der Meister mit seiner feinen All-Star-Band erklingen lässt. Auf das ersehnte "Child In Time" müssen die rund 200 Zuhörer im Kulturbahnhof Jena an diesem Abend leider verzichten. Es ist jener Klassiker, der beim Original nun schon seit 25 Jahren live Geschichte ist.

Carl Sentence, seit 2015 fester Sänger bei Nazareth und mit Don Airey seit 2006 durch verschiedene Projekte eng verbunden, ist geradezu prädestiniert, diesen Titel vorzutragen. Drei Jahre war "Child In Time" auch im Programm, nennt der Tastenmann den Grund für die legitime Schaffenspause.

Der Konzertreigen enthielt vor allem eine Vielzahl von Rainbow-Stücken ("Spotlight Kid", "I Surrender", "Difficult To Cure", "All Night Long", "Lost In Hollywood", "Bad Girl" und das Russ Bullard-Cover "Since You Been Gone"). Kompositionen von Gary Moore ("Back On The Streets", "Still Got The Blues") und Ozzy Osbourne ("Mr. Grimsdale" / "Mr. Crowley") ergänzten den zweistündigen Konzertabend, wobei auch der Colosseum II-Song "The Inquisition" nicht fehlen durfte.

Mit "Victim Of Pain" und "All Out Of Line" erklangen ferner zwei aktuelle Stücke vom neuen Album "One Of A Kind", das nunmehr am 25. Mai bei earMUSIC erscheinen soll. Die beiden Kostproben sind so kraftvoll wie die meisten der dargebotenen Lieder an diesem Abend und lassen auf ein abwechslungsreiches rockiges Album hoffen.
Aneinandergereiht ergaben die dargebotenen Songs ein musikalisches Kaleidoskop, stark am Hardrock ausgerichtet, aber auch mit einer Note für den geneigten Bluesfan.

Don Airey & Friends – das ist alles andere als eine Ein-Mann-Show, denn der Deep Purple-Keyboarder hat stets eine illustre Schar Musiker an seiner Seite, denen er ausreichend Platz für Individualität lässt. Sehr angenehm, wie sich Airey auf der Bühne zurück nimmt, wobei er nur gelegentlich in die Moderatorenrolle schlüpft und diese Carl Sentence überlässt.
Der Keyboarder spielt seinen Part wie in jener angestammten Band, der er seit 2002 als Nachfolger des unvergessenen Jon Lord die Treue hält.

Die positive Überraschung unter den Gastakteuren beim 2018er Auftritt war zweifelsfrei Dave Marks, der Gitarrist Simon McBride schon von anderen gemeinsamen Bluesprojekten kennt. Fünfter und Jüngster im Bunde war Schlagzeuger Jon Finnigan. Außer dem Bassisten waren alle anderen Begleitmusiker bereits vor Jahresfrist mit von der Partie. Das harmonische Musizieren war Beleg für ein hervorragendes Miteinander.
Bassvirtuose Laurence Cottle hingegen hat das neue Album "One Of A Kind" mit eingespielt.

Aber auch hinter den Kulissen überlässt Don Airey nichts dem Zufall. Für dessen Herzblut und eine gehörige Portion Akribie als Gastgeber des Abends spricht, dass eigens Toningenieur Rob Hodgkinson von Deep Purple die Knöpfe drehte. Rockerherz, was willst Du mehr?!

Wie es auch um die Zukunft von Deep Purple bestimmt ist, wobei jedermann davon ausgehen darf, dass es wohl keine ausgedehnten Tourneen mehr geben wird, so dürfte hierzulande mit dem Tastenmann und den hochbegabten Musikern an seiner Seite noch die eine oder andere Runde in kleinen Sälen zu erleben sein.