Eine fast revolutionäre Wandlung haben DreaMMage vollzogen. "Lyrical Charms remixed" war das Debüt des gleichnamigen Projekts aus dem Jahr 2017 überschrieben. Die Produktion war ein experimenteller Cocktail aus Computersequenzen, Rockelementen und 2600 Jahre alten Versen der antiken griechischen Dichterin Sappho (ca. 600 v. Chr.).
Mit der aktuellen Veröffentlichung "Roads" schlägt Mastermind Stefan Schwarz eine neue Schneise in seinen Musikkosmos. Progressive Rock der 1970er Jahre klingt schon greifbarer. Lange, symphonisch anmutende Stücke mit Szenenwechseln und Intrumentalparts, eingewoben in klassischen Hammond-, Mellotron- und Moog-Sounds, haben es dem Berliner angetan und prägen dessen neue CD.
Die Tracks auf "Roads" haben dennoch unterschiedliche Charaktere. Der Opener "Arrival" zündet als bombastisches Stück mit einer Spieldauer von 7:18 Minuten, ständigen Tempowechseln und der außergewöhnlichen Stimme von Rebecca Steinberg im abschließenden Drittel. Der Track stellt eine Vertrautheit zum Genre her und man glaubt Peter Gabriel zu hören, der mit Genesis zum damaligen Zeitpunkt zu den Pionieren des Progressive Rock gehörte.
Das zweite Stück "Apsara" ist ein Instrumental. Die Klänge schwanken zwischen Mittelalter und Orient und sie bescheren dem Album einen unerwarteten Überraschungsmoment. "Nightflight" verfügt ebenfalls über eine passable Spielzeit. Mir erscheint es wie ein Lied, bei dem man gute Laune bekommt und bei dem man nicht angestrengt auf aufwändig arrangierte Melodiebögen hören muss. Auch das ist legitim.
"Falling Down" hat einen leicht wehmütigen Unterton. Dabei harmonieren Keyboard und Stimme vor dem Hintergrund einer lockeren Melodie. Wer hätte auf diesem Album Klänge aus dem Boogie Rock oder Rock Rock’n’Roll vermutet? Auf "Rock ’n' Roll Century" haben sie klar die Oberhand.
Stefan Schwarz experimentiert auch auf dem Album "Roads", wenngleich er den Fokus auf Progressive Rock richtet. Diese Musik gibt gewissermaßen den roten Faden vor und erlebt mit dem Titellied ein furioses Finale. Das achtminütige "Roads" avanchiert zu einem gitarrenlastigen Opus. Zum zweiten Mal leiht Rebecca Steinberg einem Lied ihre Stimme. Ihr Ausdruck strahlt weit über diese beiden Stücke hinaus. Auf "Roads" blitzt ihre Stärke auf. Gänsehaut, Emotionalität und eine brillante Farbe in ihrer Stimme zeichnen die Künstlerin aus.
Das Album von Stefan Schwarz und seinen Begleitmusikern zeigt uns, welche Möglichkeiten es gibt, um abseits vom Mainstream mit einer Vorliebe für Progressiv Rock der 1970er Jahre zu punkten. Zeitlos schön, ein wenig verspielt und mit einer unüberhörbaren Prise Herzblut.
Offenkundig ist für mich beim Anhören, dass der Soundtüftler und Multiinstrumentalist ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein mitbringt, um sich seinem Vorhaben zu widmen.
»DreaMMage ist ein Ort, an dem wir unseren kreativen Energien freien Lauf lassen«, sagt Stefan Schwarz selbst über sein Projekt.
"Roads" ist erhältlich auf CD und bei allen Download-und Streaming-Portalen.
Line-up DreaMMage:
Stefan Schwarz (guitars, bass, keyboards, programming)
Rolf Krosch (drums, vocals, backing vocals)
Rebecca Steinberg (vocals)
André Reschke (vocals)
Pat Rost (backing vocals)
Tracklist "Roads":
- Arrival
- Apsara
- Nightflight
- Falling Down
- Rock’n Roll Century
- Roads
Gesamtspielzeit: 34:24, Erscheinungsjahr: 2021
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