Down By Law / Lonely Town – CD-Review

Den großen Durchbruch hat die amerikanische Punk Rock-Band Down By Law nie geschafft, darf sich aber – wie es aus ihrem Umfeld heißt – immerhin mit den Federn schmücken, (zumindest in den USA) großen Einfluss auf andere und neue Bands gehabt zu haben. Gegründet wurde die Combo im Jahr 1989 von dem heute einzig verbliebenen Original-Mitglied Dave Smalley, das gleichnamige Debütwerk erschien 1991. In schöner Regelmäßigkeit wurden bis 1999 sechs Scheiben abgeliefert, bis zur nächsten und zunächst letzten ("Windwardtidesandwaywardsails", 2003) vergingen dann schon vier Jahre. Down By Law lösten sich umgehend nach der letztgenannten Veröffentichung auf und kamen dann erst 2008 wieder zusammen. Bis "Champions At Heart" (2012) erschien, dauerte es allerdings vier lange Jahre und es sollten sechs weitere vergehen, bis "All In" (2018) auf den Markt kam. Fast schon einen Zahn zugelegt hat die Band also mit der früher in diesem Jahr veröffentlichten aktuellen Platte "Lonely Town".

Zu dritt eingespielt, sind die Punk-Wurzeln der in Kalifornien beheimateten Amerikaner fast durchgängig zu erkennen, aber ganz so wild wie erwartet geht es hier (vielleicht mittlerweile auch dem Alter der Musiker geschuldet?) dann doch nicht zu. Neben echten Fetzern wie dem eröffnenden "Denim & Leather" (kein Saxon-Coversong), "Darkest Sun", "Anthem" oder "Black Sheep" finden sich nämlich auch relativ gewöhnliche Rocksongs der Marke "Gleam", "Go Back Home" oder das seltsam an Sting bzw. frühe The Police erinnernde Titelstück. Die einzelnen Nummern kommen jeweils mit zwei Gitarren, in Ermangelung eines Bassisten hat Sam Williams diesen Part zusätzlich übernommen. Wenn es zu den konventionelleren Rocksongs kommt, dann gibt speziell "Go Back Home" eine sehr gute Figur ab. Die Band kann also nicht nur ohne Rücksicht auf Verluste Gas geben und nach vorne preschen, sondern kommt durchaus auch mal überlegt und selbstreflektierend rüber.

"This Heart Remains" überrascht zwar mit schnell galoppierenden Drums, die Gitarren und der Gesang weigern sich jedoch irgendwie, dieses Tempo mitzugehen, was das Stück irgendwo auf halber Strecke verhungern lässt. Ganz sicher einer der Nachteile, wenn man Alben nicht mehr gemeinsam in einem Raum aufnimmt, sondern jeder Musiker seine Parts in einem anderen Studio aufs Band bringt. Eine Vorgehensweise, die jedem/r Romantiker/in unter den Musik-Fans das Herz zum Bluten bringt. Aber gut, das ist ein anderes Thema. Wenn Down By Law Dampf machen, dann geht es – wie beispielsweise bei dem bereits erwähnten "Denim & Leather" – allerdings richtig gut ab und es werden keine Gefangenen gemacht. Mit Ricky Warwick ist sogar ein prominenter Gast vertreten, der zusätzliche Gesangsspuren zu der Nummer "Heroes & Zeroes" beigetragen hat.

Letzten Endes ist "Lonely Town" ganz sicher kein schlechtes Album, ein absoluter Oberhammer ist es allerdings auch nicht. Den besten Songs der Platte stehen leider auch einige gegenüber, die allenfalls mittelmäßig ausgefallen sind. Bei momentan ziemlich starker Konkurrenz in diesem Genre und im eigenen Land (unter anderem The Adolescents oder D.I.) wird es diese neue Scheibe von Down By Law wohl eher schwer haben. Aber möglicherweise kümmert das die Band gar nicht mal so sehr, da sie ihr Hauptaugenmerk seit mehr als zwanzig Jahren sowieso auf die Konzerte gesetzt hat. Drücken wir die Daumen, dass die Mannen um Dave Smalley eben diese so schnell wie möglich auch wieder spielen dürfen. Zum Reinhören empfehle ich "Denim & Leather", "Heroes & Zeroes", "Go Back Home" sowie "Anthem".

Line-up Down By Law:

Dave Smalley (guitars, vocals)
Sam Williams (bass, guitars, vocals)
Disco Dave K. (drums)

With:
Matt Cade (background vocals – #1)
John North (background vocals – #1)
Rob Tew (background vocals – #1)
Matt Snell (background vocals – #1)
Matt Byrne (drums – #10)
Ricky Warwick (vocals – #10)

Tracklist "Lonely Town":

1. Denim & Leather
2. Anthem
3. Lonely Town
4. Gleam
5. Steal The Night
6. So Solo
7. Darkest Sun
8. Go Back Home
9. Black Sheep
10. Heroes & Zeroes
11. Soar
12. This Heart Remains
13. My Reservation’s Been Confirmed

Gesamtspielzeit: 38:12, Erscheinungsjahr: 2021