Nur nochmal zur Erinnerung: Unser Protagonist war Frontmann der im Jahr 1979 gegründeten Band Dokken, die nach einem Achtungserfolge einstreichenden Debütalbum ("Breaking The Chains", 1983) ganz gehörig abhob und in Form von "Tooth And Nail" (1984), "Under Lock And Key" (1985) sowie "Back For The Attack" (1987) gleich drei Platinalben in Folge ablieferte. Auch das Livealbum "Beast From The East" (1988) erreichte noch Goldstatus, allerdings war der Spuk im Folgejahr komplett vorbei, nachdem Dokken und der Gitarrist George Lynch beschlossen, einfach nicht mehr miteinander zu können. Don Dokken brachte 1990 mit "Up From The Ashes" ein erstes Soloalbum an den Start und das zweite ("Dysfunctional") war bereits so gut wie im Kasten, als ein schlauer Kopf im Hintergrund die Idee hatte, bereits erwähnten Lynch, dazu Jeff Pilson (bass) sowie Mick Brown (drums) dazu zu nehmen und die Scheibe als Dokken-Reunion auf den Markt zu bringen.
Es folgte eine weitere lange Periode mit der Band (allerdings ohne Lynch, der sich schon bald wieder aus dem Staub machte), die bis 2012 immerhin weitere sieben Studioalben hervorbrachte. Wenn mit der Hauptcombo mal nichts angesagt war, lag der gute Don allerdings auch nicht auf der faulen Haut, sondern zog viel lieber mit seiner Soloband durch die Clubs. Für diese Aktivitäten wurde schließlich die Akustik-Platte "Solitary" komplett in Eigenregie und ohne Label aufgenommen, die ab 2008 dann auch lediglich auf den Konzerten zum Verkauf stand. Etwa zwölf Jahre später feiert die Scheibe nun eine Wiedergeburt, die für diese Ausgabe sogar mit drei Bonus Tracks ("Jealous", "My Heart Will Go On" sowie "All That Love Can Be") ausgestattet wurde.
Und tatsächlich ist das vorliegende Album deutlich anders und viel ruhiger ausgefallen, als es die Metal-Vergangenheit des Sängers vielleicht vermuten ließ. Akustik-Gitarren bestimmen das Bild und ein sanfter Bass unterstützt (ebenso wie die Drums) lediglich die durchgehend sehr ruhig gehaltenen Stücke. Der Star ist der Gesang und der kommt auch wirklich gut. Man muss also kein ehemaliger oder aktueller Dokken-Fan sein, um hier seinen Spaß zu haben. Vereinzelt ist dann doch mal eine E-Gitarre für das ein oder andere Solo zu hören, aber auch hier wurde sehr genau auf den Gesamtsound geachtet, was die musikalischen Alleingänge der Begleiter dann doch sehr überschaubar macht. Wenn ich also gerade schrieb 'Der Star ist der Gesang', dann muss unbedingt auch das geflügelte Wort 'Der Star ist der Song' hinzugefügt werden. Und bei den Stücken finden sich tatsächlich so einige Überraschungen, ob es das an frühe Ronnie James Dio (zu Rainbow-Zeiten) -Balladen erinnernde "In The Meadow", der dann doch sehr überraschende Celine Dion-Hit ("My Heart Will Go On") aus dem Film "Titanic" oder das atmosphärisch sehr schön gestaltete "Ship Of Fools" ist.
Ebenfalls ein Bonustrack ist das abschließende "All That Love Can Be", das mit einem schönen Piano beginnt und fast schon auf eine Joe Cocker-Nummer deutet, bevor Don Dokken mit seiner eigenen Stimme aber schon sehr bald klar macht, wer hier eigentlich der Mann hinter dem Mikro ist. Sehr melancholisch und nachdenklich, aber – und vielleicht gerade deshalb auch – ein richtig gutes Schlusslied. Bei dem letzten Bonus-Titel handelt es sich um "Jealous", das erneut von einem Piano getragen wird und zu dem sich lediglich noch Don Dokkens Gesang gesellt. Darüber hinaus gehören "The Tragedy", "Where The Grass Is Green" sowie "You Are Everything" zu meinen Favoriten, aber diesbezüglich darf sich natürlich jeder seine eigenen selbst aussuchen.
Als Fazit steht: Ein sehr gutes Akustik-Album von Don Dokken, sehr gut gesungen, sehr gut eingespielt, durchgehend gute Songs und eine clevere Produktion, die die Platte vor allem für die ruhigeren Stunden interessant macht. "Solitary" ist zwar kein Album, das die Rockwelt aus den Angeln hob oder heben wird, ein richtig gutes ist es aber allemal.
Line-up Don Dokken:
Don Dokken (all vocals)
Michael Thompson (guitars, bass)
Steve Ornest (guitars)
Wyn Davis (guitars, bass, keyboards)
Tony Franklin (bass)
John Schreiner (piano, keyboards)
John Keane (piano, keyboards)
Frank Lentz (drums)
Gary Ferguson (drums)
Vinnie Colaiuta (drums)
With:
Kelly Keeling (background vocals – #3)
Tracklist "Solitary":
- In The Meadow
- I’ll Never Forget
- Where The Grass Is Green
- Jealous
- Ship Of Fools
- You Are Everything
- Venice
- Sarah
- My Heart Will Go On
- The Tragedy
- Someday
- All That Love Can Be
Gesamtspielzeit: 54:18, Erscheinungsjahr: 2020
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