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Don’t Drop The Sword / Prelude To The Age Of Heroes – EP-Review

Don't Drop The Sword / Prelude To The Age Of Heroes

Beim Begriff 'Präludium' muss ich zunächst erst einmal an das einleitende Instrumentalwerk denken, dem ein Musikstück, beispielsweise eine Oper oder eine Operette, folgt. Populär geworden für seine Präludien und Fugen für Orgel ist Johann Sebastian Bach. In der französischen Übersetzung heißt Präludium Prélude. Im Lexikon erfahren wir, dass sich das Prélude für Tasteninstrumente im 19. Jahrhundert zu einem eigenständigen Charakterstück entwickelt hat, bei dem die ursprüngliche eröffnende Funktion verloren gegangen ist.

Es ist nicht hinterlegt, welche Ambitionen die bayerischen Metaller von Don’t Drop The Sword gehabt haben, aber ihre Titelwahl hin zu "Prelude To The Age Of Heroes" verlangt mir doch großen Respekt ab. Nur Zufall war hier sicherlich nicht im Spiel, wage ich zu behaupten. Eine Metalband tastet sich an die Begriffswelt der Klassik heran. Aber am besten der Reihe nach! Die Formation mit dem klangvollen Namen Don’t Drop The Sword stammt aus Erding, was mich gleichermaßen verblüfft und erfreut hat: Vermutet man im Umfeld des Großflughafens und einer international renommierten Weißbierbrauerei nicht unbedingt dieses Genre, wobei ich das auf den gesamten Freistaat übertragen möchte.

In RockTimes haben wir unseren Leserinnen und Lesern alle drei bisherigen Werke vorgestellt. Seit dem Gründungsjahr 2016 gab es zwei EPs (Into The Fire, The Wild Hunt) und eine CD (Path To Eternity). Es folgt Produktion Nummer vier. Das Artwork ist derart professionell ausgerichtet, dass man hier schon von einem 'erwachsenen' Album ausgehen möchte. Wer dem Quintett aus der Nähe der bayerischen Landeshauptstadt Fleißarbeit zusprechen möchte, der sieht sich durch das folgende Statement der Musiker bestätigt: »Wir arbeiten aktuell mit Hochdruck an unserem nächsten Album. Wie vielen anderen Bands auch, kam unserem Schaffen Corona in die Quere, ansonsten wäre der Longplayer vermutlich längst fertiggestellt worden. Wir freuen uns aber, dass wir so diese EP machen konnten, die nicht nur neue Songs enthält, die speziell dafür geschrieben wurden, sondern endlich auch das oftmals angefragte "Prophecies Carved In Sand" in physischer Form.«
Don’t Drop The Sword veröffentlichen weiterhin im Eigenvertrieb, bringen ihre Neuerscheinungen in einer fast schon beispiellosen, verlässlichen Pressearbeit an den Mann oder die Frau und sammeln damit Sympathiepunkte.

Ach ja, da wäre noch die Musik! Natürlich soll diese nicht unterschlagen werden. Als Überraschung werte ich es, dass die EP mit fünf Tracks noch einmal in zwei Teile untergliedert ist: Der erste Teil ist im Namen dem Titel der EP nachempfunden und umfasst drei Songs: Der Opener "Sands Of Time" handelt von einer alten ägyptischen Sage, wonach jede Nacht ein Kampf zwischen einer gewaltigen Schlange und mehreren Göttern stattfindet. Gewinnt die Schlange, verschlingt sie die Sonne und die Welt bleibt in Dunkelheit zurück. Klingt für mich sehr interessant, auch wenn man sich sonst nicht tiefgreifender mit der Problematik beschäftigt. Textlich steht der Opener stellvertretend für die Kernthemen Sagen, Mythologie und Science Fiction.

Musikalisch steckt alles drin, was das Herz begehrt. Die Akteure packen nach ruhigem Beginn Epic-, Power- und Speed Metal in ihre Musik. Zu den Vocals gesellen sich bei Sänger Anti Growls. Da sind wieder, diese Wesensmerkmale des Metal, an denen ich dank der Finnen von Amorphis und ihrem 2022er Album Halo praktisch über Nacht Gefallen gefunden habe, was dadurch zu begründen ist, dass diese spezielle Art des Gesangs einfach treffend zu mancher Musik passt. Der durch Folk untermalte Metal ist ein Stilmittel, das so häufig nicht zu hören ist. Während der kompletten Spielzeit wird mir außerdem klar, dass es so viele Power Metal-Bands hierzulande gar nicht gibt. Don’t Drop The Sword gehören dazu und brauchen sich nicht zu verstecken. "Prelude" ist ein fast erzählerisch vorgetragener Vorausblick auf das kommende Album und trifft es mit der eingangs erwähten Beschreibung des Begriffs.

Auf "Prelude To The Age Of Heroes" gibt es definitiv keinen Ausfall. Die fünf Kompositionen sind abwechslungsreich, sie verbindet jedoch ein roter Faden. Mir bereitet es großen Spaß, in die EP zu hören. Hier spreche ich bewusst nicht von der Vergangenheit, obwohl die ersten Durchläufe für die Review zurück liegen.

Der zweite Teil der EP ist mit der erwähnten Single "Prophecies Carved In Sand" überschrieben. Diese gab es zuvor nur in einer digitalen Fassung. "Traveler In Time" ist ein Blind Guardian-Cover. Dieses Stück ist laut Bandinfo ebenso im Universum der Science Fiction-Buchreihe "Dune" von Frank Herbert angesiedelt wie "Prophecies Carved In Sand". Inhaltlich geht es hier um den Kampf und das Überleben des Wüstenvolks der Fremen. Die Fremen sind eine Gruppe von Menschen im fiktiven Dune-Universum. Frank Herbert hatte sie geschaffen. Sie tauchten erstmals in seinem 1965er Roman "Dune" auf, bewohnen den Wüstenplaneten Arrakis, der die einzige bekannte Quelle im Universum der so wichtigen Gewürzmischung ist.

Lange hat mich keine Produktion mehr so intensiv beschäftigt. Wie bereits erwähnt, schätze ich die Fleißarbeit von Don’t Drop The Sword. Da spielt es keine Rolle, ob eine EP oder ein Album vorliegt. Die zentrale Botschaft, die von "Prelude To The Age Of Heroes" ausgeht, lautet für mich: Hier gibt es eine Band, die einen Plan hat. Damit möchte ich keineswegs behaupten, dass das Gros der anderen Zunftvertreter keine konkreten Vorstellungen hat. Aber die gesamte Leistung einschließlich der Herkunft aus einer für den Metal nicht szenetypischen Region, bis hin zu einer Musik, die handwerklich vortrefflich ist, hat mich ohne Einschränkung überzeugt. Erwähnt werden muss auf alle Fälle noch der Satzgesang. Bassist Mathias und die beiden Gitarristen Max und Korbi sorgen hier für einen harmonischen Gleichklang, der im Grunde genommen einem zusätzlichen Instrument gleichkommt.

Höchstpunktzahl also von mir und eine Hörempfehlung für alle, die guten Power Metal bevorzugen.


Line-up Don’t Drop The Sword:

Anti (vocals, growls)
Max (lead guitar, backing vocals)
Korbi (rhythm guitar, backing vocals)
Mathias (bass, backing vocals)
Dom (drums)

Tracklist "Prelude To The Age Of Heroes":

  1. Sands Of Time (6:19)
  2. The Eye Of The World (4:53)
  3. Prelude (1:54)
  4. Prophecies Carved In Sand (6:58)
  5. Traveler In Time (6:08)

Gesamtspielzeit: 26:12, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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